Ölförderung von Wintershall in Libyen noch nicht auf altem Stand
15.02.2013 -
Wintershall hat in der Erdölförderung in Libyen immer noch nicht die Produktionsmengen aus der Zeit von vor dem Bürgerkrieg erreicht. Vor dem Sturz des Gaddafi-Regimes im Jahr 2011 war die Kasseler Tochter des Chemiekonzerns BASF die zweitgrößte ausländische Ölfirma in dem nordafrikanischen Land nach dem italienischen ENI-Konzern. Doch bis zur alten Produktionsgröße von 100.000 Barrel pro Tag ist es noch ein weiter Weg. "Wir sind bei rund 80.000 Barrel pro Tag im Durchschnitt", sagte Wintershall-Chef Rainer Seele der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag. Es werde schwierig werden, das Vorkriegsniveau wie früher einmal geplant in diesem Jahr zu schaffen.
"Ein bestimmtes Datum anzugeben ist schwer, aber wir möchten die 100.000 Barrel so schnell wie möglich erreichen", sagte Seele. Vor einem Jahr war das große Problem noch das überalterte Pipeline-System, das den Transport des Öls von der Wüste zu den Häfen verhinderte. Das ist inzwischen zumindest teilweise gelöst, der Bau einer neuen Pipeline wurde angegangen. Sie soll bald in Betrieb gehen. Das Problem sei nun, auch die nötigen Vertragspartner zu finden. "Die Service-Industrie ist nicht auf dem gleichen Level, wie sie vor dem Krieg war", beklagt Seele. Vor dem Sturz Gaddafis stand Libyen für rund drei Viertel der gesamten Ölproduktion von Wintershall.
Vorerst kein weiterer Ausbau in Nordafrika
Nach wie vor schlummern in Libyen noch große Öl- und Gasvorkommen. Doch Seele schließt eine weitere Ölexploration in dem Land vorerst aus - solange sich die Bedingungen für ausländische Ölfirmen nicht ändern. Die Vertragsbasis müsse verbessert werden. "Ich bin momentan nicht hungrig nach Exploration", sagte er. Libyen ist das einzige nordafrikanische Land, in dem Wintershall aktuell operiert. Wegen der unsicheren Lage in der Region dürfte das auch erst einmal so bleiben, machte Seele klar. In Ägypten habe er nicht viel Fortschritt gesehen, nach der Geiselkrise in Algerien überdenke jeder ein Engagement in dem Land. Mauretanien habe Wintershall im vergangen Jahr verlassen.
Schiefergas-Hemmnisse in Europa
Wintershall ist Deutschlands größter Gasproduzent. In Europa und auf dem Heimatmarkt würde das Unternehmen gerne in die Förderung von Schiefergas einsteigen. Doch die politische Opposition gegen die umstrittene Fördermethode, das so genannte Fracking, ist groß. "In diesem Jahrzehnt rechne ich in Europa nicht mit einer Schiefergas-Produktion in großem Umfang", sagte Seele. Das Potenzial sei aber da. Bundesumweltminister Peter Altmaier hatte unlängst der Förderung von Schiefergas in Deutschland in den kommenden Jahren keine Chance gegeben. Größere Hoffnungen setzt Wintershall dagegen auf Argentinien, wo das Unternehmen nach eigenen Angaben bereits der viertgrößte Gasproduzent ist. Das Unternehmen habe sehr interessante Konzessionen, sagte Seele. Wintershall brauche aber die richtigen regulatorischen Rahmenbedingungen.
Bei der Gewinnung von Gas aus Schiefergestein wird eine mit Chemikalien versetzte Flüssigkeit mit hohem Druck in das Gestein gepresst, wodurch Risse entstehen, die das Gas entweichen lassen. In den USA wird Fracking bereits im großen Stil eingesetzt, was erhebliche Erdgasmengen zutage gefördert hat.