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VDI-Trendforum: Innovative Lösungswege für eine CO2-arme Welt

Es braucht Finanzmittel und Technologien sowie Menschen und Mut

16.10.2023 - Circa 100 Teilnehmer waren zu der Veranstaltung nach Ludwigshafen gekommen und konnten in einer Führung über das BASF-Werksgelände einen Einblick die Chemieproduktion gewinnen.

Der Nordbadisch-Pfälzischer VDI-Bezirksverein hatte eingeladen und Experten der BASF referierten über Produkte und Prozesse der chemischen Industrie und deren innovative Lösungen für die Dekarbonisierung. Gleich zu Beginn der Vorträge wurde deutlich, dass die BASF das Thema Dekarbonisierung und Klimaschutz ernst nimmt. Der Konzern werde seine CO2-Emissionen zum Vergleichsjahr 2018 bis 203 um 25 % senken und bis 2050 klimaneutral produzieren, wie Christian Seemann, Senior Vice President EST Technischer Site Service BASF Ludwigshafen, betonte. Der Konzern werde bis 2030 bis zu 4 Mrd. EUR zum Erreichen seiner Klimaschutzziele investieren.

Für diese Transformation sei der Ausbau der erneuerbaren Energien eine Grundvoraussetzung. Technische Lösungen hat der Konzern bereits einige entwickelt, die zum Teil bereits in Pilotphasen getestet werden, darunter ein elektrisch betriebener Steam-Cracker-Ofen oder die CO2-freie Herstellung von Wasserstoff. Auch der Einsatz von Wärmepumpen für die CO2-freie Dampferzeugung ist Teil des Transformationsprozesses. Seemann betont auch, dass eine enge Zusammenarbeit zwischen Politik und Industrie notwendig sei, um durch eine positive Regulierung die Wettbewerbsfähigkeit auf dem internationalen Markt zu sichern. Auch seien die Verbraucher gefragt, die bereit sein müssten, für nachhaltig erzeugt Produkte einen höheren Preis zu zahlen.

Die Hebel für mehr Effizienz

Doch klar muss sein, dass ein Konzern solche Investitionen nur tätigen kann, wenn sie sich langfristig rechnen. Die steigenden Energiepreise und die CO2-Abgaben sind wichtiger Treiber dafür. Helya Masoud Moghdam, Vice President Energy Supply Verbundstandort Ludwigshafen, stellte die Strategie und Maßnahmen zur CO2-Reduktion am Standort vor. 2019 erzeugt der Standort etwa 7,3 Mio. t CO2 pro Jahr, wovon etwa 2,9 Mio. t CO2 auf die Energieversorgung entfallen. Bereits seit 2019 werde über die Hälfte des Dampfes aus Abhitze erzeugt, die Kraftwerke bedienen den restlichen Bedarf des Standorts aus Gas und anderen Brennstoffen. Der Footprint des Standorts bezogen auf Strom liege bei 214 g CO2 pro kWh. Im Vergleich dazu: der CO2-Emissionsfaktors für den Strommix in Deutschland beträgt im Jahr 2022 434 g CO2 pro kWh.

Die Maschinenbauingenieurin erläuterte die fünf Hebel der BASF, um im Transformationsprozess voranzuschreiten. Dazu zählen in der Infrastruktur der Ausbau der erneuerbaren Energien, Dampferzeugung aus Strom sowie die Entwicklung neuer Technologien für die Entsorgung bzw. die Verwertung von Rückständen. In der Produktion setzt der Konzern auf die Weiterentwicklung der Anlagen und Verfahren und sowie auf eine nachhaltige Rohstoffbasis. Die Möglichkeiten, die Effizienz der Prozesse zu steigern, erläuterte Jan Garbe, Vice President Electrical & Instrumentation, BASF Ludwigshafen, im dritten Vortrag dieses Abends. Er betonte, dass es Finanzmittel und Technologie sowie Menschen und Mut brauche, um in der Transformation voranzugehen. Erst ein tiefes Prozessverständnis und Kenntnis der Zusammenhänge an einem Verbundstandort machten es möglich, den CO2-Footprint signifikant zu senken. Für mehr Prozess- und Anlagenverständnis und -effizienz brauche es mehr Daten, die die Digitalisierung und neue Automatisierungstechnologien liefern werden.

Diese werden auch helfen, mit dem zunehmenden Fachkräftemangel klarzukommen. Dazu gab der Automatisierungsexperten dem Auditorium einen Ausblick, wie in fünf bis zehn Jahren Anlagen teilautonom fahren könnten. Die Herausforderungen bestehe hierbei darin, bestehende Anlagen entsprechend für die Zukunft weiterzuentwickeln. Mess- und Prozessanalysentechnik werden hierfür Werkzeuge liefern, die noch bessere, gehobenere und vorausschauende Regelungen ermöglichen. An eine beispielhafte Analyse und transparente Auswertung der Energiebedarfswerte einer Anlage zeigte er, dass zwar schon ein hoher Automatisierungsgrad vorliege, die Erfahrung der Anlagenfahrer jedoch einen nicht unerheblichen Einfluss auf den Energiebedarf hat. Daraus lässt sich schließen, dass noch Luft nach oben ist, um das Optimum zu erreichen und dass dafür ein fachlicher Austausch mit den Betriebsleitern notwendig sei. Mit der Expertise in der BASF, ist Garbe optimistisch, werden die Möglichkeiten zu Effizienzsteigung bei neuen Anlagen wie auch bei bestehenden Anlagen in die Praxis umgesetzt werden können.

Nachfolgend gab der Gastgeber Prof. Dr. Andreas Föhrenbach, Vorsitzender des Nordbadisch-Pfälzischer VDI-Bezirksverein, die Gelegenheit zur Beantwortung von Fragen aus dem Auditorium. Der Abend schloss mit interessanten Diskussionsrunden beim Get-together. Die Veranstaltungsreihe Trendforum wird voraussichtlich 2025 fortgesetzt.

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