BASF und Quantafuel wollen das chemische Recycling von Kunststoffabfällen voranbringen
07.10.2019 -
BASF wird 20 Mio. EUR in Quantafuel investieren, ein auf die Pyrolyse von gemischten Kunststoffabfällen und die Aufreinigung des Rohöls spezialisiertes Unternehmen mit Sitz in Oslo/Norwegen. Die Investition wird über die Zeichnung neuer Aktien und über eine Wandelanleihe getätigt. Gemeinsam wollen die Partner die beim chemischen Recycling genutzte Technologie von Quantafuel – bestehend aus einem integrierten Pyrolyse- und Aufreinigungsprozess – weiterentwickeln und so die daraus resultierenden Produkte für den Einsatz als Rohstoffe in der chemischen Industrie optimieren. In einem zweiten Schritt strebt Quantafuel an, die gemeinsam weiterentwickelte Technologie an Dritte zu lizenzieren.
Quantafuel plant, im 4. Quartal 2019 im dänischen Skive eine Pyrolyse- und Aufreinigungsanlage mit einer Nennkapazität von rund 16.000 t/a in Betrieb zu nehmen. Als Teil der Investitionsvereinbarung wird BASF mit Produktionsstart der Quantafuel-Anlage in Skive für mindestens vier Jahre ein Vorkaufsrecht für die gesamte Menge an Pyrolyseöl und aufgereinigten Kohlenwasserstoffen aus dieser Anlage erhalten. BASF wird diese Sekundärrohstoffe im Rahmen ihres Chemcycling-Projekts nutzen, um den Markt für chemisch recycelte Kunststoffe mit ausgewählten Kunden zu entwickeln. Am Verbundstandort Ludwigshafen werden die Sekundärrohstoffe in die Produktion eingespeist und dabei fossile Ressourcen teilweise ersetzen. Sobald die Quantafuel-Anlage in Dänemark ihre volle Kapazität erreicht, will BASF erste kommerzielle Mengen von Ccycled-Produkten, das heißt Produkten auf Basis von chemisch recycelten Kunststoffabfällen, an ausgewählte Kunden liefern. Um die kommerzielle Verfügbarkeit von Ccycled-Produkten weiter zu erhöhen, streben beide Unternehmen außerdem den Bau von gemeinsamen Produktionsanlagen zur Herstellung von aufgereinigten Kohlenwasserstoffen auf Basis chemischer Recyclingverfahren an.
„Die Investition unterstreicht das Engagement von BASF bei der nachhaltigen Nutzung von Ressourcen und der Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe“, sagt Hartwig Michels, President Petrochemicals. „Die Partnerschaft ist darüber hinaus ein erster Schritt zum Aufbau einer breiten Lieferbasis für Ccycled-Produkte. So können wir unsere Kunden dabei unterstützen, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.“
„Wir fühlen uns natürlich geehrt, dass sich BASF dazu entschieden hat, sowohl finanzielle als auch personelle Ressourcen zu investieren. Es ist unser Bestreben, das führende Technologieunternehmen für das Recycling eines breiten Spektrums von gemischten Kunststoffabfällen basierend auf unserem einzigartigen Aufreinigungsverfahren zu werden“, sagt Kjetil Bøhn, CEO von Quantafuel. „Unser langjähriger strategischer Partner Vitol hat sich bereit erklärt, unsere bestehende Kooperation zu öffnen, um die Zusammenarbeit zwischen BASF und Quantafuel zu ermöglichen. Wir haben damit die Grundlage geschaffen, Produktionskapazität in einem Maßstab aufzubauen, der einen bedeutsamen Einfluss auf die globalen Umweltherausforderungen durch Kunststoffabfälle haben könnte.“
BASF hat ihr Chemcycling-Projekt im Jahr 2018 mit dem Ziel gestartet, aus Kunststoffabfällen hergestellte Recyclingrohstoffe in der Verbundproduktion einzusetzen. Gemeinsam mit Kunden aus verschiedenen Branchen hat man bereits erste Prototypen auf Basis von chemisch recycelten Kunststoffabfällen hergestellt – einschließlich Lebensmittelverpackungen, für die besonders hohe Qualitäts- und Hygienestandards gelten. Der Anteil des recycelten Rohstoffs wird dem Endprodukt über ein zertifiziertes Massenbilanzierungsverfahren zugeordnet.
Damit sich der Markt für chemisch recycelte Produkte voll entwickeln kann, müssen neben technologischen Herausforderungen auch noch regulatorische Fragen geklärt werden. „Auf der regulatorischen Seite ist eine technologieoffene Definition von Recycling durch die Behörden notwendig, sodass chemische Recyclingverfahren bei der Berechnung von Recyclingquoten berücksichtigt werden können“, sagt Michels. „Darüber hinaus sollten Anreize für die Verwendung recycelter Produkte unabhängig von der zur Herstellung genutzten Recyclingart gelten, und wir brauchen auch die volle Akzeptanz von Massenbilanzansätzen.“