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Schulpartnerschaft Chemie investiert seit 10 Jahren in den Chemieunterricht

Chemieunterricht muss begeistern

28.07.2011 -

Im Internationalen Jahr der Chemie 2011 hat der Verband der Chemischen Industrie nicht allein die Investitionen in die Förderung des Chemieunterrichts deutlich erhöht, sondern auch seine bildungspolitischen Positionen gemeinsam mit drei weiteren Chemieorganisationen neu formuliert. Dr. Andrea Gruß sprach darüber mit Dr. Gerd Romanowski, Geschäftsführer des Fonds der Chemischen Industrie.

CHEManager: Herr Dr. Romanowski, wie kam es zum Start der Schulpartnerschaft Chemie vor zehn Jahren?

Dr. Gerd Romanowski: Die chemische Industrie hat bereits einige Jahre vor dem PISA-Schock auf Defizite in der naturwissenschaftlichen Ausbildung an Schulen und das geringe Interesse der Schüler an diesen Fächern hingewiesen. Wir haben uns damals überlegt: Wie können wir den naturwissenschaftlichen Unterricht verbessern? Wie können wir junge Menschen für die Chemie begeistern?

Uns wurde recht schnell klar: Das geht nur, wenn die Chemielehrer spannend und lebendig unterrichten und der Funke vom Lehrer auf die Schüler überspringt. Und das funktioniert am besten mit interessanten und lehrreichen Experimenten und gut ausgebildeten Pädagogen. Deshalb haben wir im Jahr 2001 die Schulpartnerschaft Chemie ins Leben gerufen.

Was leistet die Schulpartnerschaft Chemie?

Dr. G. Romanowski: In den vergangenen zehn Jahren hat der Fonds der Chemischen Industrie rund 19,2 Mio. € ausgegeben, um einen abwechslungsreichen Chemieunterricht zu fördern. Über 2500 Schulen in ganz Deutschland konnten bereits von dieser Förderung profitieren. Anlässlich des Internationalen Jahres der Chemie haben wir 2011 unsere Förderung um 200.000 € auf 2,4 Mio. € erhöht. Das Geld ist gut investiert: Denn mit guter Bildung können wir eine nachhaltige Rendite für die gesamte Gesellschaft erzielen.

Sind die Maßnahmen ausreichend?

Dr. Gerd Romanowski: Nein, unsere Mitgliedsunternehmen beobachten beispielsweise mit Sorge, dass die Kenntnisse der Schulabgänger, die sich um eine Lehrstelle bewerben, in Deutsch, Mathematik und den Naturwissenschaften abnehmen - das gilt für Haupt- und Realschüler wie auch für Abiturienten. Einige Unternehmen schalten inzwischen sogar eine Ausbildung der eigentlichen Lehrausbildung vor, um dieses Defizit auszugleichen und die Schüler auf ein ausbildungsfähiges Niveau zu bringen.

Doch Defizite, die von staatlicher Seite bestehen, können nicht vollständig von der Wirtschaft ausgeglichen werden. Mit Blick auf den demografischen Wandel und die stark wachsende Zahl an qualifizierten Wissenschaftlern aus Asien sind weitere Anstrengungen der Politik notwendig, um das Bildungssystem in Deutschland auf ein international hohes Niveau zu heben, damit das Industrieland Deutschland auch in zwanzig Jahren noch wettbewerbsfähig ist. Hier muss auch der Staat seine Schulaufgaben machen - im wahrsten Sinne des Wortes. Deshalb haben wir unsere bildungspolitischen Positionen und Forderungen gemeinsam mit dem BAVC, der IG BCE und GDCh vor einigen Monaten neu formuliert.

Welches sind Ihre politischen Forderungen für die naturwissenschaftliche Schulausbildung?

Dr. Gerd Romanowski: Unsere Forderungen beginnen schon früher: Schon vor der Schule sollten Kinder im Kindergarten durch spielerische Experimente an Phänomene aus Natur und Alltag herangeführt werden. Denn die Grundlagen für naturwissenschaftlich-technisches Interesse werden bereits im frühen Kindesalter gelegt. Dem Kindergarten sollte sich ein naturwissenschaftlich-technisch orientierter Sachunterricht in Grundschulen anschließen, der bundesweit verbindlich eingeführt wird.

In den weiterführenden Schulen sollte unabhängig von Schulform oder Jahrgangsstufe durchgängig ein Drittel der Stundentafel auf die sogenannten MINT-Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik entfallen. Und da guter Unterricht vom Wissen, Können und Engagement der Lehrer abhängt, plädieren wir auch dafür, mehr in die Aus- und Fortbildung für Lehrer in naturwissenschaftlich-technischen Fächern zu investieren. So sollten Lehramtsstudiengänge verstärkt aktuelle Themen der Naturwissenschaften aufgreifen. Außerdem schlagen wir vor, dass Lehrer Praktika in der Industrie absolvieren.

Wie begründen Sie die Forderungen?

Dr. Gerd Romanowski: Ein interessanterer und durchgängiger naturwissenschaftlicher Unterricht in den Schulen trägt nicht nur dazu bei, künftige Chemiker oder Naturwissenschaftler heranzuziehen. Er stärkt vielmehr das Wissen und die Allgemeinbildung in der Bevölkerung. Als technikorientiertes Land sind wir darauf angewiesen, dass die Bevölkerung etwas von den Dingen versteht, die in den Industrieunternehmen stattfinden. Denn Unwissenheit führt zu Misstrauen und mangelnder Akzeptanz. Vielleicht liegt hierin auch ein Grund für die verbreitet festzustellende Technik- und Wissenschaftsskepsis in unserer Gesellschaft.

Lesen Sie dazu: "Bundeskanzlerin eröffnet internationales Jahr der Chemie"

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