Schmierstoffadditive nach Maß
Steigende Ansprüche an Industrie-Schmierstoffe bieten Rhein Chemie weitere Wachstumschancen
Rhein Chemie, eine 100-prozentige Tochter des Spezialchemie-Konzerns Lanxess, ist ein Spezialist für Industrie-Schmierstoff-Additive. Unter dem Markennamen Additin bietet das Unternehmen Schmierstoffherstellern in über 120 Ländern ein umfangreiches Sortiment an Additiven und Additivpaketen z. B. für Metallbearbeitungsflüssigkeiten, Hydrauliköle und Fette an.
Die Hauptproduktionsstandorte sind Mannheim, Antwerpen in Belgien und Qingdao in China. CHEManager befragte Philipp Junge, Leiter der Business Line Schmierstoffe der Rhein Chemie, zu der Entwicklung des Bereichs.
Die Fragen stellte Dr. Birgit Megges.
CHEManager: Herr Junge, als Sie 2010 die Position als Leiter der Business Line Schmierstoffe bei der Rhein Chemie übernommen haben, haben Sie gesagt, dass es Ihre vorrangige Arbeit sein wird, internes Wachstum weiter zu forcieren, indem aktuelle Marktchancen konsequent genutzt werden. Wie stark und in welchen Bereichen ist die Business Line seitdem gewachsen?
Philipp Junge: Wir haben das Geschäft der Business Line Schmierstoffe in den vergangenen drei Jahren weltweit stark ausgebaut. In Europa ist Deutschland mit seiner großen Maschinenbauindustrie, die große Mengen an Metallbearbeitungsflüssigkeiten braucht, unser größter Markt. Hier sind wir seit vielen Jahren mit einer erfahrenen Mannschaft und einem großen Technical Competence Center an unserem Hauptsitz in Mannheim sehr gut aufgestellt. In unseren Hauptwachstumsmärkten USA, China und Indien haben wir starke eigene Teams aufgebaut.
Zudem haben wir in China und USA leistungsfähige Technical Competence Center eingerichtet, in denen wir einerseits Tests für Kunden in Asien und Nordamerika durchführen und andererseits globale Produkte an die lokalen Marktbedingungen anpassen. Außerdem haben wir verstärkt globale Entwicklungskompetenz in Competence Centers zusammengeführt. So wird beispielsweise die globale Entwicklung unserer neuen Additivreihe für wasserbasierte Metallbearbeitungsflüssigkeiten von China aus getrieben.
Welche Marktchancen für weiteres Wachstum sehen Sie im Augenblick?
Philipp Junge: Als interessante Wachstumsfelder sehe ich vor allem Additivpakete für Hydraulikflüssigkeiten, wassermischbare Additive für Metallbearbeitungsflüssigkeiten und Additive für umweltverträgliche Schmierstoffe. In all diesen Bereichen sind wir sehr aktiv.
Bei umweltverträglichen Schmierstoffen, die Ökologie und Leistung gleichermaßen verbinden, sehe ich weltweit einen starken Trend. In Europa hat sich das „Europäisches Eco-Label (EEL)" als führendes Umweltzeichen für Schmierstoffe etabliert.
Es wird eine wichtige Rolle in allen 27 EU-Mitgliedsstaaten spielen. Schnell biologisch abbaubare Schmierstoffe müssen das gleiche Leistungsspektrum aufweisen wie konventionelle Produkte. Das geht nur in Verbindung mit Additiven, die ebenfalls diese Umweltparameter erfüllen. Rhein Chemie hat bereits eine ganze Reihe solcher Additive, die auf nachwachsenden Rohstoffen basieren, entwickelt. Sie werden beispielsweise in Schmierstoffen für Hydrauliksysteme oder in Sägekettenölen verwendet. Die großen asiatischen Märkte wie Japan, Taiwan, Thailand und Indien folgen ebenfalls diesem Trend, indem sie spezielle Umweltlabels definieren. Bei uns beobachten wir das genau und entwickeln dazu die passenden Additive. So helfen wir Schmierstoffherstellern dabei, die Anforderungen der lokalen Umweltlabels zu erfüllen.
Seit einigen Jahren sind Sie sehr aktiv in China. Wie entwickelt sich das Schmierstoffgeschäft derzeit in Asien bzw. in der Asien-Pazifik-Region insgesamt?
Philipp Junge: In China hat Rhein Chemie in den vergangenen zehn Jahren enge Beziehungen zu Schmierstoffherstellern und Forschungseinrichtungen aufgebaut. Seit 2008 produzieren wir in unserer chinesischen Produktionsstätte in Qingdao Additin und entwickeln dort Additiv-Formulierungen für Kunden in China und in anderen asiatischen Ländern. China, Japan und Korea haben große metallverarbeitende Industrien und sind daher für uns besonders wichtige Märkte. In den vergangenen Jahren konnten wir auch in Thailand, den Philippinen, Malaysia und Indonesien unser Geschäft stark ausbauen.
Welche Rolle spielen Umweltaspekte?
Philipp Junge: In Asien gewinnen Umweltaspekte an Bedeutung und die Nachfrage nach alternativen Produkten steigt. An diesem Wachstum möchten wir mit unserer Produktpalette von Additiven für umweltfreundliche Schmierstoffe und wassermischbaren Additiven teilhaben. Ein weiteres Beispiel ist der anhaltende Trend, chlorierte Produkte für die Metallbearbeitung durch geschwefelte Ester beziehungsweise basische Kalziumsulfate zu ersetzen. Gesetzliche Regelungen schreiben in vielen Ländern schon chlorparaffinfreie Produkte vor.
Welche Anforderungen stellen Ihre Kunden und wie stellen Sie sicher, dass Sie diese Anforderungen auch langfristig erfüllen können?
Philipp Junge: Die Anforderungen an die Leistungsfähigkeit, die Umweltverträglichkeit und die Ressourceneffizienz von Industrie-Schmierstoffen nehmen kontinuierlich zu. Wir reagieren darauf mit einer gezielten Entwicklung neuer Additive für ausgewählte Anwendungen und Regionen.
Die Kernkompetenzen der Rhein Chemie sind innovative Produkte, eine ausgezeichnete Produktqualität, leistungsfähige Technical Competence Center sowie Teams, die die lokalen Anforderungen der Kunden genau kennen und gezielt umsetzen. Dieses Erfolgskonzept setzen wir fort. So sind wir zum Beispiel in Indien gerade dabei, das Geschäft weiter auszubauen. Auch hier haben wir eine Vertriebsmannschaft mit hohem technischem Know-how aufgebaut - ein Ansatz, der uns von lokalen Kunden wie auch Ablegern internationaler Unternehmen gedankt wird.
Auf welche neuen Entwicklungen können sich Ihre Kunden einstellen?
Philipp Junge: Unser umfangreiches Produktportfolio für ölbasierte Metallbearbeitungs-Flüssigkeiten haben wir mit der Entwicklung von wassermischbaren Produkten ideal ergänzt. In Asien haben wir die Additive für wasserbasierte Metallbearbeitungsflüssigkeiten bereits Ende vergangenen Jahres sehr erfolgreich im Markt eingeführt. Zurzeit läuft die Vorbereitung zur Einführung in den USA. In absehbarer Zeit werden wir diese Produkte auch in Europa auf den Markt bringen.
Eine weitere wichtige Entwicklung betrifft die Hydraulikpakete: um das Geschäft noch gezielter auszubauen, haben wir in diesem Jahr viel Geld in einen eigenen Denison-Pumpenprüfstand für unserer Technical Competence Center in Mannheim investiert. Soweit ich weiß, sind davon nur zwölf Prüfstände weltweit aktiv im Einsatz. In diesen sehr aufwendigen Prüfungen, die jeweils ca. vier Wochen dauern, testen wir selbst, ob Basisöl und Additivpaket gemeinsam den höchsten Standard für Hydraulikflüssigkeiten, HF-0, erfüllen. Das ist für die Entwicklung solcher Hochleistungsprodukte enorm wichtig. Eine wichtige Komponente dieser Hydraulikpakete sind Verschleißschutzadditive. Auf diesem Gebiet verfügt Rhein Chemie über eine langjährige Erfahrung und bietet sehr hochwertige Lösungen an. Davon profitiert auch unser Geschäft im asiatischen Markt, wo die Nachfrage nach höherwertigen Hydraulikflüssigkeiten stetig zunimmt.
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