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PV-Industrie: Photovoltaikmarkt wächst weiter

05.12.2011 -

Der Photovoltaikmarkt wächst weiter. Der Markt für Photovoltaik (PV) wächst mit bis zu 40 % jährlich bis zum Jahr 2010. Auch nach 2010 werden die Umsätze weiter ansteigen, voraussichtlich mit 20 % bis zum Jahr 2020. Für den Kern der PV-Industrie, die PV-Zellenfertigung, heißt das, dass sich der Umsatz von rund 6 Mrd. € in 2007 auf 18 Mrd. € in 2010 verdreifachen wird.

Das Wachstum erklärt sich anhand von vier Faktoren:

  • Der weltweite Energiebedarf steigt. In den nächsten 50 Jahren wird das Drei- bis Vierfache des heutigen Bedarfs verbraucht. Wir stehen vor einem fundamentalen Wechsel der Energiequellen. Steigende Ölpreise verdeutlichen das für jeden Einzelnen.
  • Photovoltaik wird immer günstiger. Die großen Hersteller Q-Cells und REC erwarten, dass die Systemkosten einer PV-Anlage in 2010 40 % günstiger sind als in 2007.
  • Noch ist Photovoltaik von Subventionen abhängig. Jedoch wird mit steigenden Kosten anderer Energien und sinkenden Kosten der PV dieser Unterschied immer kleiner. In 2012 werden in „sonnigen“ Regionen die gleichen Stromentstehungskosten wie mit konventionellen Energien erreicht. Mit den fortschreitend niedrig werdenden Produktionskosten ist es in 2018 auch in „bewölkten“ Regionen wie Deutschland soweit.
  • Umweltschutz und Energiewandel sind politisch notwendig. Die EU-Länder werden bis 2020 rund 20 % CO2 einsparen, die Energie um 20 % effizienter nutzen und 20 % des gesamten Energieverbrauchs aus erneuerbaren Energiequellen produzieren.

Die Herausforderungen der Industrie

In den nächsten zwei Jahren steht die PV-Industrie vor vier wesentlichen Aufgaben:

  • Rohstoffengpass und Preisanstieg bei Polysilizium, dem Ausgangsstoff der PV-Zellenfertigung
  • Kostenreduzierung der PV-Anlagen
  • Langfristige ausgewogene Förderkonzepte
  • Hohe Investitionen in Kapazitätsausbau und neue Fertigungsanlagen

Der Rohstoffengpass für Polysilizium ist ein zentrales Thema der Branche. Die Gefahr ist, dass die hohen Einkaufspreise für Rohstoffe die Produktivitätsgewinne kompensieren und keinen Raum für Preissenkungen an den Endkunden lassen. Aus zwei Gründen kann sich der Markt für Polysilizium jedoch in den nächsten zwei Jahren entspannen: die Fertigungskapazitäten werden stark ausgebaut und es wird neue und kostenoptimierte Fertigungsprozesse geben.

Die Marktrecherche zeigt, dass die Silizium-Kapazitäten in den nächsten zwei Jahren massiv ausgebaut und sich bis ins Jahr 2010 versiebenfachen werden (s. Grafik 1). Damit wächst das Angebot schneller als die Nachfrage und die Preise sollten sinken. Allerdings sind viele der neuen Anlagen noch nicht in Betrieb und rund die Hälfte der neuen Anbieter hat bislang wenig Erfahrung, großchemische Anlagen zu betreiben. Mit Verzögerungen und Totalausfällen ist zu rechnen.
So wird das tatsächliche Angebot weit unter den angekündigten Kapazitäten liegen. Nach Einschätzung der Branchenführer während der PV Technology Show im April 2008 in München werden im Jahr 2010 zwischen 120.000 und 150.000 MT (metrische Tonnen) verfügbar sein. Dies deckt sich mit den Produktionsplänen der Top 10 Anbieter zu denen an oberster Stelle Hemlock, Wacker und REC gehören. Für den Preis des Rohsiliziums heißt das, dass Angebot und Nachfrage sich in etwa ähnlich entwickeln werden und es nur zu einer leichten Entspannung bis 2010 kommen wird.

Neue chemische und metallurgische Herstellungsverfahren, die bis zu 50 % günstiger als das klassische Siemensverfahren arbeiten, stehen vor der Einführung. Der Marktanteil wird in 2010 aber erst bei ca. 10 % liegen und keine merkliche Veränderung bringen.

Ab 2012 könnte sich der Markt drehen, wenn die Produktion der vielen neuen Anlagen hochgefahren ist und, wenn Erfahrung und Vertrauen in die Qualität der neuen Verfahren entstehen.

Ein zweiter Brennpunkt sind die Investitionspläne der PV Zellenindustrie. Die Marktrecherche zeigt, dass fast alle der Top 20 Hersteller ihre Produktion verdoppeln bzw. verdreifachen werden. Damit steigt die Kapazität voraussichtlich von rund 6 GW in 2007 auf 18 GW in 2010.

Hersteller der PV-Zellen

Die PV-Zellenhersteller (s. auch Grafik 2) können in zwei Gruppen unterteilt werden. Die erste Gruppe bilden Firmen mit sehr großen Produktionsvolumina. Sharp , Q-Cells and Suntech sind die “großen Drei”, die aufgrund ihrer aktuellen und künftigen Produktion herausragen. Jeder der Drei liegt bei ca. 600 bis 800 MW Kapazität in 2008, was jeweils rund 10 % Marktanteil ausmacht. Allen gemeinsam ist, dass sie 90 % ihrer Zellen mit siliziumbasierten Verfahren herstellen. Allerdings planen Sharp und Q-Cells in Zukunft ebenfalls große Produktionsanlagen (1.000 MW) mit Dünnschichtverfahren nach 2010.

Während Sharp und Suntech auch Module fertigen, konzentriert sich Q-Cells ausschließlich auf Zellen. Die ersten beiden Firmen profitieren über einen größeren Anteil an der Wertschöpfung. Q-Cells hingegen zielt auf Skaleneffekte und schnelleren Fortschritt und Produktivitätsgewinn bei der Zellfertigung ab, der Kostenvorteile und Marktanteile bringt. Das Rennen ist offen, beide Strategien sind heute erfolgreich. Bemerkenswert ist außerdem First Solar. Das Unternehmen steht kurz davor, den Club der großen Drei in den nächsten Jahren zu erweitern.

Die zweite Gruppe wird von Firmen wie Sanyo, Motech, Solarworld and Kyocera angeführt. Diese Firmen stellen sowohl Zellen als auch Module her. Teilweise gehen sie noch weiter bis in die Installation bzw. Silizium- und Waferfertigung (Solarworld). Die Produktionskapazität liegt jeweils zwischen 200 and 350 MW in 2008, was ungefähr der Hälfte der großen Drei entspricht. An dieser Stelle treten viele chinesische und taiwanesische Firmen z. B. Motech, Yingli, E-Ton ins Bild, die mit aggressiven Investitionen ihre Position ausbauen. Auch deutsche Firmen machen von sich reden. Ersol hat mit der im Juni 2008 bekannt gewordenen Beteiligung von Robert Bosch ihre Investions- und Handlungsfähigkeit gestärkt.

Ausblick

Wie wird sich die Produktion entwickeln? Vorab gilt, dass die Produktionskapazität heute nicht vollständig ausgelastet wird. Die Auslastung liegt zwischen 25 und 100 %, im Schnitt bei rund 60 bis 70 % laut GP Solar. Bei einer Kapazität von rund 6 GW in 2007, liegt die echte Produktion bei rund 4 GW. Aufgrund der Marktrecherche muss in 2008 von einer Produktion von 5,5 bis 6 GW ausgegangen werden, wovon 700 MW bis 1.000 MW auf Dünnschichtmodule entfallen.

Die Hauptabnehmer werden auch in den nächsten zwei Jahren in Deutschland, Spanien, Japan und US-California zu finden sein. Dank des politischen Konsens in Deutschland zur Gestaltung und Weiterführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) ab 2009, der am 30 Mai 2008 bekannt wurde, stehen die Chancen nicht schlecht, dass Deutschland weiter eine tragende Rolle im Markt behält.

Kontakt:
Dr. Henning Wicht
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