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Pharmaindustrie und Medizintechnik erweisen sich als Stabilitätsanker in der Krise

Hessen ist die „Apotheke Deutschlands“

30.03.2010 - Die hessische Chemie befindet sich zu Beginn dieses Jahres wieder auf dem Weg aus dem Konjunkturtal heraus. Der Erholungsprozess verläuft zögerlich und die Folgen der Rezession werden über das kommende Jahr hinaus spürbar bleiben.

Rund zwei Drittel der an einer aktuellen Umfrage des Arbeitgeberverbandes HessenChemie beteiligten Unternehmen erwarten bei Produktion und Umsatz eine Rückkehr zum Vorkrisenniveau nicht vor 2012.

Zu diesem Ergebnis kommen 77 Mitgliedsunternehmen des Arbeitgerberverbandes, in denen knapp 70 000 Menschen beschäftigt sind. Das Ergebnis der Verbandsumfrage wurde heute im Rahmen einer Pressekonferenz in Frankfurt vorgestellt. Das Krisenjahr 2009 brachte der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Hessen einen Umsatzrückgang von insgesamt 2,6 Prozent. „Dieser statistische Durchschnittswert verbirgt das Ausmaß des konjunkturellen Einbruchs bei unseren Mitgliedsunternehmen, die in den klassischen Produktsegmenten der Chemie tätig sind. In der Spezial- und Feinchemie bzw. der Grundstoffchemie gab es Produktionsrückgänge in der Größenordnung von 15 Prozent“, erklärte Karl-Hans Caprano, Vorsitzender von HessenChemie. Die konjunkturelle Talsohle ist nach Aussage des Verbandsvorsitzenden zwar durchschritten, allerdings sei die Auftriebsdynamik weniger ausgeprägt als erhofft. „Die Kapazitätsauslastung ist mit 78 Prozent immer noch zu gering. In den klassischen Chemiesparten wird die wirtschaftliche Lage von knapp der Hälfte der an unserer Umfrage beteiligten Unternehmen immer noch als unbefriedigend bezeichnet“, so Caprano. Die hessische Chemie insgesamt werde nach den Einschätzungen der Mitgliedsunternehmen das Vorkrisenniveau von Produktion und Umsatz frühestens 2012 wieder erreichen.

Große Bedeutung der Pharmaindustrie für Hessen

Die Pharmaindustrie hat sich in der Krise als echter Stabilitätsanker erwiesen. Dies bestätigt eine von HessenChemie beauftrage Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln). Die Ergebnisse wurden am 25. März im Rahmen der 6. Wiesbadener Gespräche mit 200 Experten aus Unternehmen, Verbänden und Politik diskutiert. Für die Beschäftigung in Hessen leistet die Pharmaindustrie und Medizintechnik viel: „Keine andere Branche hat sich im Jahr 2009 günstiger entwickelt“, erklärt Professor Michael Hüther, Direktor des IW Köln. Etwa 34 000 Menschen sind derzeit in diesen beiden wichtigen Sparten beschäftigt. Im Zeitraum zwischen 1999 und 2008 wurden in Hessen 17,5 Prozent Beschäftigung aufgebaut. Beeindruckend auch der Vergleich der Umsatzzahlen: 12,8 des Gesamtumsatzes des verarbeitenden Gewerbes entfallen in Hessen auf die Pharmaindustrie und die Medizintechnik. 3,5 Prozent sind dies im Bundesschnitt. Die Exportquote der hessischen Unternehmen liegt bei 63,5 Prozent, im Bund bei 59,4 Prozent. Für die Zukunft steht laut Studie zu erwarten, dass die Bedeutung der Branche bestehen bleibt. Sie verfügt über eine überdurchschnittlich gute Ausstattung mit Wachstumstreibern. Sie zählt zu den forschungs-, innovations- und exportintensivsten sowie produktivsten Branchen im Vergleich. Zwei wesentliche kritische Erfolgsfaktoren sind jedoch in der Studie klar identifiziert worden: Die Ausgestaltung des Systems der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und die internationale Anschlussfähigkeit Deutschlands und Hessens beim medizinischen Fortschritt. Hier wird unter anderem viel von den politischen Weichenstellungen der nächsten Monate abhängen.

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