Standorte & Services

Mitteldeutsche Chemieparks als „Knowledge Sites“

Wandlung vom Stoffverbund zum Innovationsstandorteverbund

30.08.2011 -

Die Chemische Industrie ist für die Wirtschaft Mitteldeutschlands von Struktur bestimmender Bedeutung. Die Branche, die auf eine mehr als 100-jährige Tradition zurückblicken kann, besitzt in den Bundesländern Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen und Brandenburg zusammen einen hohen Anteil am Gesamtumsatz des verarbeitenden Gewerbes und ist ein Beschäftigungsmotor in der Region. Der Umstrukturierungsprozess seit Beginn der 1990er Jahre hat zudem bewirkt, dass die großen Chemiestandorte Mitteldeutschlands heute zu den Modernsten Europas zählen.

Netzwerke für den Erfolg
Das Netzwerk der mitteldeutschen Chemiestandorte CeChemNet-Central European Chemical Network vereint unter seinem Dach die sechs Standorte in Bitterfeld, Leuna, Schkopau, Böhlen, Zeitz und Schwarzheide mit insgesamt über 5.500 ha Fläche, über 600 Unternehmen und 27.000 Arbeitsplätzen. CeChemNet ist ein Verbund von Chemieunternehmen und Standortgesellschaften, der erfolgreich Kompetenzen und Know-how im Bereich Chemiepark-Management miteinander vernetzt. Dabei bündelt das Netzwerk regionale Stärken der Chemieparkentwicklung, schafft Synergien durch den Stoffverbund im Mitteldeutschen Chemiedreieck und fördert den Wissenstransfer von sechs Chemiestandorten in den drei Bundesländern Sachsen-Anhalt, Sachsen und Brandenburg. Darüber hinaus koordiniert es den Austausch zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik und unterstützt die Vermarktung der Chemieparkflächen in enger Zusammenarbeit mit den Wirtschaftsfördergesellschaften auf Bundes- und Landesebene.

Chemieparks als „Knowledge Sites"
Hohe Attraktivität für Ansiedler bieten die Chemiestandorte im Mitteldeutschen Chemiedreieck insbesondere durch den hervorragend ausgebauten Stoffverbund sowie die Nähe zu den Märkten Mittel- und Osteuropas. Voll erschlossene Flächen sowie spezifische Infrastruktur- und Servicekonzepte der Standortbetreibergesellschaften und spezialisierten Dienstleistern vor Ort zeichnen die CeChemNet-Standorte aus. Darüber hinaus besteht aufgrund der langen Chemietradition in der Region eine beachtliche Chemieaffinität - sowohl seitens der Bevölkerung als auch der Politik. Die chemische Industrie ist hier strukturbestimmend, dies zeigt sich u.a. in der engen Abstimmung mit den Landesregierungen zur Gestaltung optimaler Rahmenbedingungen für die chemische Industrie. Beispielhaft ist hier die Vorreiterrolle Sachsen-Anhalts im Rahmen des „Strategiedialoges Chemie", der - eingebettet in die Koalitionsvereinbarung der Landesregierung - innovative Ansätze einer Clusterpolitik entwickelt, die in hohem Maße auf der Zusammenarbeit von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft aufbaut. Über den Verband der chemischen Industrie (VCI) bestehen ähnliche Abstimmungsprozesse mit den mitteldeutschen Landesregierungen. Die politischen Entscheidungsträger erkennen dabei die Leuchtturmfunktion der Chemieparks für die Regionalentwicklung an. Somit gilt die Entwicklung der Chemieparks in der modernen und komplexen Wissensgesellschaft als Teil der neuen Wettbewerbsstrategie der Standorte. Um den Herausforderungen der Wissensgesellschaft im Wettbewerb um innovative Ansiedler und qualifiziertes Personal optimal zu begegnen, verfolgen die mitteldeutschen Chemiestandorte im CeChemNet den Ansatz der Chemieparks als „Knowledge Sites": Dabei strebt jeder Standort im Netzwerk seine eigene Schwerpunktsetzung im Bereich Forschung und Entwicklung an. Unter dem Dach von CeChemNet bieten sich aufgrund dieser unterschiedlichen F&E-seitigen Profilierungen der Standorte zusätzliche Wertschöpfungsmöglichkeiten. Dieser Prozess hin zu der Etablierung eines „Innovationsstandorteverbundes im Mitteldeutschen Chemiedreieck" dient der weiteren Profilierung als Alleinstellungsmerkmal im globalen Wettbewerb um Neu- und Erweiterungsansiedlungen. Die Ansiedlung von Fraunhofer-Instituten erhöht die Wirksamkeit der Forschungsinfrastruktur auf Chemiestandorte. Mit den Synergien im Stoffverbund des Mitteldeutschen Chemiedreiecks und der spezifischen Profilierung der Standorte im Bereich F&E sind die CeChemNet-Standorte auch künftig sehr gut aufgestellt: Die Erhöhung der internationalen Wahrnehmbarkeit der Standorte im Netzwerk bietet einen entscheidenden Mehrwert.

Innovation für regionale Wertschöpfung
Die mitteldeutsche Chemie- und Kunststoffindustrie ist geprägt durch wettbewerbsfähige Produktionsstätten, leistungsfähige Infrastruktur sowie moderne Forschungszentren. Gleichzeitig ist insbesondere die Kunststoffindustrie gekennzeichnet durch zu wenig anwendungsnahe Industrieforschung sowie verhältnismäßig geringe Innovationskraft der KMUs. Zur Überwindung dieser vorgeprägten Defizite sind weitere Geschäftsinvestitionen zur besseren Auslastung der hochwertigen (Forschungs-)Infrastruktur erforderlich. Zudem wird durch stärkere Vernetzung die Entwicklung und Vertiefung der regionalen Wertschöpfungsketten forciert.
Das „Cluster Chemie/Kunststoffe Mitteldeutschland" begleitet und moderiert u.a. neue Ansätze in der Kohlechemie: Über das Projekt „Innovative Braunkohlenintegration Mitteldeutschland" (IBI) wird die stoffliche Nutzung von Braunkohle als Chemierohstoff forciert. Die Branchenakteure im Cluster Chemie/Kunststoffe arbeiten gemeinsam daran, dass Mitteldeutschland wieder ein Kompetenzzentrum für die Polymerherstellung und -verarbeitung wird.

Internationale Kooperationen
Die mitteldeutschen Branchenakteure sind auch auf europäischer Ebene in Netzwerken wie dem „European Chemical Regions Network" (ECRN) und weiteren Projekten aktiv.
Mit dem transnationalen Projekt „ChemLog - Chemical Logistics Cooperation in Central and Eastern Europe" verfolgen Regionalverwaltungen, Verbände der Chemischen Industrie und Wissenschaftseinrichtungen aus Deutschland, Polen, der Tschechischen Republik, der Slowakischen Republik, Ungarn, Österreich und Italien gemeinsam das Ziel, durch eine signifikante Verbesserung der logistischen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen die Wettbewerbsfähigkeit der Chemieregionen in Mittel- und Osteuropa zu stärken. Dieses von der Europäischen Kommission geförderte Kooperationsprojekt steht unter Leitung des Ministeriums für Wissenschaft und Wirtschaft und des Ministeriums für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt. Andere Ministerien und Verbände sind Partner in diesem Projekt.
Ziele des Projektes „ChemLog" sind u.a. die Stärkung des Bahnverkehrs und der Binnenschifffahrt für Chemikalientransporte im Vergleich zum Straßenverkehr zur Verbesserung der Sicherheit und des Umweltschutzes, zur Reduzierung von Kosten und Steigerung der Geschwindigkeit und Flexibilität der Chemielogistik. Zudem wird die Entwicklung von Logistikzentren für den intermodalen Verkehr und deren Einbindung in die Infrastrukturplanung unterstützt und die stärkere Vernetzung durch Pipelines für den Aufbau
eines effektiven Mittel- und Osteuropäischen Stoffverbundes angestrebt.
Im Rahmen des Projektes „ChemClust" werden neue Kooperationsmodelle durch eine stärkere Vernetzung der europäischen Chemiestandorte im Innovationsbereich entwickelt. Projektpartner sind Vertreter von zehn europäischen Chemieregionen aus sieben Ländern: das Ministerium für Wirtschaft und Arbeit des Landes Sachsen-Anhalt, das Ministerium für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, die Regionale Entwicklungsagentur von Asturien, die Region Usti, die Provinz Limburg, die Wojewodschaft Masowien, die Provinz Novara, Nord-West- und Nord-Ost-England sowie die Entwicklungsgesellschaft Brunsbüttel. Schwerpunkte der Projektarbeit sind der Erfahrungsaustausch über Best-Practice-Lösungen bei der Ansiedlung von Forschungsinfrastruktur in Chemieparks und der Entwicklung von Innovationsdienstleistungen für KMUs. Weiterhin wird die Vernetzung der Innovationsaktivitäten von Chemieparks auf europäischer Ebene durch gemeinsame Nutzung von Forschungsinfrastruktur bzw. die Umsetzung von europäischen Forschungskooperationen durch die Entwicklung gemeinsamer Innovationsschwerpunkte unterstützt. Zudem wird im „ChemClust"-Projekt eine umfassende Benchmarkstudie zum Thema „Innovationsstrategien und Clusterentwicklung in europäischen Chemieregionen" erstellt. 

Kontakt

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