Mehr Innovationen von der Chemie gefordert
Vorschau: 12. Handelsblatt Jahrestagung Chemie thematisiert Chancen und Herausforderungen der Branche
Die 12. Handelsblatt Jahrestagung Chemie thematisiert am 19. und 20. Mai in Köln Chancen und Herausforderungen der Chemiebranche. „Aus der Forschung speist sich die innovative Kraft unserer Branche in Deutschland", sieht der Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), Dr. Klaus Engel, die Branche gut gerüstet für die Zukunft. Mehr Innovationen fordert Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, vor allem in Bereichen wie Klimaschutz, Elektroautos, Nanotechnologie, Speichertechnologie, Wasseraufbereitung und Pharmaforschung.
„Aus der Forschung speist sich die innovative Kraft unserer Branche in Deutschland", erklärte der Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), Dr. Klaus Engel zum Auftakt des Internationalen Jahres der Chemie in Deutschland. Solarzellen oder Windkraftanlagen für die Stromerzeugung, Hochleistungsbatterien oder Brennstoffzellen für die Elektromobilität, Dämmstoffe oder Wärmespeicher für energiesparsames Wohnen - solche Innovationen seien nur mit Know-how und Produkten der Chemie möglich, betonte der VCI-Präsident, machte aber auch deutlich, dass Deutschland seine Zukunft nicht nur als Forschungsstandort sichern könne: „Auch Produktion muss hierzulande stattfinden, damit Arbeitsplätze erhalten bleiben und neue entstehen können. Gerade die Chemie beweist, dass nachhaltige Produktion in der Industrie möglich ist."
Über die Bedeutung der chemischen Industrie für den Standort Deutschland wird Engel auf der diesjährigen Handelsblatt-Jahrestagung Chemie sprechen. „Ein zentraler Erfolgsfaktor unserer Branche in Deutschland ist die Einbindung in eine starke Industrielandschaft. Die enorme Bedeutung der Industrie für die Volkswirtschaft in Deutschland ist im weltweiten Vergleich einzigartig. Produkte der Chemie nehmen eine Schlüsselposition in den Wertschöpfungsketten der Industrie ein", erläutert der VCI-Präsident die besondere Rolle der chemischen Industrie in Deutschland. Am 19. und 20. Mai treffen sich in Köln zahlreiche Vertreter der Chemiebranche, aber auch aus Politik und Wissenschaft, um neben Rahmenbedingungen der Wirtschaft über Themen wie Innovation, Nachhaltigkeit, ökologische Produkte, Ressourcenverknappung und Personalstrategien zu sprechen.
Regierung fordert mehr Innovationen
Die Chemie ist nach der Automobilindustrie die forschungsintensivste Branche in Deutschland (vgl. Grafiken Seite 28). Mehr als 40.000 Menschen arbeiten in den Forschungslabors der Chemie: Das ist fast jeder zehnte Beschäftigte. An die Chemieindustrie formulierte Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel ihren ganz konkreten Wunsch: „Ich habe den Traum, dass Autolack später einmal eine einzige Solarzelle ist." Mehr Innovationen fordert Merkel, vor allem in Bereichen wie Klimaschutz, Elektroautos, Nanotechnologie, Speichertechnologie, Wasseraufbereitung und Pharmaforschung.
Ralf Brinkmann, Deutschland-Präsident von Dow Chemical, sieht hierzulande großes Potenzial: „Deutschland ist ein reifer Chemiemarkt, zeichnet sich aber durch eine enorme Innovationskraft, hohe Produktivität und die nahezu einzigartige Dichte attraktiver, global ausgerichteter Kunden aus. Erfolgreiche Chemieunternehmen müssen ihre Strategien darauf ausrichten, dieses Potenzial zu nutzen." Auf der Tagung wird sich Brinkmann mit der Anpassung der Geschäftsmodelle für die Chemieindustrie beschäftigen.
Forschung zahlt sich aus
Die Branche ist gut aufgestellt, wie der VCI unterstreicht. Mit Neuentwicklungen aus den letzten drei Jahren erzielen die rund 2000 Chemieunternehmen Umsätze von jährlich 30 Mrd. €. Das entspricht gut einem Sechstel des gesamten Branchenumsatzes von zuletzt über 170 Mrd. €. Die Forschungsaufwendungen beliefen sich im Jahr 2010 auf rund 9,4 Mrd. € (vgl. Grafiken Seite 28). Ins Internationale Jahr der Chemie steckt die Branche 11 Mio. €. Damit soll es u.a. besseren Chemieunterricht an Schulen geben. Die Ratingagentur Standard & Poor's zeichnet auch für die europäische Chemieindustrie ein positives Bild und verweist auf deutliche Strukturverbesserungen, Preisdisziplin und kräftige Mengennachfrage.
Ressourceneffizienz fördern
Innovationen sind auch angesichts der Ressourcenverknappung gefragt. Während viele Bau- und Massenrohstoffe wie Kiese und Sande aus heimischen Lagerstätten gewonnen werden können, müssen energetische und metallische Rohstoffe in großem Umfang importiert werden. „Die Substitution kritischer Rohstoffe - gerade auch für den Einsatz in Schlüsseltechnologien - ist für den Innovations- und Technologiestandort Deutschland eine strategische Herausforderung. Die Chemieindustrie kann dazu einen wesentlichen Beitrag leisten", erklärt Dr. Georg Schütte. Der Staatssekretär des Bundesministeriums für Bildung und Forschung wird auf der Tagung die Ansätze der Bundesregierung zur Förderung der Ressourceneffizienz vorstellen.
Wie misst man Nachhaltigkeit?
Wenn Ressourcen knapp werden, sind auch Strategien zur Nachhaltigkeit gefragt. Um dieses Thema hat sich besonders Dr. Rainer Grießhammer (Öko-Institut) verdient gemacht. Letztes Jahr erhielt er für sein Engagement den Deutschen Umweltpreis 2010. Sein Name ist eng verknüpft mit der Einführung von Ökobilanzen. Auf dem Branchentreff wird Grießhammer erläutern, wie Nachhaltigkeit gemessen und kommuniziert wird. „Nachhaltigkeit ist messbar. Die bisherige Schwerpunktsetzung auf Corporate Social Responsibility (CSR) bzw. die Nachhaltigkeit des Unternehmens muss aber ergänzt werden um die Nachhaltigkeit der Produkte und des Produktportfolios", macht der promovierte Chemiker deutlich.
Knappe Ressourcen werden auch Auswirkungen auf Unternehmensstrategien haben, ist Dr. Andreas Grünewald, Geschäftsführer und CFO von Sachtleben, überzeugt: „Die plötzliche Verknappung der Ressourcen, die viele Unternehmen kurz nach der Krise ereilt hat, wird das Beschaffungsverhalten dieser Unternehmen nachhaltig verändern. Das Verfügbarkeitsrisiko wird in der Zukunft einen deutlich höheren Stellenwert bei unternehmerischen Entscheidungen einnehmen." Ob es angesichts der Preisentwicklung zu einer bedrohlichen Entwicklung kommt, wird Grünewald in seinem Vortrag erläutern.
Distributeure werden zu Managern
Auch die neue Rolle der Chemiekalienhändler ist Thema der Tagung. „Die Top-Chemiedistributeure werden sich zu Chemikalien-Managern entwickeln", so Uwe Schültke, Vorsitzender der Geschäftsführung von Brenntag. Der weltgrößte Chemikalienhändler konnte im vergangenen Jahr ein Rekordergebnis vorweisen. Einen Grund für den Erfolg sieht Brenntag-CEO Stephen Clark in der Fokussierung der gesamten Organisation auf Kundenorientierung mit dem Schwerpunkt auf Mehrwertleistungen. Welche neuen Services denkbar sind, stellt Schültke in Köln vor.
Handelsblatt Stratley Award für die Chemie-Industrie 2011
Erstmals wird anlässlich der Jahrestagung ein Award für die beste Nachwuchsführungskraft in der chemischen Industrie vergeben. Gesucht wird eine Persönlichkeit, die sich durch Führungsstärke, Kreativität und ihren Einsatz für ein oder mehrere Projekte ausgezeichnet hat. Ausgelobt wird der Award vom Handelsblatt und dem Beratungsunternehmen Stratley. Bewerben und vorgeschlagen werden können Führungskräfte in der chemischen Industrie (im Sinne des VCI), die nicht älter als 39 Jahre alt sind. Weitere Informationen: www.handelsblatt-chemie.de/award
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