Die Chemieindustrie und die Energiewende
16.04.2012 -
„Die Energiewende hat ein Vermittlungsproblem", stellte Ministerialdirigent Franzjosef Schafhausen vom Bundesumweltministerium (BMU) fest. Kaum eine Branche ist so sehr auf eine zuverlässige Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen angewiesen wie die Chemie. Schließlich geht es darum, ob Unternehmen an deutschen Standorten international wettbewerbsfähig bleiben. Der Verband der chemischen Industrie (VCI) rechnet vor: Ein Cent Strompreiserhöhung pro Kilowatt bedeutet für die Chemieindustrie jährlich rund 500 Mio. € Mehrkosten. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz kosteten die Chemie 2011 laut VCI über 1,3 Mrd. €.
Was die Energieeffizienz-Richtlinie und die neue Runde des CO2-Zertifiktatehandels für energieintensive Unternehmen bedeutet, erläutert Schafhausen auf der Handelsblatt-Jahrestagung für die Chemiebranche. Hier treffen sich am 9. und 10. Mai in Frankfurt Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, um über die Schlüsselfragen der Produktion - Versorgungssicherheit und Energieeffizienz - zu diskutieren. Weitere Themen sind neue Märkte, Strukturtrends der chemischen Industrie und grüne Produkte.
Energiewende aktiv mitgestalten
„Wir wollen die Energiewende aktiv gestalten, um mit intelligenten Lösungen die Auswirkungen des Umbaus unserer Energieversorgung auf die Energiepreise in einem vertretbaren Maß zu halten", macht Dr. Georg Müller, Vorstandsvorsitzender von MVV Energie deutlich. Dabei stellt neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien die geplante Novelle des KWK-Gesetzes für das Mannheimer Energieunternehmen eine der zentralen Rahmenbedingungen dar. Müller ergänzt: „Die Energiewende bietet gerade auch für die deutsche Industrie mit ihrer Innovationskraft und Zukunftsorientierung mehr Chancen als Risiken. "
Neue Techniken senken Energieverbrauch
Mit neuen Techniken den Energieverbrauch und CO2-Ausstoß senken - das will auch Bayer MaterialScience (BMS). Strom, Öl und Gas möglichst effizient zu nutzen, sei einer der Schlüssel für eine bezahlbare Energieversorgung und den Klimaschutz. „Ein zentraler Baustein beim Umbau der Energiesysteme ist die deutliche Steigerung der Energieeffizienz. Hierzu hat die Chemieindustrie bereits erheblich beigetragen, indem sie trotz Steigerung der Produktion um über 40 % den Energieverbrauch um ein Drittel senken konnte", hebt BMS-Vorstandsmitglied Dr. Tony Van Osselaer hervor. „Und wir sehen auch für die Zukunft noch weiteres Potenzial." Van Osselaer wird auf dem Frankfurter Chemie-Branchentreff über die Energie- und Umweltauflagen aus Berlin und Brüssel sprechen.
Batterien für Elektromobilität
Auch BASF hat ehrgeizige Ziele: Das Unternehmen will seine Energieeffizienz - definiert als Menge der hergestellten Verkaufsprodukte bezogen auf den Primärenergiebedarf - weltweit bis 2020 um 35 % steigern; außerdem soll der Treibhausgasausstoß pro Tonne Verkaufsprodukt um 40 % verringert werden. Weiterhin will der Chemiekonzern in den kommenden fünf Jahren einen dreistelligen Millionen Euro-Betrag in Forschung, Entwicklung und Produktionsaufbau von Batteriematerialien investieren. Damit will BASF dazu beitragen, dass Elektroautos bezahlbar, umweltfreundlich und nachhaltig werden. „Dazu brauchen wir Batterien und weitere innovative Komponenten, die eine höhere Reichweite bei niedrigeren Kosten ermöglichen", erklärt BASF-Forschungsvorstand Dr. Andreas Kreimeyer, der auf der Jahrestagung über die Bedeutung von Innovationen für die deutsche chemische Industrie sprechen wird.
Grüne Chemie
„Wir haben auf „grüne Autoreifen" gesetzt, als das für die Autoindustrie noch kein Thema war. Heute ist sie froh, auf Hightech-Reifen zurückgreifen zu können", erklärte Lanxess-Chef Dr. Axel Heitmann. Damit sinke der Kraftstoffverbrauch um 7 % und die Autohersteller können die von der EU gesetzten Grenzwerte zum CO2-Ausstoß erreichen. Die grünen Wachstumschanchen für die Chemie wird Dr. Michael Zobel, bei Lanxess zuständig für den Bereich Semi-Crystalline Produkts, auf der Tagung erläutern.
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