Gewinne und Verluste
Chemie- und Pharmakonzernen melden Halbjahreszahlen
Während die finanzpolitischen Rahmenbedingungen wie Währungskursrelationen die Chemie- und Pharmakonzerne gleichermaßen betreffen, zeigen sich bei anderen Marktfaktoren segmentabhängige Muster. Die Chemie meldet aufgrund der ungebrochenen konjunkturbedingten Nachfrage nach ihren Erzeugnissen weiter Rekordumsätze, wohingegen bei Pharma Patentabläufe, Generikakonkurrenz, Medikamentenrückrufe und die Sparbemühungen der Regierungen die Ergebnisse der Unternehmen belasten.
Roche erzielte im 1. Hj. 2011 mit 21,7 Mrd. CHF 12 % weniger Umsatz als im Vorjahreszeitraum. Der Gewinn des Schweizer Pharma- und Diagnostikkonzerns sank aufgrund des starken Frankens um 5 % auf 5,26 Mrd. CHF. Dank Kosteneinsparungen in Millionenhöhe fiel der Rückgang allerdings geringer aus als befürchtet. Ohne Wechselkurseinflüsse legte der Überschuss um 10 % zu.
Novartis hat im 2. Qu. bei Gewinn und Umsatz erneut zugelegt. Den Umsatz konnte der Konzern um 27 % auf 10,6 Mrd. € steigern, der Reingewinn lag bei 1,9 Mrd. € (+ 12 %). Profitiert hat Novartis von der Übernahme des Augenheilkonzerns Alcon, deutliche Verluste mussten die Schweizer indes beim Geschäft mit Impfstoffen hinnehmen.
Kostspielige Medikamentenrückrufe und der Rückzug aus dem Geschäft mit Stents haben dem US-Konzern Johnson & Johnson im 2. Qu. einen Gewinnrückgang um annähernd ein Fünftel auf 2,78 Mrd. US$ eingebrockt. Der Umsatz verbessert sich um 8,3 % auf 16,6 Mrd. $.
Der britische Pharmakonzern GlaxoSmithKline hat im 2. Qu. dank Einsparungen mehr verdient als im Vorjahr. Der operative Gewinn vor Restrukturierungskosten ist auf rund 2,26 Mrd. € gestiegen, beim Umsatz (rund 7,7 Mrd. €, -2 %) litt Glaxo aber unter der Konkurrenz billigerer Nachahmermedikamente und den Einsparungen europäischer Regierungen bei den Gesundheitsausgaben.
Generika und Sparprogramme in den Gesundheitssystemen der EU-Staaten vermiesen auch Sanofi-Aventis die Geschäfte. Im 1. Hj. sank der Gewinn des französischen Konzerns im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um knapp 12 % auf 4,3 Mrd. €. Der Gesamtumsatz von Sanofi-Aventis stieg im 1. Hj. um 0,5 % auf 16,1 Mrd. €.
AstraZeneca verzeichnete im 2. Qu. einen Umsatzanstieg um 3 % auf 8,43 Mrd. US$ bei einem annähernd gleichbleibendem Gewinn von 2,1 Mrd. US$. Der Umsatz profitierte von Wechselkurseffekten, zu konstanten Wechselkursen sank er um 2 %.
Der US-Pharmakonzern Eli Lilly hat im 2. Qu. wegen der Konkurrenz durch Generika und der Auswirkungen der Gesundheitsreform in den USA weniger verdient als im Vorjahr. Der Überschuss sank um 11 % auf rund 1,2 Mrd. US$, obwohl der Umsatz um 9 % auf 6,25 Mrd. US$ zulegte.
Teva Pharmaceutical, der weltweit größte Anbieter von Nachahmermedikamenten, hat im 2. Qu. dank der Übernahme von Ratiopharm den Umsatz um 11 % auf 4,2 Mrd. US$ gesteigert. Während die Erlöse in den USA einbrachen, profitierte Teva von der Nachfrage in Europa. Der Gewinn legte von April bis Juni leicht auf 984 Mio. US$ zu.
Bayer hat im 2. Qu. vom anhaltenden Chemie-Boom und einem starken Agrochemiegeschäft profitiert, während bei Pharma Nachahmerpräparate und Gesundheitsreformen die Entwicklung bremsten. Der Konzernumsatz erhöhte sich nur leicht um 0,8 % auf 9,25 Mrd. €; Währungs- und portfoliobereinigt lag das Plus allerdings bei 5,4 %. Der Gewinn legte mit 41 % auf 747 Mio. € kräftig zu.
Der Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck ist im 2. Qu. aufgrund unerwartet hoher Wertberichtigungen in der Pharmasparte (Einmaleffekte) mit einem Verlust von 84 Mio. € in die roten Zahlen gerutscht. Gleichzeitig schraubte Merck die Erwartungen für das Gesamtjahr zurück. Beim Umsatz verbuchte das Unternehmen durch die Übernahme des US-Laborausrüsters Millipore einen Anstieg um 16 % auf 2,56 Mrd. €.
Dow Chemical bleibt auf Wachstumskurs. Der größte US-Chemiekonzern hat seinen Gewinn auf 982 Mio. US$ (+ 74 %) gesteigert. Der Umsatz legte auf vergleichbarer Basis auch dank kräftiger Preiserhöhungen um 28 % auf 16,05 Mrd. US$ zu.
BASF hat im 2. Qu. vor allem dank des Zukaufs von Cognis operativ mehr verdient als im Vorjahr. An die Spitzenwerte des Auftaktquartals kam der weltgrößte Chemiekonzern jedoch nicht heran. Der schwache Dollar wirkte sich zudem negativ auf den Umsatz aus. Dieser kletterte um 13,9 % auf 18,5 Mrd. €.
DuPont hat im 2. Qu. einen Gewinn von 1,22 Mrd. US$ (+ 5 %) erwirtschaftet. Der Umsatz legte dank des anhaltenden Chemie-Booms und der Danisco-Übernahme im Jahresvergleich um 19 % auf 10,3 Mrd. US$ zu.
Akzo Nobel machen hohe Rohstoffkosten zu schaffen. Der niederländische Chemiekonzern steigerte im 2. Qu. zwar dank höherer Preise seinen Umsatz um knapp 5 % auf 4,1 Mrd. €, der Gewinn ging aber wegen hoher Rohstoffkosten um 1,8 % auf 268 Mio. €. zurück. AkzoNobel will mit einem neuen Sparprogramm gegensteuern.
Wacker Chemie bleibt trotz Anzeichen einer Abschwächung auf Wachstumskurs. Im 2. Qu. kletterte der Umsatz insbesondere wegen höherer Absatzmengen vor allem im Geschäft mit der Halbleiterindustrie um 10,3 % auf 1,33 Mrd. €. Der Gewinn wuchs aufgrund deutlich höherer Rohstoffkosten nur um 5 % auf 142,7 Mio. €.
Dow Corning hat im 1. Hj. aufgrund der weltweit wachsenden Nachfrage nach siliziumbasierten Produkten einen Umsatzanstieg um 12 % auf 3,25 Mrd.US$ verbucht. Der Konzernüberschuss schrumpfte allerding um 16 % auf 370 Mio. US$. Insbesondere der starke Preisanstieg für Rohstoffe und Energie hat die Gewinne im 1. Hj. 2011 belastet.
Syngenta bleibt auf Wachstumskurs. Der Saatgut- und Pflanzenschutzmittelhersteller hat im 1. Hj. den Umsatz um 14 % auf rund 5,4 Mrd. € und den Gewinn um 14 % auf knapp 1 Mrd. € gesteigert.
Der starke Franken macht Clariant zu schaffen: Trotz Preiserhöhungen und einem soliden Umfeld ist der Umsatz im 2. Qu. um 1 % auf 1,87 Mrd. CHF gesunken. In lokaler Währung ergab sich hingegen ein Umsatzwachstum von 14 %. Auch das operative Ergebnis ging um 9 % auf 241 Mio. € deutlich zurück.
Die mittlerweile zu Clariant gehörende Münchner Süd Chemie ist im 1. Hj. in die roten Zahlen gerutscht. Das Spezialchemieunternehmen verbuchte trotz gut laufender Geschäfte und einem Umsatzwachstum um 17 % auf gut 673 Mio. € verglichen mit dem Vorjahreszeitraum einen Verlust von 6,7 Mio. €. Vor allem Sondereffekte im Rahmen der Übernahme durch Clariant drückten auf das Ergebnis.
Linde erwartet ein Rekordjahr. Der Industriegasehersteller und Anlagenbauer steuert vor allem aufgrund des Booms in Asien erneut auf Spitzenwerte zu. Wo Chemie- und Stahlunternehmen im Akkord produzieren, werden auch mehr Industriegase benötigt. Bereits in den ersten sechs Monaten verdiente das Linde unter dem Strich 566 Mio. €, 27 % mehr als im 1. Hj. 2010. Der Konzernumsatz legte um 11 % auf knapp 6,78 Mrd. € zu.
Auch Air Liquide bleibt weiter auf Wachstumskurs. Der französische Gasehersteller erwirtschaftete in den ersten sechs Monaten 2011 einen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 9,2 % höheren Umsatz von 7,12 Mrd. €. Der Gewinn um 11 % auf 750 Mio. € zu. Starkes Wachstum verzeichnete auch der Linde-Konkurrent in den Schwellenländern, insbesondere in China.
Altana hat den Wachstumskurs im 1. Hj. 2011 fortgesetzt. Der Umsatz des Spezialchemiekonzerns stieg im Vergleich zum 1. Hj. 2010 um 9 % auf 840,3 Mio. €. Allerdings belasten die steigenden Rohstoffkosten, die nur zeitverzögert weitergegeben werden können, den Gewinn. So legte das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) nur unterproportional um 1 % auf 172,9 Mio. € zu.
Die SGL Group hat im 1. Hj. 2011 den Konzernumsatz um nahezu 13 % auf 725 Mio. € erhöht. Ausschlaggebend dafür waren vor allem die verbesserten Geschäftsbedingungen für das Geschäftsfeld Graphite Materials & Systems (GMS) und für Graphitelektroden im Geschäftsfeld Performance Products (PP). Das Betriebsergebnis (EBIT) vor positivem Netto-Effekt aus Werthaltigkeitsüberprüfungen stieg um 17 % auf 76,2 Mio. €.
Lanxess hebt seine Ergebnisprognose für das Gesamtjahr 2011 nach einem Rekordergebnis im 2. Qu. an. Der Spezialchemiekonzern erwartet jetzt einen Anstieg des EBITDA vor Sondereinflüssen um rund 20 % (vorher 10-15 %) im Vergleich zum Vorjahr. Im 2. Qu. stieg das EBITDA im Vergleich zum Vorjahresquartal um 26 % auf 339 Mio. €. Der Umsatz wuchs um 23 % auf 2,2 Mrd. €. In allen Segmenten wurden die gestiegenen Rohstoffkosten vollständig in den Markt weitergegeben.
Borealis hat im 2. Qu. 2011 einen Umsatz von knapp 1,9 Mrd. € und einen Nettogewinn von 168 Mio. € erzielt. Umsatz und Nettogewinn im 1. Hj. 2011 beliefen sich auf 3,76 Mrd. € (+ 24 % ggü. dem Vorjahreszeitraum) bzw. 341 Mio. €. Die Nettoverschuldung nahm im Laufe des 2. Qu. ab und lag schließlich bei einer Quote von 41 %, was die starke finanzielle Position des Unternehmens widerspiegelt.
K+S hat seinen Wachstumstrend auch im 2. Qu. fortgesetzt. Der Umsatz übertraf mit 1,05 Mrd. € den Vorjahreswert um 11 %; dieser Anstieg ist auf Preis- und Mengeneffekte zurückzuführen. Die Geschäftsbereiche Kali- und Magnesiumprodukte sowie Stickstoffdüngemittel erzielten spürbare bzw. deutliche Umsatzzuwächse. Der Geschäftsbereich Salz konnte den Umsatz mengenbedingt leicht steigern. Der Umsatz im 1. Hj. stieg insbesondere preisbedingt um insgesamt 14 % auf knapp 2,68 Mrd. €.