Chemie & Life Sciences

Farben und Lacke: Wertschöpfung mit System

11.11.2012 -

Farben und Lacke: Wertschöpfung mit System. Der weltweite Markt für Farben und Lacke für das Jahr 2005 wird auf etwa 85 Mrd. US-$ bzw. 26,5 Mrd.l geschätzt (Euromonitor). Experten rechnen mit einer Wachstumsrate von jährlich 5,4% bis zum Jahr 2010.

Das Wachstum wird vor allem durch die steigende Nachfrage in den Schwellenländern Asiens, vor allem in China, aber auch Thailand, Indonesien, Indien und Taiwan, und Osteuropas, besonders Russland, Ungarn und die Baltenstaaten, getrieben.

Ebenso wie viele andere Sektoren der chemischen Industrie steht auch die Farben- und Lackbranche vor großen Herausforderungen: steigende Energie- und Rohstoffkosten, Verlagerung von Produktions- und Forschungsstätten nach Asien, weitgehende Marktsättigung in den westlichen Industrienationen.

Um sich im globalen Wettbewerb zu behaupten, ist es besonders wichtig, sich in neuen Wachstumsmärkten zu positionieren und innovative Serviceangebote bereitzustellen.

 


Konsolidierung schreitet voran

Die Farb- und Lackindustrie ist ein stark fragmentierter Sektor. Die größten zehn Produzenten repräsentieren etwa die Hälfte des Marktes. Die andere Hälfte verteilt sich auf Tausende Unternehmen.

Auch wenn die Anzahl der Fusionen und Übernahmen im Jahr 2006 gegenüber den beiden Vorjahren etwas abgenommen hat, wird erwartet, dass sich die Branche weiterhin rege konsolidieren wird.

Insbesondere die großen Marktteilnehmer erweitern durch den Zukauf kleiner oder mittelgroßer Produzenten ihr Portfolio. Sie wollen dadurch Produktpaletten, Markenportfolien, Technologiebasis sowie Serviceangebote ausbauen.

Ein weiterer wichtiger Beweggrund ist, die geographische Präsenz auszuweiten. So schuf sich beispielsweise Valspar durch den Kauf von 80 % der Anteile des chinesischen Herstellers Huarun Paints den Zugang zu einem Distributionssystem für Bautenanstrichstoffe in einem der dynamischsten Wachstumsmärkte.

 


Nähe zum Endabnehmer

Das, wofür Valspar in China den Grundstein gelegt hat, hat Sherwin-Williams in den USA bereits umfassend realisiert. In den USA ist Sherwin-Williams mit 30 % Marktanteil führender Hersteller von Farben und Lacken.

Besonders bei den Anstrichstoffen für den Baubereich zeigt das Unternehmen stetig gute Wachstumsraten. Dies ist auf das Vermarktungskonzept zurückzuführen. Es basiert auf dem Verkauf durch ein firmeneigenes Filialnetz von über 3.000 Geschäften.

Geschaffen wurde eine besondere Nähe sowohl zum privaten als auch zum professionellen Endabnehmer. Dadurch erlangt Sherwin-Williams mehr Einblick in die Kundenbedürfnisse und mehr Macht bei der Preisgestaltung als dies allein mit dem Verkauf der Produkte durch Kanäle wie Baumärkte und den Großhandel möglich wäre.

 


Trend zum Systemlieferant

Eine genaue Kenntnis des Kunden und des Marktes ist ein wichtiges Erfolgskriterium für das Design und die Umsetzung erfolgreicher Servicekonzepte. Im Automobilbereich setzt BASF Coatings dies in der Rolle eines Systemlieferanten erfolgreich um.

Als Systemlieferant konstruiert, montiert und liefert das Unternehmen komplette Systeme oder Systemkomponenten. Anders als ein Modullieferant zeichnet sich der Systemlieferant dabei durch eine hohe eigene Entwicklungsleistung aus. BASF Coatings arbeitet in diesem Sinne bereits seit Jahren mit zahlreichen Automobilherstellern und -zuliefern zusammen, darunter Magna Steyr und Volkswagen.

Seit 2003 stellt BASF Coatings für Volkswagen in Mexiko alle zur Oberflächenbeschichtung benötigten Materialien aus einer Hand zur Verfügung. Gleichzeitig verantwortet das Unternehmen im Rahmen des Lieferumfangs das Materialmanagement und die Lagerlogistik.

 


Innovative Preisgestaltung

Ein wesentlicher Bestandteil der von BASF Coatings mehrfach etablierten Systempartnerschaften ist auch eine neue Preisfindung. Statt einen Preis pro Menge oder Gewicht zu erheben, wird der Preis in Relation zum generierten Wert gebildet.

Der Kunde bezahlt pro makellos lackierter Karosserie, also Preis pro Einheit oder „cost per unit", nicht pro Menge Lack. Dieses „cost per unit"-Verfahren wird mittlerweile mit acht Autoherstellern, darunter Daimlerchrysler und Volkswagen, angewendet. Dass dieses Preiskonzept wiederum Innovation treibt, bewies BASF Coatings mit der kürzlich erfolgten Vorstellung einer neuen Lackiertechnologie.

Bei diesem neuen Verfahren übernehmen speziell formulierte Basislacke die Funktionen des Füllers, wodurch der Lackierprozess verkürzt und die nicht mehr benötigte Füller-Lackiereinrichtung für Kapazitätserweiterungen genutzt werden kann.

 


Ausblick

Die Konsolidierung des stark fragmentierten Sektors Farben und Lacke wird auch in Zukunft voranschreiten. Ob Kauf oder Zusammenschluss: Die sorgfältige Prüfung einer Transaktion ist erfolgsentscheidend. Dabei gilt es insbesondere, die Innovationsfähigkeit und Produktdifferenzierung potentieller Übernahmekandidaten unter die Lupe zu nehmen, ebenso wie den Kundenstamm und dessen Anforderungen.

Das Hauptaugenmerk muss in allen Phasen der Wertschöpfung gelten, die mit dem Zusammenschluss für das Unternehmen erreicht werden kann - und nicht nur der operativen Integration der Unternehmensteile. Ansonsten stellt sich der Sektor in einem überraschend innovativen Licht dar.

Erfolgsfaktoren der Zukunft, wie die genaue Kenntnis des Endmarktes, ausgefeilte Servicekonzepte und wertschöpfungsgemäße Preisgestaltung werden von führenden Unternehmen der Branche bereits in vorbildlicher Weise umgesetzt. Innerhalb der Wertschöpfungskette sind sie nahe zum Endkunden vorgerückt. Das dürfte anderen Sektoren eine Inspiration sein.

 


Kontakt:

Robert Jung
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