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Chemiekonjunktur – Schwellenländer bremsen weltweites Chemiegeschäft

China bleibt Wachstumstreiber der weltweiten Chemie / Brasilien enttäuscht

27.10.2015 -

Schwellenländer bremsen weltweites Chemiegeschäft

Der Motor der Weltwirtschaft läuft derzeit nicht rund. Zwar konnte die Weltwirtschaft zuletzt etwas an Dynamik zulegen. Das globale Wachstumsumfeld blieb jedoch insgesamt schwierig. In der Europäischen Union schritt die konjunkturelle Erholung mit niedrigem Tempo voran. In den übrigen Industrieländern war die Entwicklung unterschiedlich. Die Vereinigten Staaten setzten ihren Aufschwung fort, während die japanische Wirtschaft stotterte. Auch die Entwicklung in den Schwellenländern ist nicht ohne Probleme: In China scheint die Abschwächung der Wirtschaft stärker auszufallen als zunächst erwartet worden war. Russland befindet sich wegen niedriger Ölpreise und Wirtschaftssanktionen in schwierigem Fahrwasser und in Brasilien hat sich die Rezession verstärkt. Dies belastete die weltwirtschaftliche Entwicklung. Mit einem Wachstum des Bruttoinlandproduktes (BIPs) von 2,4 % in den ersten drei Quartalen des Jahres 2015 blieb die Dynamik der Weltwirtschaft hinter ihren Möglichkeiten zurück (Grafik 1). In diesem Umfeld wuchs die globale Industrieproduktion nur moderat. Dabei zeigt sich eine ähnliche Wachstumsverteilung wie beim Bruttoinlandsprodukt.

Globales Chemiewachstum schwächt sich ab

Die Chemieindustrie konnte im vergangenen Jahr von der weltwirtschaftlichen Erholung profitieren. Der Aufwärtstrend setzte sich im bisherigen Jahresverlauf zwar fort, die Dynamik hat sich jedoch leicht abgeschwächt. Die Produktionsmenge stieg in den ersten drei Quartalen um 3,9 % (Grafik 2). Die Wachstumsunterschiede zwischen den Regionen waren dabei weiterhin groß. Kräftiges Wachstum gab es in Europa und den USA: Während die US-Chemie Rückenwind durch den Schiefergas-Boom bekam profitierte die EU-Chemieproduktion vor allem von einem starken Pharmageschäft. Wichtige Schwellenländer wie Brasilien enttäuschten hingegen. Seit Anfang 2014 ist dort die Chemieproduktion rückläufig (vgl. Chemiekonjunktur CHEManager 18/2015). Zuletzt schwächte sich der Abwärtstrend allerdings etwas ab.

Dynamisches Wachstum der asiatischen Chemie

In den Schwellenländern Asiens wuchs die Chemieproduktion im laufenden Jahr dynamisch. In China wird die „neue Normalität“ aber immer offensichtlicher. Das Produktionswachstum im Chemiegeschäft lag im bisherigen Jahresverlauf „nur“ noch bei 9 %. Mittlerweile mehren sich Stimmen, die eine harte Landung in China nicht mehr ausschließen. In Indien erholte sich das Wachstum nach einem Rückschlag im vergangenen Jahr. Das Land am Ganges konnte vom günstigen Öl profitieren. In Japan setzte sich hingegen die Wellblechkonjunktur fort. Die japanische Wirtschaft kämpft immer noch mit den Folgen der Mehrwertsteuererhöhung, die die japanische Wirtschaft in eine Rezession stürzten. Im bisherigen Jahresverlauf konnte die Branche ihre Ausbringungsmenge nicht ausweiten (Grafik 3).

Europäische Union: starkes Pharmageschäft

In den ersten drei Quartalen konnte die Branche ihre Produktion deutlich ausweiten (+3,4 %) (Grafik 4). Dieses hohe Wachstum ist allerdings ausschließlich dem Pharmageschäft zu verdanken. In der klassischen Chemie lag der Zuwachs nur bei 0,5 %. Der Wettbewerbsdruck in der europäischen Chemie ist nach wie vor hoch. Gerade in der Petrochemie werden die Probleme mit der Wettbewerbsfähigkeit deutlich. Die Produktion musste um 4,6 % gedrosselt werden.

US-Chemie auf Wachstumskurs

In den Vereinigten Staaten hat es einige Zeit gedauert, bis der „Wachstumsturbo Schiefergas“ zündete. Erst Mitte 2014 konnte das Chemiegeschäft in den USA durchstarten. Im Verlauf des Jahres 2015 setzte sich der Wachstumskurs fort (Grafik 5). In den ersten drei Quartalen verbuchte die Branche ein Wachstum von 3,7 %. Getragen wurde dies hauptsächlich von Fein- und Spezialchemikalien (+4,9 %) und Konsumchemikalien (+9,0 %). Aber auch die Grundstoffchemie legte zu.

Ausblick: Moderates Wachstum in einem schwierigen Umfeld

Der Verband der Chemischen Industrie geht davon aus, dass die globale Industrieproduktion im Jahr 2015 zulegen wird (+2,0 %). In der Folge wird auch die globale Nachfrage nach Chemikalien steigen. Die weltweite Chemieproduktion dürfte daher um 3,5 % ausgedehnt werden. Dabei ist das Wachstum entsprechend der Wettbewerbssituation unterschiedlich verteilt. Während die Chemie in Deutschland und Europa vom günstigen Ölpreis und einem immer noch schwacher Euro profitiert, kann die Chemie in den USA auf Grund von Schiefergas durchstarten (+3,0 %). Schwierig bleibt hingegen die Situation in Brasilien. Dort dürfte die Chemieproduktion um 6,5 % sinken. Wachstumstreiber im weltweiten Chemiegeschäft bleibt aber – trotz mannigfaltiger Probleme – immer noch China. Im Jahr 2015 wird das Wachstum der Chemieproduktion im Reich der Mitte unter 9 % liegen (Tabelle 1). Im kommenden Jahr wird sich der moderate Aufwärtstrend fortsetzen. Das weltweite Chemiegeschäft dürfte erneut um 3,5 % ausgeweitet werden. Dies entspricht in etwa dem langfristigen Wachstumspotenzial.

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