Brenntag will schlanker und effizienter werden
Sozialverträglicher Stellenabbau, fokussierte Organisationsstruktur, konsolidiertes Standortnetzwerk, neue Führungskultur
Vorstand und Aufsichtsrat von Brenntag, dem Weltmarktführer in der Distribution von Chemikalien und Inhaltsstoffen, haben den Rahmen von Project Brenntag beschlossen. Ziel des weitreichenden Transformationsprogramms ist es, die führende Rolle von Brenntag auf dem Weltmarkt der Chemiedistribution auszubauen, indem das Unternehmen sich stärker fokussiert, Komplexität reduziert und Partnerschaften mit Kunden und Lieferanten intensiviert.
Das Transformationsprogramm soll einen nachhaltigen zusätzlichen Beitrag zum operativen EBITDA von insgesamt 220 Mio. EUR pro Jahr leisten. Die dafür beschlossenen Maßnahmen umfassen einen sozialverträglichen Stellenabbau, eine neue fokussierte Organisationsstruktur, ein konsolidiertes Standortnetzwerk und eine neue Führungskultur.
„Um unser Potenzial voll auszuschöpfen, müssen wir schlanker und effizienter werden“, so der Brenntag-Vorstandsvorsitzende Christian Kohlpaintner. Dies beinhalte auch einen Stellenabbau. „Bei der Umsetzung der verschiedenen Maßnahmen von Project Brenntag planen wir auch, unsere weltweite Belegschaft anzupassen. Dieser Schritt wird uns sicherlich nicht leicht fallen, doch er ist notwendig, um den Erfolg von Brenntag langfristig zu sichern. Wir wollen jeglichen geplanten Stellenabbau in sozialverträglicher, verantwortungsvoller Weise vollziehen und betriebsbedingte Kündigungen vermeiden.“
Brenntag erwartet, dass die Umsetzung der verschiedenen Maßnahmen über die kommenden zwei Jahre zu einem Abbau von insgesamt etwa 1.300 Stellen führen wird, davon werden weniger als 200 Arbeitsplätze in Deutschland betroffen sein. Weltweit hat das Unternehmen derzeit rund 17.500 Beschäftigte.
Ab Januar 2021 wird das Unternehmen in zwei globalen Geschäftsbereichen geführt, Brenntag Essentials und Brenntag Specialties. Diese sind stark auf die veränderten Anforderungen von Kunden und Lieferanten ausgerichtet. Im Zuge der Transformation wird Brenntag auch in die Optimierung seines globalen Standortnetzwerkes investieren und dessen Auslastung verbessern.
Der Brenntag-Chef erläuterte Project Brenntag kürzlich im CHEManager-Interview: „Wir haben in der ersten Jahreshälfte eine umfassende Analyse unserer Strukturen und Prozesse durchgeführt, um konkrete Verbesserungspotenziale zu identifizieren. Wir sind jetzt in der Validierungsphase des Projekts angekommen und werden mit der Implementierung der Maßnahmen beginnen.“
In einem anschließenden Pressegespräch ergänzte Kohlpaintner: „Mit unserem Transformationsprogramm Project Brenntag ergreifen wir entschiedene Maßnahmen, um eine starke Basis für nachhaltiges, organisches Ergebniswachstum in den kommenden Jahren zu schaffen. Die Einführung unserer neuen operativen Geschäftsstruktur war ein erster wichtiger Meilenstein, um zukünftigen Anforderungen gerecht zu werden und an der Spitze unserer Branche zu bleiben.“
Anstieg des operativen EBITDA
Der Konzern rechnet damit, dass Project Brenntag einen nachhaltigen zusätzlichen Beitrag zum operativen EBITDA von insgesamt 220 Mio. EUR pro Jahr liefert. Dieser Beitrag wird sich von Jahr zu Jahr erhöhen und das volle jährliche Potenzial soll bereits zu Beginn des Jahres 2023 erreicht werden. Die gesamten Netto-Zahlungsmittelabflüsse für die Umsetzung von Project Brenntag werden sich voraussichtlich auf rund 370 Mio. EUR belaufen. Project Brenntag wird zu erheblichen Effizienzsteigerungen führen und darüber hinaus zum Umsatzwachstum beitragen.
Zum Stellenabbau plant Brenntag, natürliche Fluktuation, einvernehmliche Aufhebungsvereinbarungen und Vorruhestandsregelungen zu nutzen, um den Stellenabbau auf sozialverträgliche, verantwortungsvolle Weise umzusetzen und betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. Die Maßnahmen werden im Laufe der kommenden Monate unter Berücksichtigung lokaler Regelungen und arbeitsrechtlicher Bestimmungen weiter ausgearbeitet. Brenntag wird dabei in einem engen und vertrauensvollen Dialog mit den Arbeitnehmervertretern stehen und die in den betreffenden Ländern vorgesehenen Informations- und Konsultationsabläufe berücksichtigen.
Konsolidiertes globales Standortnetzwerk
Brenntag wird erheblich in sein Standortnetz investieren, um schlanker und effizienter zu werden und Kunden schneller, umfassender und besser zu bedienen. Mit seinem optimierten Netzwerk ist Brenntag weiterhin weltweit präsent, wird aber die Effizienz steigern, Größenvorteile über Geschäftsbereiche und Produkte hinweg nutzen sowie die Nähe zu den Geschäftspartnern vor Ort erhöhen. Die Optimierung sieht auch eine Schließung von Standorten vor, um das regionale Netzwerk zu konsolidieren und die Auslastung bestehender Standorte zu verbessern. Brenntag plant die Schließung von weltweit insgesamt etwa 100 Standorten, von denen es sich bei der Hälfte um Logistikstandorte Dritter handelt. Gleichzeitig investiert der Konzern in bestehende und neue Standorte, um regionale Zentren aufzubauen und Lücken im Netzwerk zu schließen.
Neue Führungskultur mit klar definierten Zuständigkeiten
In Einklang mit dem Geschäftsmodell sieht Project Brenntag auch neue Rollen sowie klar definierte Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten vor. Dazu gehört eine neue Führungsstruktur, beginnend mit der Zusammensetzung des Vorstands und des Teams der obersten Führungsebene. Die für die Transformation erforderlichen Kompetenzen und Fähigkeiten wurden definiert und Brenntag wird erheblich in entsprechende Schulungsmaßnahmen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter investieren, damit diese ihre Stärken und ihre Expertise bestmöglich einbringen können.