Brenntag Essentials zeigte trotz widriger Umstände eine gute Leistung, aber auch eine langsamere Entwicklung im Vergleich zum Vorjahr, was hauptsächlich auf geringere Absatzmengen zurückzuführen ist. Die Ergebnisse beider Geschäftsbereiche vergleichen sich zu Rekordwerten im Vorjahresquartal. Der erneut sehr hohe Free Cashflow zeigt die starke Cash-Generierungsfähigkeit des Unternehmens.

Christian Kohlpaintner, Vorstandsvorsitzender der Brenntag: „Aufgrund unseres robusten Geschäftsmodells haben wir im zweiten Quartal 2023 eine solide operative und finanzielle Leistung gezeigt. Vor dem Hintergrund des weiterhin herausfordernden und widrigen Marktumfelds und im Vergleich zu den Rekordwerten des Vorjahresquartals liegen die Ergebnisse weitgehend im Rahmen unserer Erwartungen. Vor dem Hintergrund der seit Jahresbeginn zu beobachtenden sequenziellen Mengenerholung sowie der Anzeichen, dass die Talsohle der Bestandskontrollmaßnahmen auf Kundenseite durchschritten ist, sind wir zuversichtlich, dass die Absatzmengen in der zweiten Jahreshälfte 2023 höher sein werden als in den ersten sechs Monaten. Neben unseren operativen Anstrengungen haben wir gute Fortschritte bei der Umsetzung unserer strategischen Wachstumsinitiativen erzielt. Mit der neuen Aufstellung der Geschäftsbereiche schaffen wir schrittweise unabhängigere, autonome und marktführende Geschäftseinheiten und beschleunigen die Umsetzung unserer ‚Strategy to Win‘.“

Finanzkennzahlen
Im zweiten Quartal 2023 erwirtschaftete Brenntag einen Umsatz von 4.256,6 Mio. EUR und liegt damit 13,7% unter dem Vorjahresquartal. Mit einem im Vergleich zum Vorjahr um 8,5% niedrigeren Rohertrag in Höhe von 1.020,8 Mio. EUR konnte der Rekordwert des Vorjahresquartals nicht erreicht werden. Das operative EBITA lag bei 332,2 Mio. EUR, dies entspricht einem Rückgang von 25,8% gegenüber dem zweiten Quartal 2022. Der Free Cashflow war mit 431,7 Mio. EUR sehr hoch (Q2 2022: 157,6 Mio. EUR, +173,9%). Für das erste Halbjahr 2023 summiert sich der Free Cashflow auf nahezu 900 Mio. EUR und ist damit der höchste Free Cashflow, der jemals im ersten Halbjahr erzielt wurde. Hiermit wird die starke Cash-Generierungsfähigkeit des Unternehmens erneut unter Beweis gestellt. Das Ergebnis je Aktie lag bei 1,23 EUR (Q2 2022: 1,86 EUR).

Globale Geschäftsbereiche mit Ergebnissen weitgehend im Rahmen der Erwartungen
In dem erneut herausfordernden makroökonomischen Umfeld des zweiten Quartals 2023 mit anhaltenden politischen Unsicherheiten und starken inflationären Trends konnten die Geschäftsbereiche nicht an die Rekordergebnisse des Vorjahresquartals anknüpfen und zeigten eine weitestgehend erwartungsgemäße Entwicklung. Das Geschäft wurde durch den anhaltenden Abbau von Lagerbeständen und die zurückhaltende Nachfrage in verschiedenen Endmärkten in Kombination mit normalisierten Lieferketten und dem weltweiten Rückgang der Chemikalienpreise beeinträchtigt.

Brenntag Specialties verzeichnete einen Rohertrag von 374,8 Mio. EUR (-15,9%). Das operative EBITA lag bei 144,7 Mio. EUR, ein Rückgang um 32,6% gegenüber dem zweiten Quartal 2022. Sehr gut entwickelten sich die Industrien Pharma und Water Treatment. Sie konnten jedoch die gedämpfte Nachfrage in anderen Segmenten nicht kompensieren. Nutrition und Personal Care / HI&I konnten die außergewöhnlich starken Vorjahresergebnisse nicht wiederholen. Die Entwicklung des Branchensegments Material Science war weiterhin durch die verhaltene Bautätigkeit belastet. Darüber hinaus wirkte sich eine insgesamt schwächere Performance in der Region APAC auf das Specialties-Ergebnis im zweiten Quartal 2023 aus. Parallel zur konsequenten Umsetzung der divisionalen Wachstumsstrategie wird der Geschäftsbereich die Umsetzung der Maßnahmen beschleunigen, um die relative Leistungslücke zu den reinen Spezialitäten-Wettbewerbern zu schließen. Zu den Maßnahmen gehören eine detaillierte Überprüfung und Optimierung des Produktportfolios in den Industriesegmenten, die neue Zusammenarbeit mit strategischen Lieferanten sowie der Ausbau des Angebots an Mehrwertdienstleistungen.

Brenntag Essentials hat seine Widerstandsfähigkeit in den widrigen Marktbedingungen unter Beweis gestellt und im zweiten Quartal 2023 gute Ergebnisse erzielt. Gegenüber dem ersten Quartal 2023 verzeichnete der Geschäftsbereich ein Mengenwachstum; die Absatzmengen lagen jedoch insgesamt immer noch unter dem Vorjahresquartal. Der Rohertrag erreichte einen Wert von 638,3 Mio. EUR und liegt damit 3,1% unter dem Vorjahresquartal. Das operative EBITA lag bei 225,5 Mio. EUR (-12,7%). Sowohl die Region EMEA als auch die Region Nordamerika zeigten eine solide Leistung. Das Segment APAC wurde durch eine schwächere Nachfrage in China beeinträchtigt. Die Region Lateinamerika ist weiterhin von einer geringen Nachfrage betroffen.

Maßnahmen zur Kostensenkung
Finanzvorständin Kristin Neumann: „Da das Marktumfeld weiter herausfordernd ist und wir in beiden Geschäftsbereichen weiterhin Umsatzdruck verspüren, behalten wir unsere Kostenentwicklung genau im Auge, um unsere Ergebnisse im Jahr 2023 zu sichern, ohne gleichzeitig unsere konsequente Strategieumsetzung zu gefährden. Daher haben wir unsere Kostenbasis überprüft und mehrere Maßnahmen zur Kostensenkung eingeleitet, die wir in der zweiten Jahreshälfte 2023 umsetzen und intensivieren werden.“

Zu den Maßnahmen gehört, in der zweiten Jahreshälfte 2023 die Anzahl der Mitarbeitenden um 300 im gesamten Unternehmen zu reduzieren. Dies geschieht auf sozialverträgliche Weise, hauptsächlich durch den Einsatz von weltweiten Einstellungskontrollmaßnahmen und die Nutzung natürlicher Fluktuation. Im Rahmen der weiteren Optimierung des globalen Standortnetzwerks hat Brenntag weltweit weitere 25 Standorte identifiziert, die bis Ende des Jahres geschlossen werden sollen. Darüber hinaus wird das Unternehmen diskretionäre Ausgaben und andere Kosten in den Bereichen Reisen, Beratung, externe Auftragnehmer und indirekte Ausgaben reduzieren.

Weitere Umsetzung der strategischen und transformatorischen Initiativen
Im zweiten Quartal 2023 setzte Brenntag die Implementierung der „Strategy to Win“ mit verschiedenen Meilensteinen und Erfolgen fort. Bei Brenntag Specialties wurden zum Beispiel ein neues regulatorisches Team für Pharma in EMEA aufgebaut, die Partnerschaft mit Qualifyze für ein verbessertes Angebot an Pharma-Audits bekanntgegeben, die Übernahme von Saifu Chemicals unterzeichnet, um die Life-Science-Präsenz in China auszubauen, sowie durch die neue Partnerschaft mit Royal Avebe die Portfolioqualität verbessert. In den letzten Monaten hat Brenntag Essentials seine Präsenz und Flexibilität auf lokaler Ebene durch die Eröffnung neuer Standorte in Brasilien, Argentinien und Nordamerika erfolgreich gestärkt. Für einen neuen Großstandort in China wurde die erforderliche Lizenz zur Inbetriebnahme erteilt. Die Akquisition von Aik Moh schafft eine starke Plattform für regionales Wachstum in Asien-Pazifik, der wachstumsstärksten Region für den Geschäftsbereich Essentials.

Um die erfolgreiche Umsetzung der Strategie sicherzustellen, entwickelt Brenntag seine Führungs- und Organisationsstrukturen sowohl für den Konzern als auch für die beiden Geschäftsbereiche weiter. Seit 1. August 2023 besteht der neu formierte Vorstand aus vier Mitgliedern. Ewout van Jarwaarde leitet den Geschäftsbereich Essentials als CEO, und Michael Friede leitet den Geschäftsbereich Specialties als CEO. Ab Januar 2024 wird für beide globalen Geschäftsbereiche eine neue Führungs- und Steuerungsstruktur eingeführt. Die weiterentwickelte divisionale Struktur unterstützt darin, schrittweise unabhängigere, autonome und marktführende Geschäftseinheiten zu schaffen, und beschleunigt die Umsetzung der „Strategy to Win“. Die Schlussfolgerungen zu den strategischen Optionen und dem zukünftigen Weg des Unternehmens und der Geschäftsbereiche wird Brenntag auf dem Kapitalmarkttag am 5. Dezember 2023 bekannt geben.

Prognose für das Geschäftsjahr 2023 bestätigt und präzisiert
Im März 2023 hat Brenntag eine Prognose für das Geschäftsjahr in der Bandbreite von 1,3 bis 1,5 Mrd. EUR für das operative EBITA abgegeben. Nun, da das Jahr 2023 weiter fortgeschritten ist, bestätigt man diese Prognose und präzisiert sie auf 1,3 bis 1,4 Mrd. EUR für das operative EBITA für das Gesamtjahr 2023. Diese Konkretisierung auf den unteren Bereich der ursprünglichen Prognose ist auf das insgesamt sehr herausfordernde Marktumfeld und ungünstige Wechselkurseffekte zurückzuführen.

Für die zweite Jahreshälfte 2023 erwartet das Unternehmen ein anhaltend schwieriges operatives Umfeld, das von geopolitischen Unsicherheiten, makroökonomischen Herausforderungen, aber auch einer sich sequenziell erholenden Nachfrage geprägt sein wird. Aufgrund der seit Jahresbeginn zu beobachtenden sequenziellen Mengenerholung sowie der Anzeichen, dass die Talsohle der Bestandskontrollmaßnahmen auf Kundenseite durchschritten ist, ist das Unternehmen zuversichtlich, dass in der zweiten Jahreshälfte 2023 die Absatzmengen über denen der ersten sechs Monaten des Jahres liegen werden.