Bahrain: Im Formel 1-Tempo in die Zukunft
06.11.2013 -
Ende April war es wieder soweit: Rund eine Milliarde rennsportbegeisterter Menschen blickte gespannt auf einen kleinen Inselstaat zwischen Saudi-Arabien und Qatar im Persischen Golf und erlebte beim Großen Preis von Bahrain erneut einen Sieg von Sebastian Vettel. Die 2004 eröffnete Rennstrecke ist der ganze Stolz des aus 33 Inseln bestehenden Königreichs, das nicht einmal so groß wie das Hamburger Stadtgebiet ist. Und Jasim Albardooli (Foto), PR-Manager des Rennkurses und bekennender Vettel-Fan, freut sich sichtlich über den Besuch aus Germany.
Die Freude über die weltweite sportliche Aufmerksamkeit lässt man sich in Bahrain auch nicht von Berichten über politische Proteste trüben. Die Demonstrationen in dem ehemaligen britischen Protektorat, das heute eine konstitutionelle Monarchie ist, sind nicht mit den Unruhen in der übrigen Arabischen Welt vergleichbar; sie richten sich eher gegen eine zu schnelle Liberalisierung des Landes. Denn Bahrains Herrscher haben im Gegensatz zu anderen islamischen Ländern bereits früh die Rechte der Frauen gestärkt, liberale Wirtschaftsgesetze erlassen und das Alkoholverbot gelockert. So gehören berufstätige Frauen in Bahrain inzwischen genauso zum täglichen Leben wie Wasserpfeife rauchende Männer.
Reich wurde Bahrain mit Perlen und Erdöl. Doch weil die Ölreserven bald erschöpft sein werden, baut die Regierung heute verstärkt auf Finanzwirtschaft und Tourismus als Einnahmequellen - und auf Industrie. Im Dezember 2012 eröffnete die BASF einen neuen Produktionsstandort für kundenspezifische Antioxidantien-Mischungen im Bahrain International Investment Park.
Und auch der Tourismus boomt. Viele wohlhabende Saudis strömen an den Wochenenden über den 25 km langen King Fahd Causeway in die Luxushotels, Nobelboutiquen, Bars und Nachtclubs der modernen Hauptstadt Manama und in die neuen Urlaubsresorts, die im Süden der Hauptinsel entstehen. Für sie bedeutet Bahrain Spaß, Essen, Alkohol. Und in den nächsten Jahren sollen zudem Besucher aus Qatar über eine neue 35 km lange Brücke bequem auf die Unterhaltungsinsel kommen können. So will der Kleinstaat zusätzlich von der im Nachbarland stattfindenden Fußballweltmeisterschaft 2020 profitieren.
Der Name Bahrain bedeutet im Arabischen „zwei Meere" und bezieht sich auf das die Insel umgebende Meer und das Grundwasser. Bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. existierte hier eine blühende Kultur namens Dilmun, von der Ausgrabungen zeugen. Ihre kulturellen Wurzeln wollen die Bahrainis bewahren, doch zugleich steuern sie im Rennwagentempo in die Zukunft.