Agrarchemie verhilft BASF zu schwungvollem Jahresstart
29.04.2013 -
Die Ängste amerikanischer Bauern vor schlechten Ernten haben BASF zu Jahresbeginn gute Geschäfte beschert: Nach der Jahrhundert-Dürre des vergangenen Jahres in den USA verkaufen sich die Pflanzenschutzmittel des Konzerns bestens. Wegen der Aussicht auf eine weitere schlechte Ernte 2013 investierten Landwirte stark in Mittel gegen Schadpilze, Insekten und Unkraut, um ihre Erträge zu sichern. Zudem lief die Saison auch in Europa gut an, trotz der lang anhaltenden Kälte, und BASF konnte Preiserhöhungen durchsetzen, wie der Konzern am Freitag erklärte.
Der bereinigte Betriebsgewinn der Pflanzenschutz-Sparte schnellte im ersten Quartal um 19% auf 498 Mio. € nach oben. Zu dem Anstieg trug auch die Übernahme der US-Saatgutfirma Becker Underwood bei, die BASF im vergangenen Jahr für 748 Mio. € übernommen hat. Die hohe Nachfrage nach landwirtschaftlichen Erzeugnissen hatte zuletzt auch bei den Rivalen Bayer, dem US-Konzern Dow Chemical und Syngenta aus der Schweiz für starke Pflanzenschutz-Geschäfte gesorgt.
Doch die Geschäfte mit Pestiziden, Herbiziden und Insektiziden stoßen auch auf Kritik. Umweltschützer und Imker bringen das Sterben ganzer Bienenvölker mit solchen Mitteln in Zusammenhang. Die EU-Staaten hatten sich zuletzt nicht auf ein Verbot spezieller Gifte einigen können, obwohl die EU-Kommission gefordert hatte, zunächst für zwei Jahre den Einsatz weit verbreiteter Neonikotinoide bei Sonnenblumen, Raps, Mais und Baumwolle zu verbieten, die BASF nicht, aber etwa Syngenta und Bayer verkaufen. Entsprechend lief die BASF-Hauptversammlung in Mannheim am Freitag ohne Proteste von Aktivisten an. Dagegen sahen sich die Bayer-Aktionäre, die ebenfalls zum Jahrestreffen zusammenkamen, Kritikern gegenüber. Vor der Kölner Messehalle demonstrierten Aktivisten mit Plakaten mit der Aufschrift "Pestizide töten Bienen".
Da auch das Geschäft mit Grundchemikalien unerwartet viel Gewinn abwarf, baute der weltgrößte Chemiekonzern im ersten Quartal sein Betriebsergebnis kräftig aus. "2013 hat für uns solide angefangen", zog BASF-Chef Kurt Bock in Mannheim auf der Hauptversammlung Bilanz. Den rund 6200 versammelten Aktionären versprach der Konzernlenker, im Gesamtjahr Betriebsergebnis und Umsatz zu steigern. "Wir wollen in allen Segmenten besser werden und wachsen", erklärte Bock. Dazu sollen auch die Kosten sinken.
Der Chemiekonzern erwartet, dass dieses Jahr das Wachstum der Weltwirtschaft eher mager ausfällt. "Das Umfeld bleibt sehr unbeständig", schätzte Bock. Dennoch: "Die Chemieindustrie wird wieder mehr produzieren, weil die Wirtschaft in den Schwellenländern wächst", erklärte er. Die Chemiebranche gilt als Konjunkturbarometer, da sie fast alle anderen Industriezweige beliefert.
Um sich auch in einem härteren Marktumfeld behaupten zu können, hatte BASF sich das mehrjährige Sparprogramm "Step" auferlegt, das ab Ende 2015 jährlich rund 1 Mrd. € zum Ergebnis beitragen soll.
Überraschend positiv verlief der Jahresbeginn in der Basis-Chemie für BASF. Trotz rückläufigem Umsatz baute die Sparte Chemicals den bereinigten Betriebsgewinn um 17% auf 650 Mio. € aus. Die turmhohen Petrochemie-Anlagen - im Fachjargon Cracker genannt - arbeiteten in Europa und in den USA mit besseren Margen. Zudem hob der Konzern bei fast allen Petrochemieprodukten die Preise an und wälzte so Rohstoffkosten auf die Abnehmer ab. Cracker-Anlagen stellen wichtige Ausgangschemikalen für viele Kunststoffe her. In seiner Öl- und Gassparte baute der Konzern zwar seinen Umsatz kräftig um ein Fünftel aus - schwächere Ergebnisse im Erdgashandel ließen das Spartenergebnis aber sinken.
Insgesamt steigerte die BASF im ersten Quartal ihr bereinigtes Konzern-Betriebsergebnis um 10% auf 2,2 Mrd. €. Von Januar bis März setzte der Ludwigshafener Konzern 19,7 Mrd. € um - ein Plus von 5%. Unter dem Strich stand ein Überschuss von 1,5 Mrd. €, 15% weniger als vor Jahresfrist. Vor einem Jahr hatte das Unternehmen allerdings einen Sonderertrag von 645 Mio. € aus dem Verkauf des Düngemittelgeschäfts erzielt.
An der Börse konnte das Unternehmen damit punkten: Die im Dax notierte BASF-Aktie kletterte um mehr als 3% und war damit größter Gewinner im Dax. "Guter Jahresauftakt für die BASF", kommentierten die Analysten der LBBW. Den Aktionären versprach BASF-Chef Bock, die Dividende Jahr für Jahr aufstocken oder sie zumindest stabil zu halten. "Das ist die richtige Richtung", sagte Ulrich Hocker von der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Für das Geschäftsjahr 2012 sollen die Aktionäre 2,60 € je Aktie erhalten nach 2,50 € im Vorjahr.