100 Jahre NRC in Hamburg
CHEManager blickt gemeinsam mit der dreiköpfigen Geschäftsleitung auf die Unternehmensgeschichte zurück
Nordmann, Rassmann (NRC) feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Firmenjubiläum. Das 1912 als Handelshaus für Naturkautschuk von Eduard Nordmann und Fritz Rassmann gegründete Unternehmen wird heute in dritter Generation geführt und erwirtschaftet mit 280 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von rund 300 Mio. Euro. NRC ist eine der führenden Sales- und Marketingorganisationen in der internationalen Chemiedistribution von chemischen und natürlichen Rohstoffen und Spezialchemikalien.
CHEManager blickt gemeinsam mit der dreiköpfigen Geschäftsleitung Edgar E. Nordmann, Gabriele Henke und Carsten Güntner auf die Unternehmensgeschichte zurück und wagt einen Ausblick auf zukünftige Strategien.
Die Fragen stellte Dr. Birgit Megges.
CHEManager: Herr Nordmann, wenn Sie auf die 100-jährige Geschichte zurückblicken: Was waren die wichtigsten Entscheidungen und auf welche Entwicklungen sind Sie heute besonders stolz?
Edgar E. Nordmann: In den vergangenen 100 Jahren hat es glücklicherweise viele unternehmerische Highlights gegeben. Über allem steht jedoch die Maßgabe, dass wir bis heute ein Familienunternehmen sind und auch weiterhin bleiben werden. Besonders entscheidend für die Entwicklung von NRC war 1949 der Einstieg in die Chemiedistribution hochwertiger, technisch anspruchsvoller Rohstoffe und Spezialitäten. Durch die politische Öffnung 1989 in Richtung Osteuropa haben wir zudem seit 1991 bis heute neun Tochtergesellschaften in dieser Region gegründet.
Sie haben betont, dass NRC ein Familienunternehmen ist und auch bleiben wird. Welche Werte sind für Sie in Ihrem Familienunternehmen wichtig?
Edgar E. Nordmann: 100% der Anteile an der Georg Nordmann Holding sind in Familienhand - dementsprechend auch NRC, das zu diesem starken Verbund internationaler Unternehmen gehört. So repräsentiert NRC eine emotionale Basis sowohl für die Mitarbeiter als auch für die Familie. Darüber hinaus bekennen wir uns zur Hansestadt Hamburg und pflegen einen respektvollen Umgang mit Geschäftspartnern, Kultur und Natur. Zu den wichtigsten Bestandteilen unserer Unternehmenskultur zählen die Bewahrung von Tradition bei gleichzeitiger Offenheit für die Moderne sowie die soziale Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern. Fürsorge, Führung und Freiheit sind Ausdruck unserer sozialen Kompetenz, auch in Zukunft.
Herr Güntner, was war bzw. ist für den Erfolg des Unternehmens besonders wichtig?
Carsten Güntner: Der Wert unseres Unternehmens sind unsere Mitarbeiter. Sie haben ein überdurchschnittlich hohes Maß an technischem und kaufmännischem Wissen, - eine Voraussetzung für die enge und langjährige Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten und Kunden. Diese partnerschaftlichen Beziehungen und unser technisches Wissen führen zu einer hohen Kundenzufriedenheit - wie es auch unsere aktuelle Kundenzufriedenheitsanalyse belegt. Wir sind Problemlöser für unsere Kunden und werden häufig als bevorzugter Lieferant gewählt. Das macht uns stolz und bestätigt uns in unserer Strategie.
Frau Henke, bislang haben Sie elf Tochterunternehmen gegründet, die alle im europäischen Raum angesiedelt sind. Haben Sie Pläne, auch in anderen Ländern, beispielsweise im wachsenden asiatischen Raum, aktiv zu werden?
Gabriele Henke: Wir sind grundsätzlich offen für eine weitere Expansion. Sowohl in Regionen mit bereits bestehenden eigenen Tochterunternehmen, als auch darüber hinaus. Unsere Wachstumsstrategie basiert zum Einen auf dem Ausbau bestehender Geschäftsfelder, wir wollen hier unser Angebot und unsere Präsenz deutlich stärken. Aber natürlich arbeiten wir auch an neuen Konzepten, dazu gehört der asiatisch-pazifische Raum. Unser Entscheidungskriterium lautet jedoch stets: Was erwarten unsere Partner, was bringt uns als Unternehmen langfristig voran.
Mergers & Acquisitions sind nach wie vor in der Distributionsbranche ein großes Thema. Welche Rolle spielen Akquisitionen für Ihr weiteres Wachstum?
Gabriele Henke: Im Rahmen unserer Wachstumsstrategie nehmen Merger & Acquisitions eine wichtige Rolle ein. Unsere Zeit und unsere Märkte sind allgemein schnelllebiger geworden. „Nur" mit greenfield operations, also Neugründungen auf der grünen Wiese mitzuhalten, ist heutzutage fast unmöglich. Daher beschäftigen wir uns verstärkt mit dieser Thematik.
Welche Märkte, sowohl geografisch als auch produktbezogen betrachtet, spielen für NRC eine vordergründige Rolle?
Gabriele Henke: Wir werden unsere bestehenden Märkte weiter ausbauen. Ebenso intensiv werden wir aber auch neue Märkte in Europa prüfen. Unternehmerischer Schwerpunkt bleibt dabei der Bereich der chemischen Spezialitäten. Vor diesem Hintergrund werden wir unser Produktportfolio vergrößern. Life Sciences bleibt dabei einer der Schwerpunkte. Aber auch Flammschutzmittel oder Produkte der Klebstoffindustrie spielen zukünftig eine noch größere Rolle für uns.
Welche äußeren Faktoren, wie sich verändernde Markterfordernisse, politische Entscheidungen, Fachkräftemangel usw., stehen derzeit für NRC und die gesamte Distributionsbranche im Vordergrund?
Carsten Güntner: Die demographische Entwicklung und die Nachfrage nach Spezialisten auf allen Fachgebieten werden zukünftig auch für uns eine der Herausforderungen sein. Entscheidend sind die Anforderungen, die uns von Kunden- und Lieferantenseite gestellt werden: die Märkte verändern sich permanent, daraus ergeben sich höchste Ansprüche an Service, Beratung oder Logistik. Unsere Kunden wünschen sich alle Leistungen aus einer Hand und eine zielführende kaufmännische und anwendungstechnische Beratung. Wir bieten zudem ein innovatives Produktportfolio und ein umfassendes Wissen über unsere Märkte.
Welche Vision haben Sie für NRC, wenn Sie ein Viertel- oder sogar ein halbes Jahrhundert vorausblicken?
Gabriele Henke: Die Vision ist Teil eines strategischen Daches, das wir uns unter Einbeziehung der Mitarbeiter gegeben haben. Unsere Vision, Mission und unsere Werte als Familienunternehmen sind langfristig angelegt. Wir wollen aus strategischer Sicht nachhaltig aufgestellt sein und daraus Wachstum und Profitabilität generieren. Zudem liegt unser Schwerpunkt im weiteren Ausbau von Service-Dienstleistungen. So werden wir auch zukünftig auf dem Gebiet der Anwendungstechnik, im Bereich Labor sowie in der Abfüllung und Compoundierung weitere Investitionen tätigen.
Edgar E. Nordmann: Unser übergeordnetes Ziel ist es, als Familienunternehmen fortzubestehen und dabei kontinuierlich und gesund zu wachsen. Nicht zuletzt, um sowohl bestehende Arbeitsplätze zu sichern als auch neue zu schaffen.