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Leichte Abschwächung des weltweiten Chemiewachstums

03.11.2010 -

Im zurückliegenden Jahr wuchs die Weltwirtschaft äußerst dynamisch. Allerdings verlangsamte sich das Wachstum zum Jahresende: Die Immobilienkrise in den USA hat sich zunehmend auf die internationalen Finanzmärkte und die Realwirtschaft ausgeweitet. Neben der Subprimekrise beeinträchtigten zuletzt auch die hohen Rohstoffpreise die Wachstumsaussichten der Weltwirtschaft. Nach Einschätzung vieler Ökonomen steht die US-Wirtschaft derzeit am Rande einer Rezession. Dennoch bleiben die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft im Rahmen. Insbesondere die anhaltend hohe Dynamik in Asien und Südamerika wird die Weltwirtschaft stabilisieren. Zudem setzt sich in Europa der Aufschwung fort. Die globale Wirtschaft wird im Jahr 2008, gestützt auf die anhaltend robuste Nachfrage nach Industrieprodukten, mit gut 3% expandieren. Die Industrieproduktion steigt in diesem Jahr voraussichtlich um mehr als 4%. Demzufolge dürfte sich die globale Chemienachfrage weiterhin erfreulich entwickeln. Das Wachstum der Chemieproduktion bleibt weltweit hoch. Es wird sich allerdings ebenfalls leicht abschwächen (Grafik 1).

Weltweite Chemieindustrie bleibt auf Expansionskurs

Die chemische Industrie konnte im vergangenen Jahr kräftig zulegen. Nach einem sehr starken ersten Quartal kletterte die globale Chemieproduktion im weiteren Jahresverlauf von Quartal zu Quartal auf neue Höchststände (Grafik 2). Im Jahresdurchschnitt betrug das Wachstum trotz schwacher US-Wirtschaft und hoher Ölpreise gut 4%. Die Chemieregionen entwickelten sich dabei regional sehr unterschiedlich. Während die Chemieproduktion in Asien kräftig expandierte und sich der Chemieaufschwung in Europa fortsetzte, stagnierte die nordamerikanische Chemieproduktion. Das Wachstumsgefälle von Asien über Europa nach Nordamerika bleibt auch 2008 erhalten. Die hohe Dynamik im asiatischen Chemiegeschäft kann dabei die Wachstumsschwäche in den USA zum Teil kompensieren, so dass sich das Wachstum der globalen Chemieproduktion in diesem Jahr nur leicht abschwächen wird. Der Zuwachs beträgt voraussichtlich 3,7% (Grafik 3).

China wird zweitgrößter Chemieproduzent

Die Schwellenländer Asiens setzten 2007 ihre Industrialisierung in rasantem Tempo fort. Mit dem Ausbau der industriellen Basis stieg in diesen Ländern der Hunger nach Rohstoffen und Vorleistungsgütern. Die Chemieunternehmen konnten von dieser Entwicklung besonders profitieren. Chemienachfrage und -produktion stiegen in vielen Ländern mit zweistelligen Wachstumsraten. Die chinesische Chemieproduktion verzeichnete im letzten Jahr sogar Zuwachsraten von knapp 20%. Damit überholte China erstmals Japan und liegt jetzt hinter den USA auf Platz 2 der weltgrößten Chemieproduzenten. In Japan stagnierte hingegen die Chemieproduktion. Für die gesamte Region ergab sich im letzten Jahr ein Wachstum der Chemieproduktion von etwas mehr als 8% (Grafik 4). Die gute Entwicklung wird sich 2008 nahezu ungebremst fortsetzen, weil die robuste asiatische Binnenkonjunktur Nachfragerückgänge im US-Geschäft ausgleicht.

Deutschlands Chemieproduktion ist Schrittmacher in Europa

Die europäische Chemieproduktion blieb auch im vergangenen Jahr auf Expansionskurs. Nach gutem Jahresbeginn schwächte sich die europäische Chemiekonjunktur im zweiten Quartal ab. Danach setzten sich erneut die Auftriebskräfte durch (Grafik 5). Mit durchschnittlich 3% fiel das Wachstum allerdings niedriger als 2006 aus. Deutschland und seine östlichen Nachbarn sind derzeit die Schrittmacher der europäischen Chemiewirtschaft. Hierzulande legte die Chemieproduktion um 4,5% zu. Die neuen EU-Staaten verzeichneten sogar ein Wachstum von durchschnittlich über 7%.
Angesichts der drohenden Rezession in den Vereinigten Staaten wurden zuletzt die Konjunkturprognosen für Europa nach unten korrigiert. Es wird mehrheitlich mit einer Konjunkturabschwächung im Jahr 2008 gerechnet. Das hat Auswirkungen auf das Chemiegeschäft. Das Wachstum der Chemieproduktion wird sich in Europa auf rund 2,5% abschwächen. Die gute Chemiekonjunktur setzt sich allerdings auf hohem Niveau weiter fort. Der Aufwärtstrend ist stabil.

US-Chemie tritt auf der Stelle

Die nordamerikanische Chemieindustrie blickt auf ein enttäuschendes Geschäftsjahr 2007 zurück. Bereits im vierten Quartal 2006 war die Chemieproduktion rückläufig. Seither konnte die Produktion von Quartal zu Quartal leicht zulegen (Grafik 6). Die Wachstumsraten waren allerdings sehr gering, so dass die nordamerikanische Chemieproduktion im Gesamtjahr 2007 lediglich um 0,5% zulegen konnte. Die Vereinigten Staaten, der mit Abstand größte Chemieproduzent weltweit, konnte im vergangenen Jahr seine Chemieproduktion kaum ausdehnen. Die Immobilienkrise beeinträchtigte die Chemienachfrage der Bauindustrie. Auch die Fahrzeugindustrie, der wichtigste Kunde der US-Chemieunternehmen, entwickelte sich unterdurchschnittlich. Die schwache Chemiekonjunktur der Vereinigten Staaten übertrug sich auch auf Mexiko und Kanada. Die Prognosen für das nordamerikanische Chemiegeschäft im Jahr 2008 fallen verhalten aus. Zwar geht man überwiegend davon aus, dass sich nach einem schwierigen ersten Halbjahr die Wachstumskräfte durchsetzen werden. Im Jahresdurchschnitt wird die Chemieproduktion in der Region nur mit etwas mehr als 1% wachsen.

Deutlich erfreulicher laufen die Chemiegeschäfte in Südamerika. Die lateinamerikanische Chemieproduktion stieg 2007 um 3%. Angesichts der anhaltend guten Industriekonjunktur in der Region wird die lateinamerikanische Chemieproduktion auch 2008 um knapp 3% zulegen können.