Evonik: Rückt der Börsengang näher?
20.03.2012 -
Mit einem Rekordergebnis im Rücken könnte Evonik im Sommer einen der größten Börsengänge in Deutschland seit Jahren wagen. Das Kuratorium des Mehrheitseigners RAG-Stiftung könnte bereits in der kommenden Woche erste Weichenstellungen für einen Sprung aufs Börsenparkett vornehmen, eine endgültige Entscheidung sei Ende Mai möglich, so die Nachrichtenagentur Reuters. Minderheitseigner CVC hofft auf einen IPO noch im ersten Halbjahr. "Wir sind technisch, wirtschaftlich und von der Story her startklar - aber auf den Knopf müssen unsere Eigentümer drücken", sagte Evonik-Chef Dr. Klaus Engel bei der Bilanzvorlage. Im vergangenen Jahr hatte der Konzern höhere Preise für seine Produkte durchsetzen und auch mehr davon verkaufen können - der Umsatz kletterte um 9 % auf 14,5 Mrd. €.
Noch stärker legte der operative Ertrag Ebitda zu, hier wies Evonik ein Plus von 17 % auf 2,8 Mrd. € aus. Die Zahl ist für Evonik besonders wichtig, leitet sich doch von ihr die Berechnung des Börsenwerts ab. Beim Branchenprimus BASF liegt der Marktwert etwa beim 5,5-Fachen des operativen Gewinns. Evonik wäre demnach weit über 10 Mrd. € wert. Der Konzerngewinn schnellte um 38 % in die Höhe und übersprang damit erstmals knapp die Milliarden-Hürde. Die Stiftung, unter deren Dach der subventionierte deutsche Steinkohlebergbau gebündelt ist, soll nach dem Auslaufen der Beihilfen ab 2019 für die Folgekosten des Bergbaus aufkommen - und sich dazu aus Einnahmen aus der Beteiligung Evonik bedienen, an der die Stiftung knapp 75 % hält. Die übrigen Anteile liegen bei dem Finanzinvestor CVC. Ein Börsengang könnte Milliarden in die Kassen spülen.
EVONIK WILL VOR ALLEM IN ASIEN WACHSEN
Engel setzt auf weiteres Wachstum: Bis 2016 will der Konzern mehr als 6 Mrd. € investieren, ein Drittel davon in Deutschland. Auch größere Zukäufe schließt er nicht aus. Der Schwerpunkt der Expansion soll aber in Asien liegen. Der Umsatz dort soll im Vergleich zu 2010 dort bis 2015 auf 4 Mrd. € verdoppelt werden, kündigte Klaus Engel an. Zugleich will der Konzern den Gürtel bei den Kosten aber enger schnallen: Engel kündigte ein weiteres Sparprogramm an. Nachdem der Konzern bereits per Ende 2011 Einsparungen von rund 500 Mio. € erreichte, sollen bis Ende 2016 die Kosten noch einmal um jährlich 500 Mio. € gedrückt werden. Das neue Programm solle aber nicht "auf dem Rücken der Mitarbeiter" ausgetragen werden, betriebsbedingte Kündigungen werde es nicht geben. Klaus Engel will den einstigen Mischkonzern zudem weiter auf die Spezialchemie konzentrieren.