Stoßrichtung Innovation und nachhaltiges Wachstum
Investorengruppe übernahm Thale Email / Ziele und Visionen der neuen Firmeneigner
Eine Investorengruppe hat die frühere EHW Thale Email GmbH in Thale, einen traditionsreichen Hersteller von emaillierten Apparaten für die chemische und pharmazeutische Industrie, von der Schunk-Gruppe zum 1. Oktober 2007 erworben. Die Investoren bzw. Gesellschafter sind Karl H. Bergmann, Jürgen Schleich und Dr. Jürgen Reinemuth - sie kennen die Email-Branche sehr gut, denn sie waren zuvor jahrelang in Führungspositionen bei einem weltweit renommierten Hersteller von emaillierten Apparaten dieser Branche international beschäftigt. Das Unternehmen, das inzwischen in die Thalemail Equipment und Services umfirmiert wurde, wird von Schleich und Reinemuth als Geschäftsführende Gesellschafter sowie dem bisherigen Geschäftsführer Werner Frohwein geführt. Karl H. Bergmann ist als Berater und generalbevollmächtigter Gesellschafter primär mit der strategischen Geschäftsentwicklung betraut. CHEManager befragte die drei Gesellschafter zur Firmenübernahme und den Zielsetzungen des Unternehmens. Die Fragen stellte Dr. Dieter Wirth.
Herr Bergmann, wie sind die ersten Reaktionen von den Kunden im Markt, von den Geschäftspartnern in der Email-Branche und den Mitarbeitern von Thale auf die Übernahme und Ihr persönliches Engagement ausgefallen?
K.H. Bergmann: Jede Übernahme generell bringt zunächst für alle Beteiligten eine gewisse Verunsicherung mit sich, da man nicht weiß, welche Veränderungen sich daraus ergeben werden. Diese Verunsicherung war aber in unserem Fall nur von sehr kurzer Dauer. Was die Kunden und Geschäftspartner angeht, so spürte man im Hinblick auf die Bekanntheit und den Erfahrungen von uns als Investoren einen gewissen Vertrauensvorsprung. Die Reaktionen waren und sind ohne Ausnahme positiv, da der Markt von dieser nun gebündelten Fachkompetenz im neuen Umfeld einer kundenorientierten und unternehmerisch geführten Thale zukünftig noch mehr profitieren wird.
J. Schleich: Ebenso haben die Mitarbeiter von Thale als auch deren Interessensvertreter diesen Wechsel durch branchenerfahrene Gesellschafter sehr wohlwollend begleitet. Eine bessere Unterstützung seitens der Belegschaft hätte man sich nicht wünschen können. Die anfänglichen Bedenken sind schnell in Vertrauen und Begeisterung für die zukünftige Ausrichtung des Unternehmens umgeschlagen.
Sie haben als Investorengruppe die Thale Email übernommen - waren Sie die einzigen Bieter? Wie kam es zur Bildung Ihrer Investoren-Gruppe und warum haben Sie das Rennen gewonnen?
K.H. Bergmann: Die erste Frage könnte der Verkäufer, die Schunk-Gruppe, natürlich besser beantworten. Aber soweit wir wissen, waren wir nicht die einzigen Interessenten. Die Kontaktgespräche zwischen Schunk und mir waren schon seit längerer Zeit im Gange, die Bildung unserer Investoren-Gruppe ergab sich sehr kurzfristig vor der Übernahme. Warum wir den Zuschlag von Schunk bekommen haben ist wohl neben anderer Faktoren auch darin begründet, dass wir als Investoren-Gruppe bei den Kaufverhandlungen sowohl der Weiterentwicklung des Betriebes als auch der Berücksichtigung der sozialen Verantwortung dem Standort Thale gegenüber eine hohe Bedeutung beigemessen haben.
Worin lag der Reiz, die Thale Email zu übernehmen?
K.H. Bergmann: Die Thale Email ist das traditionsreichste Unternehmen der Emailindustrie und bündelt umfassendes Know-how im Umgang mit dem Verbundwerkstoff Stahl/Email. Zum Angebotsspektrum zählen Emailprodukte und Serviceleistungen für die chemische und pharmazeutische Prozessindustrie, und besonders in Deutschland war die Thale Email bisher sehr erfolgreich, und auf diese Errungenschaft wollen wir aufbauen.
Dr. J. Reinemuth: Das Qualitätsniveau der Produkte ist sehr hoch, das umfassende Produktprogramm entspricht den Anforderungen des Marktes, der Fertigungsprozess und die Produktionseinrichtungen entsprechen einem hohen technischen Standard und genügend Kapazitätsreserven zur Realisierung unserer Wachstumsziele sind ohne größere Investitionen vorhanden. Die Werkshallen und das Bürogebäude sind zeitgerecht und modern; ebenso die IT- und Kommunikationslandschaft. Ein weiteres, großes Vermögen und Potential haben wir aber besonders in der Kompetenz und der hohen Motivation unserer Mitarbeiter gesehen.
J. Schleich: Unter Einbeziehung des Wettbewerbsumfeldes und unserer vorgenannten Stärken sehen wir es als Herausforderung und Chance an, diesen Traditionsbetrieb in Thale, der in Deutschland zu den Branchenführern zählt, als deutsches Unternehmen der Stahl/Emailerzeugnis-Sparte auch am Weltmarkt mit dem Ruf „Made in Germany" dauerhaft zu positionieren.
Wird es im Unternehmen jetzt nach der Übernahme einen gravierenden Personalabbau geben?
J. Schleich: Wir sind nicht gekommen, um den Betrieb platt zu machen! Wir wollen Arbeitsplätze schaffen, nicht abbauen. Das haben wir als die neuen Gesellschafter gegenüber der Belegschaft stets betont.
Wie bewerten Sie die Substanz des Unternehmens, vor allem die Produktionseinrichtungen, die Forschung & Entwicklung sowie die Position im Vertrieb & Marketing?
K.H. Bergmann: Die Substanz und die vorhandenen Ressourcen, gemessen an den Produktionseinrichtungen, der Forschung und Entwicklung sowie der Position im Vertrieb und Marketing, sind bereits sehr gut. Aber im Einklang mit unserer Unternehmensphilosophie der optimierten Kundenorientiertheit, werden wir uns verstärkt konzentrieren auf die Verbesserung auftragsbezogener Prozessabläufe, die Entwicklung von neuen Produkten sowie die Erweiterung der Produktpalette. Für die kompetente Bearbeitung der strategisch festgelegten internationalen Märkte werden neue Vertriebspartner engagiert.
Etwas genauer: Werden die bisherigen Produktlinien weiter geführt? Was wird eingestellt oder neu hinzukommen? Was kommt auf den Prüfstand?
Dr. J. Reinemuth: Generell sollen zukünftig Anregungen und Wünsche von Kunden einen noch höheren Stellenwert in Bezug auf die Entwicklung und das Angebot des Produktprogramms von Thale Email erhalten. Somit ist davon auszugehen, dass wir kurzfristig unser Produktprogramm auf die gezielte Nachfrage vom Markt, sowohl dem Neu- als auch Servicegeschäft der chemischen und pharmazeutischen Industrie, entsprechend anpassen und erweitern werden. Ein Schwerpunkt werden Serviceprodukte sein. Auch die Wertschöpfung eines Produktes oder einer Serviceleistung in der Wertschöpfungskette des Kunden als auch des Unternehmens soll einer kritischen Betrachtung unterworfen werden. Als Beispiel wäre hier der Bereich emaillierte Rohre für die chemische Industrie zu nennen.
Wollen Sie das Unternehmen strategisch neu ausrichten - in welche Richtung?
K.H. Bergmann: Was unsere strategischen Unternehmensziele angeht, so setzen wir auf Innovation und nachhaltiges Wachstum mit internationaler Ausrichtung. Als aktive Gesellschafter sind wir davon überzeugt, die Thale Email mit seinen großen Erfahrungen und der im internationalen Markt auf Technologie, Qualität und Zuverlässigkeit basierten Positionierung mit „Made in Germany", zu einem der renommiertesten und weltweit führenden Unternehmen der Branche ausbauen zu können.
Was bedeutet das für das Unternehmen - Zielsetzungen, Geschäftsziele? Wo sollen Veränderungen oder Investitionen erfolgen?
J. Schleich: Da wir uns neben Wachstum auch neuen Technologien zuwenden werden, brauchen wir eine Mannschaft, die den An- und Herausforderungen gewachsen und auch fit für die Zukunft ist. Grundlage dafür ist die Verbesserung der Kostenstruktur und die flexible Ausrichtung der Kapazitäten am Kundenbedarf.
Dr. J. Reinemuth: Neben dem erfahrenen Stamm von hoch motivierten und qualifizierten Mitarbeitern setzen wir bei der Personalerweiterung auf Berufsnachwuchs und junge qualifizierte Mitarbeiter, besonders in den Bereichen Prozesstechnik, Konstruktion, Entwicklung und Emailtechnik. Spezielle Kapitalinvestitionen sind zum Zweck der Erweiterung des Produktprogramms, der Automatisierung, der Optimierung der Fertigungsprozesse sowie der Steigerung der Produktivität vorgesehen.
Warum ist der Standort Deutschland für Sie langfristig von strategischer Bedeutung?
K.H. Bergmann: Der Markt für emaillierte Produkte in Deutschland für die chemische und pharmazeutische Prozessindustrie ist der größte in Europa. Bedeutende Kunden der Chemie und Pharmazie haben in Deutschland oder in Europa ihren Hauptstandort und bestimmen von hier aus Prozesstechnologie, Engineering und Investitionen für ihre weltweiten Produktionsbetriebe. Ferner hat Deutschland einen sehr hohen Technologiestandard, hohen Qualitätsstandard, sehr gute und qualifizierte Fachkräfte und somit ein sehr hohes Kompetenz- und Qualitätsimage.
J. Schleich: Schließlich wollen wir als deutsche Gesellschafter, dass die jungen Menschen nicht abwandern, sondern hier am attraktiven Standort am Harz eine gute und interessante Beschäftigungsmöglichkeit haben und die Zukunft unseres Unternehmens mit gestalten.