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MCE Gruppe im Interview: Ausbau des Engineerings hat hohe Priorität

28.01.2013 -

Ausbau des Engineerings hat hohe Priorität. Die MCE Gruppe mit Hauptsitz in Linz/Österreich fokussiert sich auf die Anlagenerrichtung sowie den Industrieservice der Prozess- und Fertigungsindustrie in Mitteleuropa. In diese Strategie passt der Verkauf des Unternehmensbereiches Gebäudeservice im August wie auch die Übernahme des Standortdienstleisters Technisches Services Gersthofen (TSG) zum Juli dieses Jahres. In dieser Struktur ist die MCE jetzt ein Unternehmen mit 780 Mio. € Umsatz und rund 6.500 Mitarbeitern, das sich in sechs Unternehmensbereiche gliedert. CHEManager befragte Dipl.-Oec. Ludger Kramer, Vorstandsvorsitzender der MCE, und Gerald Pilotto, Bereichsleiter Industrieservice, zur Unternehmensstrategie und den jüngsten Entwicklungen im Unternehmen. Die Fragen stellte Dr. Dieter Wirth.

CHEManager: Herr Kramer, der Verkauf des Bereiches Gebäudetechnik ist mit einer unternehmerischen Fokus sierung auf die Prozess- und Fertigungsindustrie verbunden, die sich die MCE als strategisches Ziel gesetzt hat. Was sind die Gründe für diese Fokussierung?

Ludger Kramer: MCE verfolgt für die kommenden Jahre eine klare Wachstumsstrategie. Wir wollen der führende Partner für die Prozess- und Fertigungsindustrie in Mitteleuropa werden. Dafür sind wir in der jetzigen Form organisatorisch gut aufgestellt. Unsere Bereiche sind leistungs- und branchenbezogen gebündelt. Die neue, breite Organisation fördert die standortübergreifende Übertragung des Know-hows. Unsere Kunden profitieren davon unmittelbar. In Teilbereichen werden wir uns noch verstärken: regional und im Engineering.

Ist die Fokussierung der MCE mit dem Verkauf der Gebäudetechnik abgeschlossen? Bedingt die Logik der strategischen Fokussierung auf Kernkompetenzen und Kernbranchen die Trennung von weiteren Geschäftsbereichen?

Ludger Kramer: Die Hauptstrukturierungsthemen sind abgeschlossen. Die neue Organisation ist seit Anfang 2008 in Kraft und wird auch erfolgreich gelebt. Nach Abschluss des Verkaufs der Gebäudetechnik mit 1. August können wir uns weiter intensiv dem Ausbau unserer Kernkompetenzen und Kernmärkte widmen. Es gibt Teilbereiche in der MCE, die mittelfristig nicht vollständig mit dem angestrebten Leistungsportfolio harmonieren. Geringfügige Arrondierungen im Sinne der Gesamtstrategie schließe ich daher nicht grundsätzlich aus. Unser Hauptaugenmerk liegt aber ganz klar auf Wachstum und einer leistungsmäßigen Verstärkung.

Wie sehen Sie die MCE derzeit im Markt und im Wettbewerb positioniert?

Ludger Kramer: Gemessen an der ausgezeichneten Auftragslage und mit Blick auf unsere Umsatzund Ergebnisentwicklung sehe ich die MCE als sehr gut positioniert. Unsere Kunden vertrauen auf unser Know-how und dieses Vertrauen wollen wir auch in Zukunft erhalten. Kundennähe und die Konzentration auf Kernkompetenzen und Kernmärkte sind ein Schlüssel für nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg. Die VAM als eine der Leitgesellschaften im Energiebereich ist beispielsweise schon heute unter den Top 3 im Kraftwerksrohrleitungsbau in Europa. Für die Prozessindustrie im weiteren Sinne verfügt die MCE in Summe über die höchste Leistungsbreite in ganz Mitteleuropa. Unsere organisatorische Aufstellung ist in ihrer Form einzigartig in der Branche. Für den Kunden bedeutet das, dass wir in seiner jeweiligen Branche eine Vielzahl von Leistungen gewerkeübergreifend anbieten können. Um uns auch zukünftig noch besser zu positionieren, planen wir eine Verstärkung unseres Leistungsspektrums in allen Phasen – beginnend beim Engineering.

Was wird die MCE mit den Einnahmen aus dem Verkauf des Bereiches Gebäudetechnik machen? In welche Bereiche wollen Sie investieren?

Ludger Kramer: Der Auf- und Ausbau eigener Engineeringkompetenzen hat hohe Priorität. Wir sind auf der Suche nach Partnern, die unser Leistungsportfolio in diesem Bereich ergänzen. In Maschinen und Anlagen haben wir bereits kräftig investiert – rund 10 Mio. € alleine in den Maschinen- und Apparatebau, unseren Spezialisten für große, schwere und präzise Stahlbaufertigung. 2008 beträgt das Investitionsbudget in das betriebliche Anlagevermögen gesamt rund 35 Mio. €. Akquisitionen sind hier noch nicht enthalten. Ein zusätzlicher Schwerpunkt liegt in der internen Aus- und Weiterbildung. Die bestehenden Programme, sowohl auf technischer als auch kaufmännischer Ebene und im Managementbereich, werden fortgesetzt und ausgebaut.

Wie soll die MCE mit ihren Leistungen, die ja vielfach stark ortsgebunden sind, in Mitteleuropa geografisch aufgestellt werden? Welche Länder sind für Sie interessant, um weiter zu wachsen?

Ludger Kramer: Der Schwerpunkt unserer Aktivitäten ist derzeit Mitteleuropa, vor allem der deutschsprachige Raum. Ein wesentlicher Wachstumsmarkt im Bereich Energieerzeugung und -verteilung ist Deutschland. Der steigende Energiebedarf bedingt einen raschen Ausbau der Kapazitäten im Kraftwerksbereich. Aus intensiven Gesprächen mit Kunden wissen wir, dass die Investitionsbereitschaft sowohl für die Neuerrichtung als auch für Modernisierung bestehender Kraftwerksanlagen und -komponenten vorhanden ist und weiter steigt. Die MCE Gruppe ist mit den Unternehmen VAM, MCE Berlin und MCE Energietechnik im Kraftwerksbereich sowohl in Deutschland als auch Österreich präsent.

Für den Bereich Öl/Gas/Chemie, wo wir neben Errichtung vorwiegend in der Industriellen Instandhaltung tätig sind, verfügen wir bereits über ein breites Standortnetz. Die MCE ist an allen wichtigen Chemie- und Raffinerieparks in Deutschland und Österreich vor Ort, einschließlich Leuna, Burghausen und Gersthofen, Schwechat, Krems und Linz. Leistungsmäßig werden wir die mechanische und elektrotechnische Seite noch ausbauen. Der Kauf der TSG Industrieservice in Gersthofen im August 2008 war nicht nur regional ein wichtiger Schritt, sondern hat auch unsere Engineeringkompetenzen verstärkt.

In einem umsatzmäßig etwas kleineren, aber wichtigen Spezialsegment, der Biotechnologie/ Pharma/Feinchemie sehen wir ebenfalls erfreuliches Wachstum – MCE ist beispielsweise am Bau von Anlagen für biotechnologische Wirkstofferzeugung in der Schweiz beteiligt.

Mittel- bis längerfristig betrachtet sehen wir neben dem mitteleuropäischen Markt weitere Wachstumsfelder in Osteuropa. In Polen und der Slowakei ist die MCE bereits seit einigen Jahren vorwiegend im Instandhaltungsbereich tätig. Zukünftig wollen wir uns geografisch auch auf die Schwarzmeerregion ausweiten. Hier sehen wir im Speziellen Potential für den Bereich Industrieservice.

Herr Pilotto, der Bereich Industrieservice ist jetzt mit einem Umsatz-Anteil von 219 Mio. € bzw. 28 % vom Gesamtumsatz der zweitstärkste MCE Bereich, ganz knapp hinter dem Bereich Energieerzeugung und -verteilung. Mit der Übernahme eines Standortdienstleisters wie der TSG in Gersthofen von Clariant im August wurde der Industrieservice weiter verstärkt. Aber schon davor gab es mehrere Unternehmensakquisitionen in diesem Bereich. Wie verlief die Entwicklung in den letzten 2-3 Jahren?

Gerald Pilotto: Die Akquisition der TSG war mit Sicherheit ein im Verhältnis großer Schritt, in strategischer und personeller Hinsicht. Es wurden 130 Mitarbeiter übernommen, die einen Jahresumsatz von rund 25 Mio. € erwirtschaften. Übernahmen im Industrieservicebereich gab es bereits davor. 2007 haben wir von Solvay den Standort Ebensee in Österreich übernommen. In Deutschland haben wir uns durch ein Outsourcingprojekt mit BASF am Standort Minden im Pharmabereich verstärkt. Mit MCE Montex haben wir in der Slowakei ein Unternehmen erworben, das unsere Leistungen für die Prozessindustrie optimal ergänzt.

2008/2009 sind weitere Akquisitionen in Deutschland geplant.

Die Übernahme der Instandhaltungsmannschaft der BASF Pharma Chemikalien in Minden, die dann in die neu gebildete MCE Industrietechnik Minden übernommen wurde, ist ein Beispiel für das Outsourcing eines gesamten Instandhaltungsbereiches. Welche Vorteile hatte die BASF in diesem Schritt gesehen? Haben sich diese Hoffnungen erfüllt?

Gerald Pilotto: Durch eine Auslagerung der Instandhaltungstätigkeiten kann sich der Kunde auf sein Kerngeschäft konzentrieren. Wir gehen mit unseren Kunden langfristige Industrie- Partnerschaften ein. Der Kunde muss sich zunächst Klarheit über seine strategische Ausrichtung und sein Kerngeschäft verschaffen. Diesen Schritt und die Entscheidungsfindung können wir als MCE mit unserer Erfahrung und mit Unterstützung standardisierter Methoden begleiten. Häufig wird die Frage gestellt, ob Outsourcing bereits ein Auslaufmodell oder noch zeitgemäß sei. Aus eigener Erfahrung können wir sagen: An oberster Stelle die Verringerung der Instandhaltungskosten und die Erhöhung der Anlagenverfügbarkeit. Die Tiefe der Auslagerung ist im Einzelfall zu entscheiden und kann nicht generalisiert werden. Unsere Erfahrungen decken sich hier mit jenen der Literatur. Bei einer durchschnittlich gut organisierten Instandhaltung ist in Abhängigkeit vom Umfang des Outsourcings eine Einsparungen von bis zu 30 % möglich. Bei BASF wurde ein Integrationskonzept umgesetzt, das alle Phasen der Organisation und der zugehörigen Prozesse umfasst.

Hat dieses Beispiel Modellcharakter für andere Chemie- oder Pharmaunternehmen? Welche Faktoren waren für den Erfolg entscheidend und bei dieser Transaktion besonders wichtig?

Gerald Pilotto: Das Projekt Minden ist ein sehr gutes Beispiel für ein gelungenes Outsourcing. Einige Faktoren sind für einen nachhaltigen Erfolg entscheidend. Ganz oben steht die Erfahrung im Management von Instandhaltungsprozessen. In der MCE haben wir diese Erfahrung, und wir können zu jedem Zeitpunkt im Netzwerk des Konzerns zusätzliche Fachexperten für die unterschiedlichen Projektphasen hinzuziehen. Ein verantwortlicher Kontraktmanager begleitet den gesamten Prozess. Neben der organisatorischen und der technischen Unterstützung spielen menschliche Aspekte eine große Rolle. Klare, offene Kommunikation ist wichtig – eine Übernahme kann die Gefahr vorübergehender Unsicherheit in der Belegschaft bergen. Hier müssen wir mit Respekt und Sensibilität vorgehen und vermitteln, dass eine Akquisition Chancen für zukünftige Entwicklung birgt und Perspektiven eröffnet. Für das langfristige Gelingen ist es wichtig, dass das neue Unternehmen so rasch wie möglich in seiner Gesamtheit in den Unternehmensbereich und den Konzern integriert wird.

Mit der Übernahme der TSG, die jetzt in MCE TSG Industrieservice umbenannt wurde, haben Sie einen wichtigen Schritt in den süddeutschen Markt gemacht. Wie wird das Unternehmen jetzt ausgerichtet? Welche Pläne haben Sie mit dem Unternehmen und wie fügt es sich in die MCE Gruppe ein?

Gerald Pilotto: Die MCE sieht sich als Life Cycle-Partner für die Prozess- und Fertigungsindustrie. Wir bieten die volle Leistungspalette: Vom Engineering über die Fertigung, Montage, Inbetriebnahme bis zur Instandhaltung. MCE TSG Industrieservice ist ein Komplettanbieter von technischen Serviceleistungen in der Instandhaltung und im Engineering und ergänzt die Leistungspalette der MCE daher optimal. Derzeit laufen die Integrationsmaßnahmen – auf der Messe Maintain begrüßen wir unsere Kunden bereits am gemeinsamen Messestand. Durch die Akquisition erwarten wir uns Wachstum sowohl in quantitativer als auch qualitativer Hinsicht. Auch außerhalb des Chemieparks Gersthofen wollen wir zusätzliche Kunden gewinnen und konzernübergreifende Leistungen anbieten, zum Beispiel für Turnaround und Revamp.

Herr Kramer, der Industrieservice ist ein sehr personalintensiver Bereich. Wie gehen Sie mit der Problematik des Fachkräftemangels um?

Ludger Kramer: In Deutschland sind wir mit dem Problem bereits heute stärker konfrontiert als in Österreich. Geeignete Fachkräfte zu finden, wird auch für einen Konzern wie die MCE immer schwieriger. Wir haben eine Reihe von konzerninternen Ausund Weiterbildungsprogrammen, die Teil der strategischen Personalentwicklung sind. Eine Besonderheit im MCE Industrieservice ist die Instandhaltungsschule, die mit dem Preis „Maintainer 2008“ ausgezeichnet wurde. Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt aber, dass wir ein Kernproblem der gesamten Branche noch nicht gelöst haben: Es gibt kein klares Berufsbild des Instandhalters. Hier sind wir als Unternehmen gefordert, in Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen und der Politik branchen- und firmenübergreifende Lösungsmodelle zu entwickeln. Industrieservice muss als Berufsfeld attraktiver werden, der Instandhalter ein klar umrissenes Berufsprofil erhalten.

Kontakt:
Sabine Speer
MCE AG
Linz/Österreich
Tel.: +43 664 615 7815
sabine.speer@mce-ag.com
www.mce-ag.com

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