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Globaler Wissenstransfer

Wie innovative Produktionstechnologien zur Nachhaltigkeit beitragen können

12.06.2012 -

Deutschland ist führend in der Entwicklung hochwertiger Technologien im Bereich Ressourceneffizienz. Diese können helfen, das ehrgeizige Ziel zu erreichen, den globalen Energieverbrauch bis 2030 um bis zu 40 % zu senken. Das deutsche Cluster FuMaChem (Future Manufacturing Concepts for the Chemical and Pharmaceutical Industry) hat es sich zur Aufgabe gemacht, die technologischen Entwicklungen in Asien bekannt zu machen und veranstaltete Anfang des Jahres drei Workshops in Asien. Die Teilnehmer erfuhren, wie man energieeffizient und ressourcensparend Chemikalien in der Pharma- und Chemieindustrie herstellen kann. Bei den drei Workshops präsentierten bekannte Wissenschaftler und Experten internationaler Unternehmen den Besuchern Erkenntnisse aus Forschung und Anwendung. Detaillierte Einblicke in ihre Arbeit gewährten auch die Vertreter der sechs Clusterpartner Bayer Technology Services, TU Dortmund, Invite, HNP Mikrosysteme, HiTec Zang und NRW.International. Dr. Thomas Bieringer, Geschäftsführer von Invite, eines der Clusters-Mitglieder, erläutert die Rolle innovativer und ressourcenschonender Produktionsverfahren für eine globale Nachhaltigkeit.

CHEManager: Welchen Beitrag können innovative Produktionsprozesse zur Erfüllung globaler Nachhaltigkeitsziele leisten?

Dr. Thomas Bieringer:
Rund 20% aller Treibhausgase stammen weltweit aus der industriellen Produktion. Insbesondere die deutsche Industrie setzt sich massiv für eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen ein. In der Chemie ist seit 1990 eine Produktionssteigerung um 42% zu verbuchen. Der absolute Energieverbrauch wurde jedoch gleichzeitig um 33% und die absoluten Treibhausgasemissionen sogar um fast die Hälfte gesenkt. Hier sind also Wachstum und Energieverbrauch entkoppelt. Das gelingt nur mit neuen Technologien.

Wo muss man Ihrer Meinung nach ansetzen, um Innovationen zu fördern?

Dr. Thomas Bieringer:
 Deutschland ist führend in der Entwicklung hochwertiger Technologien im Bereich Ressourceneffizienz. Diese Technologien können helfen, globale Probleme zu lösen. Dazu müssen wir sie jedoch weiter entfalten und bekannt machen. Und deshalb ist es so wichtig, den Wissenstransfer zu fördern.
Hierzu ein Beispiel von Bayer in Shanghai: Dort wird Chlor auf eine neuartige Weise mittels einer Sauerstoffverzehrkathode hergestellt. 30% an Energie lassen sich so einsparen. Das Beispiel zeigt, dass wir bereits jetzt unsere Technologien in andere Länder übertragen und damit der Herausforderung, bei der Beantwortung globaler Fragestellungen einen konkreten Beitrag zu leisten, gerecht werden.

Auf welche Weise verfolgt FuMaChem diesen Ansatz?

Dr. Thomas Bieringer:
Bei FuMaChem handelt es sich um eine Roadshow, mit der wir die deutschen Lösungen ressourcenschonender Produktionsverfahren in den Wachstumsländern China, Indien und Singapur darstellen und unsere Zukunftsvision artikulieren. Wir wollen nicht im Verschwiegenen vor uns hinforschen, sondern unsere Laboratorien öffnen und alle Stakeholder mit einbeziehen.

Welche Bedeutung spielt das Thema Energie- und Ressourceneffizienz im für das Verbundprojekt wichtigsten Zielland China?

Dr. Thomas Bieringer: Bei diesem globalen Thema ist es entscheidend, dass alle Länder gemeinsam daran arbeiten. Das erste, was mir bei meiner Ankunft in Shanghai ins Auge gesprungen ist, war ein Plakat mit der Aufschrift: For a green future. Energie- und ressourceneffizientes Handeln ist also auch für China sehr wichtig, wie auch der aktuelle Fünfjahresplan der chinesischen Regierung verdeutlicht.

Invite arbeitet an neuen, nachhaltigen Produktionskonzepten für eine „Fabrik der Zukunft". Was ist der maßgebliche Unterschied zur Gegenwart?

Dr. Thomas Bieringer: Wir werden die etablierten Prozesse auch weiterhin massiv verbessern. In einigen Bereichen werden aber in Zukunft ganz neue Technologien zum Einsatz kommen. Wie z.B. unser Produktionscontainer. Unsere Container bestehen aus einzelnen Modulen, in denen die chemischen Reaktionen ablaufen. Was wir anbieten, ist ein modulares, standardisiertes Konzept, ähnlich wie ein Lego-Baukasten. Der Container ist die Plattform und die Steinchen sind die Module, die man in den Container einbauen und damit ganz flexibel verschiedene Produkte erzeugen kann.

Welche Vorteile bieten Ihre Produktionscontainer der Chemie- und Pharmaindustrie?

Dr. Thomas Bieringer:
Das hat zum einen technische Vorzüge. Denn wir können chemische Reaktionen durchführen, die man über konventionelle Verfahren nicht oder nur schwierig realisieren kann. Und zum anderen gibt es auch ökologische Vorzüge, weil man z.B. weniger Lösungsmittel braucht und weniger Nebenprodukte anfallen. Zudem ergeben sich ökonomische Vorteile, weil weniger Kapital benötigt wird, um solche standardisierten Anlagen zu bauen und zu betreiben. Zu guter Letzt eröffnen sich mit Produktionsanlagen im Containerformat auch völlig neue Freiheitsgrade, flexibel in Bezug auf regionale Anforderungen oder Kapazitätsmengen zu reagieren. 

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