Effektives Recruiting gegen den Fachkräftemangel
04.10.2011 -
Effektives Recruiting gegen den Fachkräftemangel
Ein Kurzinterview mit Frau Berit Baues, Direktorin Leadership Services der RSVP Group.
CHEManager: Frau Baues, wie können Unternehmen dem Fachkräftemangel effektiv entgegenwirken?
Berit Baues: Hier sind vor allem zwei Ansatzpunkte zu nennen: noch effektiveres Recruiting und Retention Management. Auf der einen Seite müssen Unternehmen den Wettbewerb um die besten Kräfte gegen die Konkurrenz für sich entscheiden, auf der anderen Seite müssen gute Mitarbeiter langfristig gebunden werden.
CHEManager: Wie kann Recruiting effektiver gestaltet werden?
Berit Baues: In Zukunft ist eine noch klarere Positionierung und attraktivere Nutzenargumentation wichtig, um sich von Konkurrenzunternehmen abzuheben. Firmen müssen sich noch stärker mit Universitäten und Hochschulen vernetzen, um an der Quelle präsent zu sein und Talente zu erkennen. Wichtig ist, dass Talente Einblicke ins Unternehmen erhalten und beispielsweise über Projektarbeiten, Praktika, Workshops oder andere Methoden eingebunden werden, um frühzeitig eine Identifikation mit dem möglichen Arbeitgeber zu erreichen. Zudem werden zunehmend auch für Einstiegspositionen professionelle Multiplikatoren eingesetzt wie etwa Talent Scouts oder Personalberater.
CHEManager: Angenommen, gute Talente sind bereits im Unternehmen – wie hält man sie langfristig? Gibt es außer Top-Gehältern gute Argumente?
Berit Baues: Ganz klar: Ja. Eine aktuelle RSVP Studie unter Managern ergab, dass ihnen das eigene Entwicklungspotential am wichtigsten ist. Hier müssen die Unternehmen ansetzen und erforschen: Was versteht ein Mitarbeiter darunter? Nur die reine Beförderung, interessante Projekte, inhaltliche Weiterentwicklung, mehr Verantwortung, Aufstiegschancen, eine intensivere Unterstützung durch Trainings, Coachings, verbesserte und flexiblere Work-Life-Balance!
Um gezielt auf die Motive des Einzelnen eingehen zu können, müssen oftmals starre HR-Systeme und Karrierepfade bis zu einem gewissen Grad aufgeweicht werden. Auch ein kollegiales Umfeld ist wichtig – laut unserer Studie für 85 % aller Befragten. Auch hier können Unternehmen durch Coachings, Team Development sowie durch verbesserte Kommunikationsprozesse und mit klaren Strukturen und Verantwortlichkeiten viel tun.
CHEManager: Heißt das, gute Gehälter spielen nur eine untergeordnete Rolle?
Berit Baues: Nein. Ein adäquates Gehalt ist seit jeher ein wichtiger Hygienefaktor, aber nicht alles. Auch unsere Studie ergab, dass sich alle Befragten eine leistungsgerechte Vergütung wünschen. Dem kann beispielsweise durch die verstärkte Integration leistungsabhängiger Komponenten ins Vergütungssystem nachgekommen werden. So wird zugleich ein Leistungsanreiz geschaffen.
CHEManager: Wie sehen abschließend die Eckpfeiler eines guten Retention Managements aus?
Berit Baues: Die individuellen Motive und Bedürfnisse des Mitarbeiters erkennen, Leistung wertschätzen, die Leistungsgerechtigkeit steigern, HighPotentials und Top Performer noch gezielter und intensiver fördern sowie bei der Bewältigung ihrer großen Herausforderungen unterstützen, z. B. durch Coachings in den ersten 100 Tagen, Mentoring-Programme und andere Support- Maßnahmen.