Reinraumreinigungstücher im Fokus
27.04.2015 -
Reinraumreinigungstücher zählen nachweisbar mit zu den wichtigsten Verbrauchsgütern im täglichen Einsatz in kontrollierten Bereichen. Hauptaufgabe ist das Entfernen von partikulären und/oder mikrobiologischen Verunreinigungen auf Oberflächen und Maschinen.
Reinraumreinigungstücher dienen aber auch als Unterlage oder werden genutzt, um beispielsweise verschüttete Flüssigkeiten aufzunehmen. Dabei kommen diese Tücher oftmals in unmittelbare Produktnähe, bzw. es werden produktberührende Flächen damit gereinigt. Bei der Auswahl und Definition von Reinraumreinigungstüchern sollte folglich die Überprüfung der Herstellerspezifikationen der jeweiligen Tücher entsprechend kritisch durchgeführt werden. Aussagen wie fusselfrei, abriebfest, geringe Partikelabgabe usw. sind nicht definiert und können x-beliebig verwendet werden. Gleiches gilt selbstverständlich auch für manche Werbeaussage „Dies ist ein ISO 5 -, dies ein ISO 7-Tuch". Hier sei auf die neu erschienene VDI-Richtlinie 2083, Blatt 9.2 verwiesen, in der darauf hingewiesen wird, dass sogenannte Verbrauchsgüter (wie Reinraumtücher) keine Luftreinheitsklasse (gem. DIN EN ISO 14644-1) aufweisen können.
Die an vielen Stellen aufgeführten Angaben zum Thema Partikelgeneration gemäß IEST-RP-CC004.3 ist bei genauerer Betrachtung alles andere als hilfreich und eher irreführend. Die jeweiligen Eigenschaften eines Reinraumreinigungstuchs, wie Partikelabgabe, Reinigungseffizienz, gegebenenfalls antistatisches Verhalten usw., müssen grundsätzlich im direkten Zusammenhang unter Einbeziehung folgender 3 Rahmenbedingungen gesehen werden:
- mit der jeweiligen Oberfläche, mit denen das Tuch in Berührung kommt
- mit den Verunreinigungen, die es zu entfernen gilt
- mit den eingesetzten Reinigungschemikalien
Das Anforderungsprofil
Ein sogenanntes non-woven Vliesstofftuch kann auf einer sehr glatten Oberfläche gute Reinigungsleistungen erzielen und auf einer rauen Oberfläche immens viel Abrieb und somit Partikel/Fasern generieren. Somit ist der Anwender aufgefordert, zunächst einmal das Anforderungsprofil an das jeweilige Reinraumreinigungstuch möglichst genau zu spezifizieren und obige Kriterien bzw. Prozessanforderungen in diese Betrachtungen miteinzubeziehen. Neben den bereits aufgeführten Anforderungen/Kriterien sind ggf. auch noch Produkteigenschaften wie Absorptionsverhalten, Chemikalienbeständigkeit oder Vortränkung mit zu betrachten.
Je genauer die eigenen Prozessanforderungen und die sich hieraus ableitenden Mindestanforderungen an das Reinraumreinigungstuch definiert sind, umso mehr Möglichkeiten bestehen, Optimierungspotenziale auszunutzen. Neben der klassischen Kostenoptimierung, die in so einem Fall auch einfacher fällt, können Effizienzverbesserungen und die Handhabung möglicherweise leichter realisiert und optimiert werden.
Untersuchungsreihe zur Aufklärung
Um den Anwendern von Reinigungstüchern fundierte Aussagen geben zu können, hat Dastex Ende 2014 eine sehr breit angelegte und umfangreiche Untersuchungsreihe bei einem neutralen und international anerkannten Forschungsinstitut in Auftrag gegeben. Eine Vielzahl unterschiedlicher Reinraumreinigungstücher wurden nicht nur im Hinblick auf die Partikelabgabe im trockenen Zustand, sondern auch auf das Ausgasverhalten, die Partikelabgabe im feuchten Zustand, auf das Absorptionsvermögen und die Abriebfestigkeit gegenüber definierten Flächen sowie auf Reinigungseffizienz betrachtet und analysiert.
Die Ergebnisse dieser Untersuchungen belegen zunächst einmal die grundsätzlichen Unterschiede zwischen verschiedenen Basismaterialien und Verarbeitungsmethoden. In der weiteren Betrachtung zeigen aber gleiche Ausgangsmaterialien von Hersteller zu Hersteller zum Teil signifikante Unterschiede, obwohl man hier ähnliche Produkteigenschaften erwartet hätte.
Aus den gewonnenen Erkenntnissen dieser großen Studie, können wir Reinraumbetreibern, bzw. Anwendern von Reinraumreinigungstüchern zukünftig in einem noch größeren Umfang fachmännisch beratend zur Seite stehen. Unabhängig von nicht immer nachvollziehbaren Herstellerangaben und auf die Ergebnisse der durchgeführten Studie stützend, steht für uns somit der Praxisbezug für Beratung und Optimierung im Vordergrund.
Fazit
Offensichtlich zeichnet sich ein Reinraumreinigungstuch durch doch mehr als nur die die vier Ecken/Kanten aus. In Abhängigkeit zu den jeweiligen Prozessanforderungen der Anwender in kontrollierten Bereichen, ist es absolut erforderlich, die unterschiedlichsten Produkteigenschaften von Reinraumtüchern genauer zu definieren, bzw. ein detailliertes Anforderungsprofil an die Reinigungstücher zu erstellen. Wie bei allen Reinraumverbrauchsgütern ist es zudem empfehlenswert auch bei Auswahl von Reinraumreinigungstüchern, auf unabhängige Daten zurück zu greifen, die auf vergleichbaren und reproduzierbaren Testprozeduren basieren, ohne direkte Einflussnahme durch die Hersteller.