Tarifabschluss 2008 mit neuer „Chemieformel"
27.07.2013 -
Tarifabschluss 2008 mit neuer „Chemieformel" – Es ist ein tragfähiges Tarifpaket mit wegweisenden Elementen für die ganze Branche - und weit darüber hinaus. Dazu zählt vor allem der ‚Tarifvertrag Lebensarbeitszeit und Demografie'.
Allen ist klar: Wir müssen in Zukunft länger arbeiten. Und wir müssen länger arbeiten können. Das macht unsere Chemieformel zum demografischen Wandel möglich.
Sie ist der Beweis für den Gestaltungswillen und die Kreativität der Chemie-Sozialpartner, kommentiert Eggert Voscherau, Präsident des BAVC, den Tarifabschluss auf den sich am 16. April in Lahnstein Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) und Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) für die 550.000 Beschäftigten der Chemiebranche geeinigt haben.
Auch Werner Bischoff, Verhandlungsführer der IG BCE, zeigte sich zufrieden: „Die kräftige Anhebung der Einkommen entspricht der Lage, wir haben unser Ziel - ein höherer Abschluss als 2007 - erreicht.
Zugleich haben wir eine Beschäftigungsbrücke zwischen Jüngeren und Älteren geschlagen. Das ist ein Novum in der tarifpolitischen Landschaft.
Tarifpaket über 25 Monate
Die zweistufige Tarifvereinbarung umfasst eine Gesamtlaufzeit von 25 Monaten. In der ersten Stufe erhalten die Beschäftigten je nach Tarifbezirk ab dem 1. März, April oder Mai 2008 4,4 % mehr Geld. Die Auszubildenden erhalten 34 €.
Diese erste Stufe hat eine Laufzeit von 13 Monaten. In der zweiten Stufe erhalten die Beschäftigten eine Entgelterhöhung von 3,3 % für 12 Monate. Die Ausbildungsvergütungen steigen um 26 €.
In der ersten Stufe kommt darüber hinaus eine Einmalzahlung von 0,5 % für 13 Monate hinzu. Diese geht nicht dauerhaft in die Tarifbasis und ist voll flexibilisiert. Arbeitgeber und Betriebsrat können sie aus wirtschaftlichen Gründen per Betriebsvereinbarung verschieben, kürzen oder wegfallen lassen.
Chemieformel berücksichtigt betriebliche Demografie
Ab dem 1. Mai 2008 tritt zudem ein neuartiger „Tarifvertrag Lebensarbeitszeit und Demografie" in Kraft. Mit ihrer Chemie- Formel zum demografischen Wandel greifen die Tarifpartner die Herausforderungen der alternden Gesellschaft auf.
Dabei beabsichtigen sie, durch diesen Tarifvertrag Anreize für eine längere Beschäftigung zu setzen.
Elemente der neuen Chemie- Formel sind: eine betriebliche Demografie-Analyse, Maßnahmen zur alters- und gesundheitsgerechten Gestaltung des Arbeitsprozesses, zur Qualifizierung während des gesamten Erwerbslebens sowie Maßnahmen der Vorsorge und Nutzung flexibler Instrumente für gleitende Übergänge zwischen Bildungs-, Erwerbs- und Ruhestandsphase.
Konkret gewähren die Arbeitgeber pro Jahr und Tarifbeschäftigten hierzu ab 1. Januar 2010 einen Demografie-Betrag von 300 €, der in einen betrieblichen Demografie-Fonds fließt. Die Betriebsparteien können durch freiwillige Betriebsvereinbarung entscheiden, welche Elemente der Chemie-Formel damit finanziert werden.
Zur Wahl stehen die Instrumente: Langzeitkonten, Altersteilzeit, Teilrente, Berufsunfähigkeitsschutz und tarifliche Altersvorsorge. Die einzelnen Instrumente sind untereinander kombinierbar. Können sich die Betriebsparteien nicht einigen, greift eine Auffangregelung.
In Unternehmen bis 200 Beschäftigten muss der Demografie-Betrag dann für die tarifliche Altersvorsorge verwendet werden. Als Auffangregelung für Unternehmen ab 201 Beschäftigten muss der Betrag in Form eines Langzeitkontos zur Verfügung gestellt werden.
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