BAVC-Umfrage zum Tarifvertrag „Lebensarbeitszeit und Demografie“
Tarifliche Altersvorsorge auf Erfolgskurs
Die Tarifvertragsparteien der chemischen Industrie haben es bereits 1998 den Beschäftigten ermöglicht, über Entgeltumwandlung eine zusätzliche, kapitalgedeckte Altersvorsorge aufzubauen. Zum Zeitpunkt der Einführung des allgemeinen Anspruchs auf Entgeltumwandlung durch den Gesetzgeber im Jahr 2002 lag der Verbreitungsgrad der tariflichen Altersvorsorge in der Chemie bereits bei 22% der Tarifbeschäftigten. Seither konnte die Beteiligung auf einen Durchdringungsgrad von 79% im Jahr 2013 gesteigert werden. Das ist das Ergebnis der aktuellen BAVC-Umfrage zur Verbreitung der Entgeltumwandlung nach dem Tarifvertrag über Einmalzahlungen und Altersvorsorge (TEA).
Selbst bei den Auszubildenden nutzen mittlerweile 48% diese Möglichkeit, was auch hier eine nochmalige Zunahme um zehn Prozentpunkte seit 2010 bedeutet. Zu der gestiegenen Verbreitung beigetragen haben dabei vor allem die Umgestaltung der vermögenswirksamen Leistungen, die heute nur noch in Form des Entgeltumwandlungsgrundbetrages für die tarifliche Altersvorsorge zur Verfügung stehen, sowie die im Tarifvertrag „Lebensarbeitszeit und Demografie" festgeschriebenen Demografiebeträge, die seit 2010 auf betrieblicher Ebene auch für die tarifliche Altersvorsorge zur Verfügung gestellt werden können.
Durchschnittlicher Umwandlungsbetrag von 973 EUR
Die Chemie-Tarifverträge fördern die Entgeltumwandlung der Beschäftigten neben der staatlichen Steuer- und Sozialabgabenfreiheit zusätzlich durch Arbeitgeberzuschüsse. Der durchschnittliche Umwandlungsbetrag lag im Jahr 2013 bei den teilnehmenden Chemie-Beschäftigten bei 973 EUR und damit wiederum etwas höher als der durchschnittliche Umwandlungsbetrag in den Vorjahren.
Neben dem Entgeltumwandlungsgrundbetrag von 478,57 EUR und der Chemie-Tarifförderung I von 134,98 EUR haben die Beschäftigten in der chemischen Industrie die Möglichkeit, zusätzliche Entgeltbestandteile in die tarifliche Altersvorsorge einzubringen. Hierfür können sie auf tarifliche Einmalzahlungen, das Urlaubsgeld, Teile des laufenden Tarifentgelts, die Demografiebeträge (sofern in der betrieblichen Vereinbarung bzw. den Auffangregelungen zum Demografiefonds so vorgesehen) sowie sonstige, übertarifliche Einmalbezüge zurückgreifen.
Die Umfrage hat aber auch gezeigt, dass 48% der teilnehmenden Tarifbeschäftigten lediglich den Entgeltumwandlungsgrundbetrag nebst Chemie-Tarifförderung I umwandeln. Eine wichtige Aufgabe für die Tarifvertragsparteien bleibt es deswegen, neben einer noch umfassenderen Verbreitung auch eine Anhebung der individuellen Umwandlungsbeträge zu erreichen. Nur so können die Versorgungslücken aus der gesetzlichen Rentenversicherung langfristig ausgeglichen werden.
Sofern weitere Entgeltbestandteile umgewandelt wurden, zeigt sich, dass in 2013 am häufigsten die Demografiebeträge sowie Jahresleistung und Urlaubsgeld von den Beschäftigten eingebracht wurden.
Alle Durchführungswege genutzt
Die Tarifvertragsparteien haben dem Arbeitgeber die Entscheidung über den Durchführungsweg für die tarifliche Altersvorsorge im jeweiligen Betrieb überlassen. Angeboten und auch genutzt werden in der chemischen Industrie für die tarifliche Altersvorsorge alle fünf Durchführungswege der betrieblichen Altersversorgung. Oftmals existieren in den Unternehmen aber auch mehrere Durchführungswege parallel.
Die von den Unternehmen am häufigsten angebotenen Durchführungswege waren in 2013 die Direktversicherung (DV) - 20% nutzen die Chemie-Direktversicherung über den Chemie-Verbandsrahmenvertrag, 58% andere Direktversicherungen - sowie die Pensionskasse mit 45% der Unternehmen. Die Branchenlösung Chemie-Pensionsfonds (CPF) wurde mit 28% am dritthäufigsten angeboten. Die Durchführung über die Unterstützungskasse (UK) oder die Direktzusage spielte in je 16% der Unternehmen eine Rolle.
Ausgehend von den im jeweiligen Unternehmen angebotenen Durchführungswegen, der Zahl der Beschäftigten in diesen Unternehmen und deren Auswahl eines Durchführungswegs ergibt sich das Bild der tatsächlichen Nutzung der Durchführungswege in der Branche. Die Chemie-Arbeitnehmer nutzten in 2013 aus diesem Angebot am häufigsten die Pensionskasse (38%), die Direktversicherung (insgesamt 26%) oder verfügten über eine Direktzusage (26%). Der Chemie-Pensionsfonds wurde von 14% der Beschäftigten genutzt und die Unterstützungskasse von 11%.
Arbeitgeberfinanzierte betriebliche Altersvorsorge weiterhin stark
Neben der tariflichen Altersvorsorge durch Entgeltumwandlung bieten weiterhin 69% der Mitgliedsunternehmen der Chemie-Arbeitgeberverbände eine zusätzliche, ausschließlich arbeitgeberfinanzierte betriebliche Altersversorgung an. Von den Tarifbeschäftigten der Branche verfügten im vergangenen Jahr 68% über eine entsprechende Zusage ihres Arbeitgebers. Gegenüber früheren Jahren ist damit trotz des deutlichen Ausbaus der tariflichen Altersvorsorge und der zunehmenden nationalen und europäischen Regulierung bisher eine weitgehend stabile Entwicklung der Verbreitung der zusätzlichen, ausschließlich arbeitgeberfinanzierten, betrieblichen Altersversorgung in der Branche festzustellen.
Nutzungsmöglichkeit: Berufsunfähigkeitszusatzversicherung Chemie (BUC)
Eine weitere Möglichkeit der tariflichen Vorsorge bietet die Option zur Verwendung des Demografiebetrages 1 für die Berufsunfähigkeitszusatzversicherung Chemie (BUC). Derzeit nutzen 9% der Chemie-Betriebe diese Möglichkeit. Hierbei handelt es sich überwiegend um kleinere und mittlere Unternehmen, in denen 3% aller Tarifbeschäftigten der Branche tätig sind. Die BUC zeichnet sich dadurch aus, dass alle Tarifbeschäftigten ohne eine Gesundheitsprüfung in den Vertrag aufgenommen werden - ausgenommen sind nur Mitarbeiter, die bereits berufsunfähig sind. Ihr Schutz baut sich über die ersten zwei Jahre sukzessive auf. Neben dem Demografiebetrag 1, den der Betrieb in die BUC einzahlt, können die Beschäftigten in fast allen Betrieben auch eigene Beiträge einbringen, um so einen höheren Schutz zu erhalten. Die Nutzung der BUC ist auch außerhalb der Verwendung der Demografiebeträge für Betriebe der chemischen Industrie und ihre Beschäftigten möglich.