Mit einer Kulturinitiative will Evonik für mehr Sicherheit sorgen
22.05.2017 -
Rund 8.100 Mitarbeiter von Evonik Technology & Infrastructure halten ihren Kunden aus der chemischen Industrie mit Technologie- und Infrastrukturdienstleistungen aus den Bereichen Ver- und Entsorgung, Technischer Service, Verfahrenstechnik & Engineering, Logistik und Standortmanagement den Rücken frei. Auch für den Dienstleister hat Sicherheit oberste Priorität. So ist das Tochterunternehmen des Evonik-Konzerns Teil der weltweiten Kulturinitiative „Sicherheit bei Evonik“, die vor rund drei Jahren startete. Oliver Pruys sprach mit Dr. Karsten Sommer, Vice President von Technology & Infrastructure für Environment, Safety, Health & Quality, über die Besonderheiten dieser Initiative für einen Dienstleister.
CHEManager: Herr Dr. Sommer, was waren die Gründe, eine konzernweite Sicherheitsinitiative ins Leben zu rufen?
K. Sommer: Die chemische Industrie konnte seit den 1980er Jahren die Anzahl der Arbeitsunfälle mit technischen und organisatorischen Maßnahmen erheblich senken. Wir müssen aber immer weiter am Thema Sicherheit arbeiten. Nur so kann es gelingen, das Erreichte zu verbessern. So haben wir festgestellt, dass mehr als 70% der Ereignisursachen auf menschliches Verhalten zurückzuführen sind. Um „Sicherheit“ also noch stärker im Bewusstsein jedes einzelnen Mitarbeiters zu verankern, haben wir die Kulturinitiative „Sicherheit bei Evonik“ gestartet.
Was macht Ihre Sicherheitskultur aus?
K. Sommer: Sicherheit ist ein zentraler Teil unserer Unternehmenskultur. Dabei geht es sowohl um die Unversehrtheit der eigenen Mitarbeiter als auch der Mitarbeiter eingesetzter Partnerfirmen; darüber hinaus um den Schutz von Nachbarschaft und Umwelt. Darum müssen wir unsere Sicherheitskultur ständig weiterentwickeln. In der neuen Form fasst sie wichtige – weltweit einheitliche und verbindliche – Handlungsgrundsätze zusammen, mit denen alle Mitarbeiter, Vorgesetzte und Manager vertraut sein müssen.
Bei der Formulierung der neuen Handlungsgrundsätze waren Geschäftsbereiche, Mitarbeitervertretungen, Führungskräfte und das Management eng eingebunden.
Wo liegen die Besonderheiten in Ihrem Unternehmen?
K. Sommer: Wir sind als Dienstleister tief in die Prozesse unserer (internen) Kunden eingebunden und arbeiten Hand in Hand mit ihnen. Wir sitzen gleichberechtigt mit den Chemiesegmenten von Evonik in den entsprechenden Gremien und bringen unsere Erfahrung beim Thema Sicherheit ein. So profitieren alle voneinander und von den vielfältigen Erfahrungen im Konzern. Und wir sprechen bei der Sicherheit eine gemeinsame Sprache, was die Zusammenarbeit vor Ort erleichtert.
Unsere Mitarbeiter sind in den Produktionsanlagen unserer Kunden in einem häufig wechselndem Umfeld tätig, eng an chemischen Prozessen, häufig mit zahlreichen Schnittstellen zu anderen Dienstleistern, in Projekten mit hoher Arbeitsdichte und kurzen Umsetzungszeiträumen. Da ist ganz klar, dass wir auch in punkto Sicherheit eng mit unseren Kunden zusammenarbeiten. Auf der anderen Seite arbeiten wir in Werkstätten und steuern chemieferne Dienstleistungen bei. Diese sind teilweise sehr arbeitsteilig mit hohen Anteilen an Routinetätigkeiten. Beide Arbeitsfelder, spezielle Aufgaben in der chemischen Industrie und auch die allgemeinen Aufgaben, bergen besondere Herausforderungen in puncto Sicherheit. Hier gilt es also insbesondere für uns als Dienstleister, die Risiken immer wieder neu zu bewerten und ihnen mit geeigneten Maßnahmen entgegenzutreten.
Wie genau gestalten Sie die angesprochene Weiterentwicklung der Sicherheitskultur?
K. Sommer: Zunächst werden deren Inhalte in sechs Workshop-Modulen innerhalb von zwei bis drei Jahren vermittelt. Jeder muss wissen, was von ihm erwartet wird, und jeder muss sein eigenes Verhalten an den Vorgaben spiegeln. Begleitet werden die Schulungen von ausgebildeten Multiplikatoren, die innerhalb der einzelnen Betriebe als Treiber und Unterstützer für die Sicherheit arbeiten. Sie können sich aus einer Toolbox bedienen, die als Best Practices geeignete und bewährte Methoden zu Verbesserung der Sicherheitsleistung im Konzern bündeln. Da eine gute Sicherheitskultur der stetigen Anstrengung bedarf, planen wir hierfür sehr langfristig mit vielen Maßnahmen für die nächsten zehn Jahre.
Gibt es noch andere Erfolgsbausteine?
K. Sommer: Der Weg zu sicherer Arbeit und zum sicheren Verhalten aller Mitarbeiter ist auch immer Führungsarbeit. Aus meiner Sicht benötigt man das absolute Kommittent des Top-Managements. Hier bezieht unsere Führungsriege sehr deutlich Stellung – eine sehr gute Grundlage für eine hohe Sicherheitskultur.
Zweitens fordern wir von allen Mitarbeitern, insbesondere von Führungskräften und Managern, ein vorbildliches Verhalten ein. Als Führungskraft muss ich sichtbar und erlebbar sein: Wir wollen erreichen, dass Sicherheit Teil der DNA aller Mitarbeiter von Evonik ist.
Wie sieht man das?
K. Sommer: In den Köpfen aller unserer Mitarbeiter – weltweit – ist die Kulturinitiative angekommen. Die Achtsamkeit für sich und für andere hat merklich zugenommen, über Sicherheit wird mehr diskutiert. Das soll so bleiben, auch wenn das nicht immer einfach ist. Deswegen ist die Initiative auch langfristig ausgelegt. Wir arbeiten kontinuierlich daran, uns in puncto Sicherheit immer weiter zu verbessern und ruhen uns nicht auf Erreichtem aus. Bei Sicherheit haben wir einen langen Atem.