Wachstum braucht Wasser
Evides errichtet neue VE- und Prozesswasseranlage bei BASF in Antwerpen
Der BASF-Standort Antwerpen ist der größte integrierte Chemiestandort in Belgien und weltweit der zweitgrößte Standort der BASF-Gruppe. Die Produktionsanlagen liegen unmittelbar an der Schelde im nördlichsten Teil des Antwerpener Hafens und liegen verteilt auf dem 600 ha großen Gelände. Hier bilden 54 Produktionsanlagen mehrere vollständig integrierte Produktionsstraßen. Evides Industriewasser baut auf dem Gelände eine Anlage zur Produktion von vollentsalztem (VE) Wasser. Diese wird mit Prozesswasser gespeist, welches über eine neu gebaute Pipeline aus den Niederlanden geliefert wird. In der ebenfalls neu errichten Prozesswasseranlage wird zukünftig Wasser aus der Maas verwendet und ersetzt so Grundwasser, das bisher zur Versorgung der BASF in Antwerpen eingesetzt wurde.
Rechnet man die weniger als 100 km voneinander entfernten Chemiestandorte Rotterdam und Antwerpen zusammen und berücksichtigt noch die dazwischen liegenden Produktionsstätten von Dow (Terneuzen), Yara (Sluiskill) und Total (Vlissingen) so befinden wir uns hier in der größten „Chemieregion" der Welt. Dieses Chemiecluster ist durch einen regen Austausch an Rohstoffen und Vorprodukten zwischen den unterschiedlichen Produktionsstätten gekennzeichnet. Neben der ausreichenden Versorgung mit Energie und Rohstoffen gehört auch eine sichere und qualitativ hochwertige Wasserversorgung der Standorte zu den unabdingbaren Voraussetzungen für die Entwicklung und den Fortbestand dieser Industrieregion. Evides erfüllt diese Aufgabe sowohl mit netzgebundenen Lösungen als auch mit Versorgungseinrichtungen beim jeweiligen Kunden. Die als DBFO (Design, Build, Finance & Operate)-Projekte realisierten Anlagen versorgen die Abnehmer mit Wasser in der gewünschten Qualität, reinigen Produktionsabwässer oder bereiten Abwässer soweit auf, dass sie im Produktionsprozess wiederverwendet werden können.
Nachhaltige Lösungen- grenzüberschreitend
Im April 2009 haben BASF Antwerpen und Evides Industriewater einen DBFO-Vertrag für die Produktion und Lieferung von Prozesswasser und VE-Wasser mit einer Laufzeit von 15 Jahren unterzeichnet. In diesem Rahmen wird Evides auf niederländischem Gebiet eine Prozesswasseranlage (PWTP) mit einer Leistung von 2.000 m³/h errichten. Mit Hilfe zweier Leitungen wird das in dieser Anlage produzierte Prozesswasser zum Betriebsgelände transportiert. Das Prozesswasser dient hier zu einem erheblichen Teil als Speisewasser für die bestehenden Produktionsanlagen für VE-Wasser der BASF. Darüber hinaus errichtet der niederländische Industriewasserspezialist auf dem Gelände eine weitere Anlage für die Produktion von VE-Wasser (DWTP). Hiermit wird auf den gestiegenen Bedarf an besonders reinem Wasser für unterschiedlichste Prozesse reagiert. Diese Anlage wird zukünftig eine Leistung von 550 m³/h besitzen.
Mit der Inbetriebnahme wird die BASF ab dem 1.Januar 2011 nicht nur die Kapazität für VE-Wasser erhöht, sondern auch ihren Beitrag zur Schonung der Grundwasserressourcen geleistet haben. Aufgrund der Verwendung von Wasser aus den großen Speicherreservoiren von Evides im Biesbosch südlich von Rotterdam, die von Wasser aus der Maas gespeist werden, kann zukünftig auf die Verwendung von Grundwasser verzichtet werden. Da Evides der Wasserversorger für die gesamte Region Zeeland ist, verfügt der Betrieb über ein entsprechendes Leitungsnetzwerk mit dem dieses Wasser bis in den Süden der Niederlande direkt bis an die belgische Grenze befördert wird. Mit diesem Wasser wird zukünftig die PWTP-Anlage gespeist werden.
Zuverlässige Wasserversorgung
Trotz des unablässigen Bemühens um Wassereinsparung hat der gesamte Wasserverbrauch der BASF am Standort Antwerpen infolge seiner erfolgreichen Wachstumsstrategie zugenommen. Deshalb initiierte BASF Anfang 2007 eine weltweite Ausschreibung mit dem Ziel, die Kapazitäten der VE-Wasserproduktion zu erhöhen und gleichzeitig den jetzigen Wasserhaushalt so zu optimieren, dass die Abhängigkeit vom kostbaren Grundwasser verringert werden kann. Es stellte sich heraus, dass eine Verwendung von Brackwasser aus dem Hafen oder das Oberflächenwasser aus der Maas die zwei verfügbaren, alternativen Wasserquellen sind.
Die Ausschreibung hatte die Entscheidung für eine bestimmte Vertragsform offen gehalten - entweder die Lieferung einer schlüsselfertigen Anlage oder die Lieferung von Prozesswasser und VE-Wasser auf der Grundlage eines DBFO-Vertrags. Somit konnten auch innovative Lösungen in Form on Betreibermodellen angeboten werden. Bei der Vergabe des Auftrags spielten auch die positiven Erfahrungen anderer Kunden aus dem Südwesten der Niederlande wie Dow Chemical, Shell/Air Liquide, DuPont oder Yara eine Rolle. Diese Industriekunden bauen auch im täglichen Betrieb auf den Sachverstand der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Evides.
Nichts ist so wichtig wie eine sichere und zuverlässige Wasserversorgung für die Standorte der chemischen und petrochemischen Industrie. Hierzu tragen die doppelt verlegten Industriewasserleitungen ebenso wie die eingebaute Redundanz in der PWTP und DWTP entscheidend bei.
Inbetriebnahme noch in 2010
Die Bauvorbereitungen laufen auf Hochtouren. Die PWTP wird mit dem Leitungssystem für das Rohwasser aus Biesbosch verbunden. Die Anlage besteht im Wesentlichen aus einer Doppelschichtsandfiltration (10 Filtrationseinheiten) mit einer Gesamtkapazität von 2.000 m³/h, die sich flexibel an den künftigen Bedarf anpassen lässt. Damit die Liefersicherheit gewährleistet bleibt, wird das Prozesswasser über eine 1,5 km lange Trasse durch zwei Industriewasserleitungen zur Nordseite des Betriebsgeländes transportiert, wo es in einem neuen Puffertank mit einem Volumen von 10.000 m³ gespeichert wird. Das Industriewassernetz der BASF speist sich direkt aus diesem Puffertank.
Die neue VE-Wasseranlage arbeitet mit Ionenaustauschern. Das bedeutet, dass für die Produktion von Wasser dieser Qualität überall am Standort in Antwerpen die gleiche Technologie verwendet wird, da auch die bestehenden Installationen nach diesem Prinzip arbeiten. Die neue DWTP besteht künftig aus zwei Ionenaustauschstraßen mit einer Leistung von jeweils 275 m³/h. Der Aufbau ist klassisch und besteht aus Kationenfiltern, Entsäuerungstürmen, Anionenfiltern und Mischbett-Polishern.
Neben den Niederlanden und Belgien ist Evides auch in China und Deutschland aktiv. Seit 2001 versorgt das Unternehmen den Dow Chemical-Standort Stade mit VE-Wasser und Betriebswasser, das aus Elbewasser gewonnen wird. Das Angebot für den deutschen Markt umfasst auf Basis von DBFO-Verträgen realisierte Anlagen zur Gewinnung und Aufbereitung von Wasser, die Produktion von VE-Wasser sowie die Reinigung kommunaler und industrieller Abwässer.