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Familienbewusste Arbeitszeitmodelle

Wie sie Führungskräften helfen, Beruf und Familie zu vereinbaren

26.09.2012 -

Um qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen und zu halten, setzen Unternehmen immer stärker auf familienfreundliche Angebote. Familienbewusste Arbeitszeitmodelle spielen dabei eine wichtige Rolle. Mit individuellen Teilzeit-, Jobsharing- oder Home-Office-Lösungen erhalten berufstätige Eltern Zeit für die Familie - und Arbeitgeber motivierte Beschäftigte.

Mit drei Kindern eine Führungsposition ausüben? Für Sabrina Killat ist das kein Problem. Die 43-jährige Mutter ist Teamleiterin Mikrobiologie bei dem Unternehmen Biologische Heilmittel Heel in Baden-Baden. Sabrina Killat führt ein Team mit 14 Beschäftigten, das sich vor allem um die mikrobiologische Qualitätskontrolle von Arzneimitteln und Rohstoffen kümmert. Neben ihrem Job findet sie auch Zeit für die Familie. Das ermöglicht ihr das Arbeitszeitmodell, das sie nutzt. Von Montag bis Donnerstag arbeitet sie ganztags. Der Freitag gehört ganz der Familie. „Dieses Modell ist für mich ideal", sagt Killat. „Bis Donnerstagabend kann ich mich voll auf die Arbeit konzentrieren und arbeite dadurch sehr effektiv. Am Freitag kann ich mich in Ruhe um die Familie kümmern."

Bei Bedarf kann sie auch unter der Woche sehr flexibel arbeiten. Wenn beispielsweise eine Elternsprechstunde oder ein anderer Termin in der Schule ansteht, geht sie auch schon mal früher oder verlässt über Mittag für ein, zwei Stunden die Firma. Auf diese Weise gelingt es Sabrina Killat, auch in einer Führungsposition Beruf und Familie zu vereinbaren und zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.

Für Unternehmen sind familienfreundliche Angebote wie bei Heel angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels wichtig und bieten viele Vorteile. Um Arbeitgebern diese Vorteile einer familienbewussten Arbeitszeitgestaltung aufzuzeigen und sie bei der Umsetzung zu unterstützen, hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Herbst 2010 gemeinsam mit dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag die Initiative „Familienbewusste Arbeitszeiten" gestartet. In einer Datenbank mit mehr als 150 guten Beispielen zeigt die Initiative auf der Website des Unternehmensprogramms „Erfolgsfaktor Familie" die Bandbreite flexibler Arbeitszeitmodelle, die Arbeitgeber und Beschäftigte bereits nutzen.

Unternehmen setzen immer stärker auf individuelle Arbeitszeitmodelle

Wie eine aktuelle Befragung ergeben hat, bieten immer mehr Unternehmen individuelle Arbeitszeitmodelle an. Die Umfrage, die der Bundesverband der Personalmanager gemeinsam mit dem Bundesfamilienministerium und „Erfolgsfaktor Familie" erstellt hat, zeigt: Drei Viertel der befragten Unternehmen haben ihre familienfreundlichen Maßnahmen in den vergangenen fünf Jahren deutlich ausgebaut und bieten mehr individuelle Arbeitszeitmodelle an. Und: Sie wollen ihre Angebote weiter ausbauen. Denn in vielen Unternehmen erwarten die Beschäftigten immer stärker, dass ihre Arbeitszeitwünsche berücksichtigt werden. 90 % der befragten Personalverantwortlichen haben diese Entwicklung festgestellt. Den größten Bedarf sehen die Unternehmen bei flexiblen Arbeitszeitmodellen für Führungskräfte.

Damit auch Führungskräfte Teilzeitmodelle nutzen können, müssen bestimmte Voraussetzungen gegeben sein, betont François Dugimont, Director Global Human Resources bei Heel. „Teilzeitstellen kommen vor allem für Positionen in Frage, in denen Routineaufgaben dominieren, beispielsweise im Labor", so Dugimont. „Außerdem müssen Strukturen angepasst und Stellvertretungen eingerichtet werden." Im Fall von Sabrina Killat heißt das: Sie hat den Freitag als ihren Tag für die Familie ausgewählt, weil sich dieser aufgrund der Arbeitsabläufe am besten eignet. Zu Beginn der Woche müssen noch viele Proben in ihrer Abteilung ausgewertet werden. Am Freitag fallen eher Routineaufgaben an, die auch ihre Stellvertreterin erledigen kann.

Von diesem Modell profitiert nicht nur Sabrina Killat, sondern auch das Unternehmen, wie François Dugimont unterstreicht: „Indem wir den Wünschen der Arbeitnehmer nach einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf nachkommen, steigern wir Mitarbeiterzufriedenheit, Motivation, Produktivität und reduzieren Fehlzeiten."

Jobsharing sichert Vertretung im Krankheitsfall

Auch Boehringer Ingelheim setzt auf familienbewusste Arbeitszeitmodelle, um seinen Mitarbeitern die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen. Dazu können Beschäftigte des Pharmaunternehmens u.a. ein Jobsharing-Modell nutzen - so wie z.B. Bereichsassistentin Viola Höltz. Für den Bereich „Supply Chain & Assets" organisiert die 39-Jährige unter anderem Veranstaltungen und Workshops oder kümmert sich um die Reise- und Terminplanung ihres Vorgesetzten.

Höltz ist Mutter einer dreijährigen Tochter und eines achtjährigen Sohns und arbeitet deshalb in dem Jobsharing-Modell. Montags und dienstags sowie an jedem zweiten Freitag ist sie im Büro. An den anderen Tagen übernimmt ihre Kollegin die Aufgaben. Wenn ein besonderer Anlass, wie der Geburtstag eines ihrer Kinder, auf einen der Arbeitstage fällt, kann sie diesen auch mit ihrer Kollegin tauschen. „Ich habe mit diesem Modell für mich die richtige Balance zwischen Familie und Beruf gefunden und bin dadurch immer sehr motiviert", sagt Höltz. Und es gibt einen weiteren Pluspunkt. „Ein großer Vorteil des Jobsharing-Modells liegt darin, dass auch im Urlaubs- oder Krankheitsfall die Vertretung gesichert ist", so Gabriele Chrubasik, die bei Boehringer Ingelheim für das Thema „Vereinbarkeit von Beruf und Familie" verantwortlich ist.

Individuelle Lösung gibt Flexibilität

Auch Home-Office-Lösungen können Beschäftigten helfen, Beruf und Familie besser in Einklang zu bringen - so wie im Fall von Nathalie Gerard. Die zweifache Mutter arbeitet für das Spezialchemie-Unternehmen Dow Corning an zwei von fünf Tagen von zu Hause aus. Sie erstellt Analysen über die Hauptwettbewerber und kann die Arbeit im Home-Office erledigen. Auf diese Weise spart sie die Zeit für die Fahrt von der Firma in Wiesbaden zur Betreuungseinrichtung in ihrem Heimatdorf. Zudem kann sie im Krankheitsfall schnell ihre Kinder abholen oder sie bei schlechtem Wetter zur Schule bringen. An zwei freien Nachmittagen begleitet sie zudem ihre Söhne zum Schwimmen, Tennis oder Klavierunterricht. „Durch dieses Modell kann ich Zeit mit meinen Kindern verbringen und gleichzeitig weiter meine Karriere verfolgen", sagt Gerard.

Für Elisabeth Ganss, HR Director Europe, CIS, Middle East & Africa bei Dow Corning, sind familienbewusste Arbeitszeitmodelle somit ein Gewinn für beide Seiten: „Mit individuellen Arbeitszeitmodellen können wir unseren Beschäftigten mehr Flexibilität geben - und durch diese attraktiven Angebote qualifizierte Kräfte besser im Unternehmen halten."


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Erfolgsfaktor Familie
Mit dem Unternehmensprogramm „Erfolgsfaktor Familie" setzt sich das Bundesfamilienministerium zusammen mit den Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft (BDI, BDA, DIHK, ZDH) und dem DGB dafür ein, Familienfreundlichkeit zu einem Markenzeichen der deutschen Wirtschaft zu machen. Das Unternehmensprogramm bündelt Informationen rund um das Thema Familienfreundlichkeit in Unternehmen. Es bietet Erfolgsbeispiele und Erfahrungsberichte von Unternehmen, die mit innovativen Maßnahmen eine familienbewusste Personalpolitik praktizieren. Darüber hinaus steht in der Wissensplattform unter www.erfolgsfaktor-familie.de eine breite Auswahl an Praxisbeispielen, Studien und Ratgebern zu Themen wie familienbewussten Arbeitszeiten, Vereinbarkeit von Beruf und Pflege sowie Personalmarketing zur Verfügung.