Anlagenbau & Prozesstechnik

Erfolgreich in schwierigem Fahrwasser

Unternehmensgründer Hans-Peter Beier über Herausforderungen für kleine Dienstleister

22.02.2010 -

Nach Berechnungen des Instituts für Mittelstandsforschung in Bonn belief sich die Zahl der Existenzgründungen in Deutschland im 1. Halbjahr 2009 auf rund 208.000; verglichen mit dem Vorjahr eine geringfügige Zunahme um 0,2 %. Mit einer weiteren Zunahme der Gründungen wird gerechnet. Einer der Unternehmensgründer 2009 ist Hans-Peter Beier. Sein junges Unternehmen IBIC (Internationale Beier Ingenieur-Consulting) unterstützt Unternehmen aus der Prozessindustrie bei der Planung von neuen Anlagen. CHEManager wollte wissen, ob er mit dem Start zufrieden ist, und wie er die Entwicklung des Unternehmens in der aktuellen Situation einschätzt.

CHEManager: Herr Beier, es gibt sicher einfachere Rahmenbedingungen für einen Neustart als die derzeitige wirtschaftliche Lage. Wie sieht ihr bisheriges Resümee aus? Laufen die Dinge erwartungsgemäß?

H.-P. Beier: IBIC wurde im Oktober gegründet, insofern wäre eine Bilanz zum jetzigen Zeitpunkt wohl verfrüht. In einem Punkt gebe ich Ihnen schon recht: Mitte 2008 wäre das Umfeld vielleicht günstiger gewesen, bislang kann ich mich aber nicht beklagen. Wir haben unsere Zeitpläne eingehalten und wichtige erste Marketingmaßnahmen wie unser neuer Webauftritt beschleunigen unseren Markteintritt. Insgesamt gibt uns die bisherige Entwicklung Grund zu einer durchaus positiven Erwartungshaltung.

Sie waren bis vor kurzem Geschäftsführer eines indischen Engineering-Dienstleisters. Was hat Sie nun dazu bewogen, sich selbständig zu machen?

H.-P. Beier: Ich habe gemerkt, dass kleine Unternehmen flexibler auf die Anforderungen ihrer Kunden reagieren können. Diese Flexibilität halte ich für ausgesprochen wichtig, und deshalb habe ich den Schritt gewagt. Derzeit haben wir natürlich noch keine großen Projekte beendet, bald werden wir aber entsprechende Erfolge vermelden können.

Betrachten Sie die Flexibilität demnach als einen Vorteil von kleinen Dienstleistern gegenüber großen?

H.-P. Beier: Ganz genau. IBIC versteht sich als Beratungspartner zum effizienten Engineering, diese Botschaft scheint im Markt anzukommen.

Worin sehen Sie nicht nur die Vorteile kleiner Dienstleister, sondern das Alleinstellungsmerkmal von IBIC?

H.-P. Beier: Zum einen verfügen wir über umfangreiche Erfahrung und ein großes Netzwerk in der Prozessindustrie. Aus dieser Situation heraus können wir Zusatzdienstleistungen anbieten, beispielsweise im Einkauf oder in der Beschaffung, also eine Art Einkaufsunterstützung in den verschiedensten Bereichen, zum Beispiel bei der Komponentenauswahl oder der Anlagenauslegung basierend auf dem virtuellen Modell. Zum anderen können wir auf einen sehr großen „Ressourcenpool" in Indien zurückgreifen. Gemeint sind damit zahlreiche qualifizierte Mitarbeiter, die die Projekte im Bereich Anlagenplanung umsetzen. Die Anzahl verfügbarer qualifizierter Personen in diesem Bereich ist in Indien deutlich höher als in Deutschland.

Muss man in dem Bereich, in dem Sie aktiv sind, bestimmte Hürden oder Stolpersteine kennen, um erfolgreich zu sein?

H.-P. Beier: Positiv ist es in jedem Fall, wenn der Dienstleister weiß, wovon er spricht, also Erfahrung in dem Bereich hat, in dem er berät. Deshalb sind Chemieingenieure für mich oft die ideale Stellenbesetzung. Denn sie bringen neben dem fachlichen Know-how von vornherein bereits ein enormes Branchenwissen mit.

Sie sagen, dass einer der Vorteile Ihrer tiefen Branchenkenntnisse das Wissen um zusätzlich benötigte Dienstleistungen ist. Streben Sie sobald wie möglich eine weitere Expansion an, um eine möglichst große Leistungsbreite anbieten zu können?

H.-P. Beier: Eine behutsame Expansion ist durchaus vorgesehen. Wir planen derzeit ein organisches Wachstum mit den betreuten Projekten. Zurzeit haben wir drei Mitarbeiter, die für die Geschäftsentwicklung verantwortlich sind. Im Moment nutzen wir für unser internationales Geschäft natürlich in erster Linie unseren Standortvorteil in Zentraleuropa.

Gegenüber dem Outsourcing nach Indien gibt es nach wie vor eine Reihe von Vorurteilen, aber auch berechtigte Einwände. Wo sehen Sie die Vorteile?

H.-P. Beier: Outsourcing ist nach wie vor ein Instrument zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit, denn eines der überzeugendsten Argumente sind die Kosten. Und die Kostensensibilität ist natürlich gerade im Moment gestiegen. Allerdings ist auch ein gewisser Realismus eingekehrt hinsichtlich Einsparungen. Früher hofften viele, die Verlagerung eines Projekts nach Indien würde bis zu 50% Kosteneinsparungen bringen. Inzwischen wissen die meisten, dass dies nicht der Wirklichkeit entspricht. In den Anfangszeiten des Outsourcings nach Indien war häufig von Qualitätsproblemen zu hören. Auch wenn sich insgesamt Vieles inzwischen besser eingespielt hat, so achten wir bei IBIC beispielsweise besonders darauf, dass unsere Projektmanager ‚beide Seiten‘ kennen - und als Schnittstelle zwischen dem Kunden und dem Dienstleister mögliche Probleme rechtzeitig erkennen und frühzeitig gegensteuern.

Wo sind Ihre Kunden derzeit vor allem ansässig?

H.-P. Beier: Bislang sind wir vor allem in Kontinentaleuropa aktiv, mit einem deutlichen Schwerpunkt auf dem deutschsprachigen Raum, also Deutschland, Österreich und Schweiz. Interessant sind für uns Unternehmen aus der Prozessindustrie, die mehr als einhundert Mitarbeiter beschäftigen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Chemie und dem Bereich Energie, beispielsweise Kraftwerksbetreiber, die ihre Anlagen renovieren wollen oder müssen. Viele Neubau-Projekte laufen derzeit vor allem im arabischen Raum. Die Gründe: Das Gebiet ist zum Teil wenig besiedelt, dafür sind die finanziellen und die ressourcentechnischen Möglichkeiten vorhanden. 

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