Anlagenbau & Prozesstechnik

Sicherheit im Anlagenbau erfordert ganzheitliches Denken

Wie man eine Million unfallfreie Stunden erreichen kann

19.03.2025 - Es ist das Worst-Case-Szenario: In einer Raffinerie oder einem Chemiewerk tritt eine brennbare Flüssigkeit aus, entzündet sich und führt zu einer Explosion, bei der Menschen zu Schaden kommen und Werte vernichtet werden. Dank umfassender Sicherheitsmaßnahmen, strikter Einhaltung von Vorschriften und kontinuierlicher Anlagenüberwachung ereignen sich solche Katastrophen in der DACH-Region nur sehr selten.

Als erfahrener Anlagenplaner und Revamp-Spezialist hat die EDL Anlagenbau Gesellschaft mehrfach in Projekten bewiesen, wie durch gewissenhafte und vorausschauende Planung, detaillierte Analysen und Gefährdungsbeurteilungen sowie den Einsatz modernster Technik eine sichere Arbeitsumgebung geschaffen wird. Konsequentes Sicherheitsmanagement von der Planung bis zum Betrieb minimiert Risiken und schützt Menschen, Anlagen sowie Umwelt.

Sicherheit hat höchste Priorität

EDL Anlagenbau aus Leipzig, Teil der österreichischen Pörner-Gruppe, trägt als Anlagenplaner eine hohe Verantwortung für Arbeits- und Anlagensicherheit. Anlagen der Prozessindus­trie sind hochkomplex und verarbeiten Gefahrenstoffe unter hohen Temperaturen und Drücken. Daher ist EDLs Ziel, Anlagen zu konzipieren, die zu den sichersten ihrer Art gehören. Die nach DIN EN ISO 9001 zertifizierte und an ISO 45001 orientierte Q-/ HSE-Politik ist fest in die Unternehmensstrategie integriert und wird konsequent umgesetzt. Zentrale Aufgaben sind dabei, Gefahren zu minimieren, Ressourcen zu schützen und eine umfassende Sicherheitskultur zu etablieren, die über Routinen hinausgeht und das Wohl aller in den Mittelpunkt stellt.

Eine Million unfallfreie Stunden

Die Verantwortung für Sicherheit und Gesundheit erstreckt sich auf alle Personen im Einflussbereich der EDL – egal ob eigene oder externe Mitarbeitende, Auftraggeber, Lieferanten oder Kontraktoren. Dabei beteiligt sich die Geschäftsführung um Daniel Oryan aktiv an entsprechenden Aktivitäten, bspw. durch regelmäßige Safety Walk Audits auf Baustellen.

Ein besonders erwähnenswertes Beispiel für die konsequente Durchführung sicherheitsrelevanter Maßnahmen war ein im vergangenen Jahr abgeschlossenes Projekt in Leuna: EDL plante und koordinierte von 2020 bis 2024 den komplexen Umbau von 15 Teilanlagen und der Reaktorsektion. Dabei wurden drei Reaktoreinheiten – jeweils bestehend aus Reaktor, Subreaktor und Abhitzewärmetauscher – der POX-/Methanolanlage für die TotalEnergies Raffinerie Mitteldeutschland (TRM) modernisiert. Besondere Herausforderung dabei war die Durchführung der Arbeiten unter engen Platzverhältnissen und laufendem Betrieb, bspw. die Einbindung von über 500 Rohrleitungen und 400 Messstellen.

Dank präziser Vorbereitung und Planung in allen Projektphasen, regelmäßigen Schulungen zum Umgang mit Gefahrenstoffen und Notfallmaßnahmen sowie regelmäßigen Sicherheitsüberprüfungen wurden eine Million Arbeitsstunden auf der Baustelle ohne Unfall erreicht – ein herausragender Erfolg für das Projekt.

 

Sicherheitsrelevante Aspekte im Engineering

Bereits in der initialen Projektphase integriert EDL sicherheitstechnische Maßnahmen in die Planung. Wichtige verfahrenstechnische Aspekte hierbei sind u.a.:

  • HAZOP-Studien: Systematische Analysen potenzieller Gefahren und Betriebsstörungen (hazard and operability, kurz HAZOP), Entwicklung von Maßnahmen zur Risikominimierung.
  • SIL-Einstufung: Identifikation sicherheitskritischer Komponenten und Festlegung des erforderlichen Sicherheitsintegritätslevels gemäß IEC 61508 und IEC 61511.
  • Fackelstudien: Untersuchung des Fackel- und Sicherheitssystems einer Anlage, Ableitung von Maßnahmen zur Betriebssicherheit und Umweltverträglichkeit.
  • Safeguarding Memorandum: Dokumentation aller Schutzmaßnahmen, Sicherheitsfunktionen, Alarme und Schutzeinrichtungen.

Zudem werden IPF-Workshops (Interdisciplinary Process Flow Workshops) durchgeführt, in denen Experten aller Fachdisziplinen Prozessflüsse analysieren, potenzielle Gefahrenquellen identifizieren und u. a. Maßnahmen zur Unfallvermeidung ableiten.

Design Reviews: Grundlage für Anlagensicherheit

Im Zuge der weiteren Planung werden Anlagenmodelle und -pläne mit allen Fachgewerken und Beteiligten überprüft. Diese Model Reviews zeigen den Bearbeitungsstand und die Umsetzung der Vorgaben üblicherweise mit den Meilensteinen 30/60/90 % Planungsfortschritt. In virtuellen Rundgängen werden sicherheitsrelevante Aspekte wie Human Factors Engineering (z.B. Ergonomie), Fluchtwege, Barrierefreiheit und sichere Bedienbarkeit von Armaturen bewertet. Sicherheitskritische Abweichungen werden so frühzeitig erkannt und korrigiert.

Sicherheit beginnt lange vor dem ersten Spatenstich

Bevor jedoch ein Bauprojekt in der Chemie-, Petrochemie- oder Raffinerieindustrie in die Umsetzungsphase geht, sind weitere sicherheitstechnische Aspekte vor Ort zu beachten. Viele Industriestandorte haben eine lange Historie und sich durch Integration neuer Prozesse und Technologien stark verändert. Dabei wurden Altanlagen oft nicht vollständig zurückgebaut, sondern nur überbaut oder stillgelegt. Und so müssen bei Neubauten oder Anlagenerweiterungen u.a. umfassende Untersuchungen durchgeführt werden. Denn nicht-dokumentierte (unterirdische) Altstrukturen, stillgelegte Anlagen oder kontaminierte Böden können zu unerwarteten Sicherheits- und Umweltrisiken werden.

Daher ist eine vorausschauende Planung im Bereich HSE (Health, Safe­ty & Environment) u.a. mit Altlastenanalysen, Kampfmittelsondierung und der Erstellung von Sicherheitskonzepten essenziell, um Risiken zu minimieren und eine sichere Bauausführung zu gewährleisten. Nur durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Auftraggeber, Auftragnehmer und Genehmigungsbehörden sowie eine konsequente Sicherheitsstrategie lassen sich industrielle Großprojekte erfolgreich und nachhaltig umsetzen.

Arbeitssicherheit in der Umsetzungsphase

Neben den bei der Planung und Vorbereitung des Vorhabens zu berücksichtigenden Aspekten rückt mit Beginn der Bauphase die Arbeitssicherheit auf der Baustelle in den Fokus. Damit ein umfassender Schutz des eigenen Personals sowie dem des Anlagenbetreibers und der Kontraktoren gewährleistet ist, werden regelmäßige Unterweisungen zu Arbeits-, Gesundheits- und Umweltschutz und Bewertungen der Kontraktoren in Hinblick auf die Einhaltung von Sicherheitsstandards durchgeführt. Zudem gibt es kontinuierlich Erfahrungsaustausch, Kontrollen und HSE-Audits.

Fazit

Sicherheitsmaßnahmen erfordern eine ganzheitliche Betrachtung, um potenzielle Gefahren für Menschen, Anlagen und Umwelt zu minimieren. Nur mit einem starken HSE-Bewusstsein aller Projektbeteiligten, einer detaillierten Gefährdungsbeurteilung und einer fundierten HSE-Planung kann eine sichere Arbeitsumgebung geschaffen werden.

Autor: Thomas Wendt, Leiter Q-/ HSE-Management, EDL Anlagenbau Gesellschaft mbH, Leipzig

 

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