Verbio: Baustart für Ethenolyse-Anlage
Spatenstich am Standort Bitterfeld für Biochemikalien auf Basis von Rapsmethylester
Für die Finanzierung erhält Verbio eine Förderung im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe regionale Wirtschaftsförderung (GRW) für besonders umweltfreundliche und innovative Technologien. Theodor Niesmann, Vorstand von Verbio, erläuterte: „Insgesamt investiert Verbio hier am Standort Bitterfeld 80 bis 100 Mio. EUR in die neue Ethenolyse-Anlage. Wir freuen uns sehr über die Wertschätzung des Landes Sachsen-Anhalts durch die Förderung im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe regionale Wirtschaftsförderung (GRW) für besonders umweltfreundliche und innovative Technologien“.
Niesmann weiter: „Wir sind nun in der Lage erneuerbare, biobasierte Moleküle für die Chemische Industrie bereitzustellen, Die Anwendungsgebiete sind vielfältig: Sie reichen von erneuerbaren Kunststoffen bis hin zu umweltfreundlichen Waschmitteln oder Schmierstoffen.“
Verbio ermöglicht mit den innovativen biobasierten Spezialchemikalien den weiterverarbeitenden Chemieunternehmen einen schnellen Umstieg auf erneuerbare Rohstoffe aus nachhaltiger regionaler Biomasse. Mit dem Bau der Ethenolyse-Anlage reagiert Verbio auf die hohe Nachfrage der Branche. Gleichzeitig leistet das Unternehmen damit einen wichtigen Beitrag zur CO2-Reduktion und beschleunigt die Defossilisierung der Chemischen Industrie.
Die Ethenolyse-Anlage ist weltweit die erste Anlage ihrer Art und einzigartig in ihrer Verfahrenstechnik. Der Ausgangsstoff für die Produktion ist zertifiziertes und nachhaltig produziertes Rapsöl aus der regionalen Landwirtschaft. Aus diesem Rapsöl entsteht in der Verbio Bioraffinerie zunächst Biodiesel (Rapsmethylester). Mithilfe der innovativen Katalysatorensysteme von XiMo Hungary, einer hundertprozentigen Tochter von Verbio, wird dieser Biodiesel in grüne Moleküle umgewandelt, welche in der Spezialchemie als erneuerbare Rohstoffe eingesetzt werden.
XiMo errichtet zeitgleich in Ungarn eine Produktionsanlage zur Herstellung von Metathesekatalysatoren im Mehrtonnen-Maßstab. Diese kommen einerseits in der Ethenolyse-Anlage von Verbio zum Einsatz, andererseits stehen sie Kunden mit ähnlichen Anwendungen ebenso zur Verfügung. Die Technologie beruht auf dem Verfahren der Metathese. Einer der ehemaligen Gründer von XiMo, Prof. Richard Schrock, erhielt 2005 den Nobelpreis für Chemie für seine Entdeckungen auf dem Gebiet der Metathese in der organischen Chemie.
In langjähriger Forschungstätigkeit haben Prof. Schrock und seine Mitstreiter die Grundlagen für Molybdän- und Wolfram-basierte Olefinmetathesekatalysatoren gelegt. Nach der Übernahme von XiMo durch Verbio gelang es dem Team unter der Leitung des heutigen Geschäftsführers Levente Ondi, den Prozess für die industrielle Anwendung weiterzuentwickeln.
Mit der Ethenolyse stellt Verbio dem Markt die biobasierten Spezialchemikalien Methyl 9-decenoat (9-DAME) und 1-Decen zur Verfügung, die als Schlüsselkomponenten in einer Vielzahl von Anwendungen zum Einsatz kommen. 9-DAME ist Bestandteil von Wasch- und Reinigungsmitteln und dient als Rohstoff für Schmiermittel und Polymere. 1-Decen ist eine wichtige Grundlage für Produkte im Bereich der Hochleistungsschmierstoffe, die in modernen Motoren, Getrieben und Windturbinen eingesetzt werden. „Perspektivisch planen wir, die Palette unserer biobasierten Spezialchemikalien zu erweitern, wie zum Beispiel durch C18-Disäuren, die in Polymeren, in Beschichtungen, in pharmazeutischen Produkten oder in Kosmetika zum Einsatz kommen können,“ erklärt Theodor Niesmann.
Die Nennkapazität der Anlage wird 32.000 t pro Jahr 9-DAME und 17.000 t pro Jahr 1-Decen betragen. Ziel ist es, insgesamt 60.000 t pro Jahr an erneuerbaren Produkten für die Chemische Industrie herzustellen. Verbio plant die Inbetriebnahme der Anlage für 2025 und will 2026 mit der regulären Produktion starten.
Seit zwei Jahrzehnten treibt Verbio die Dekarbonisierung des Verkehrs voran und erschließt nun mit der Chemieindustrie ein neues Marktsegment. „Die Investition in unsere Ethenolyse-Anlage ist ein wichtiger Baustein unserer Wachstumsstrategie. Mit der Diversifikation unserer Produkte und Märkte erweitern wir unser Geschäftsmodell und entwickeln uns über den Biokraftstoffmarkt hinaus“, erklärt Theodor Niesmann.
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