Von Lebensmitteln bis Wasserbehandlung
Salz ist nicht nur sprichwörtlich in der Suppe wichtig, sondern auch in zahlreichen anderen Anwendungen
Von Justus von Liebig stammt das Zitat “Salz ist unter allen Edelsteinen, die uns die Erde schenkt, der Kostbarste.” Auch wenn Salz heutzutage nicht mehr wie im 19. Jahrhundert mit Edelsteinen verglichen wird, ist es doch von unschätzbarem Wert für viele Bereiche unseres Lebens. Die polnische Ciech-Gruppe, marktführend in der Produktion von Salz, Soda und Natron in der Europäischen Union, hat 2021 in ihrer deutschen Niederlassung in Staßfurt, Sachsen-Anhalt, die modernste und umweltfreundlichste Siedesalzproduktionsanlage Europas in Betrieb genommen, die in diesem Jahr die volle Produktionskapazität von 450.000 t erreichen soll.
CHEManager: Herr Kley, auf dem wachsenden Markt für Salztabletten hat sich Ciech mit einer neuen Produktionsstätte für Siedesalzprodukte in Deutschland verstärkt. Wie beurteilen Sie die Nachfrageentwicklung und woraus resultiert diese?
Philipp Kley: Salz ist ein essenzielles Produkt mit einem großen Anwendungsspektrum und einer breiten Kundenbasis. Mit Blick auf Salztabletten ist festzuhalten, dass Deutschland den höchsten Wasserhärtegrad unter den europäischen Ländern aufweist. Die steigende Nachfrage ist auch auf Themen wie den Schutz von Anlagen und Leitungen zurückzuführen, die für einen effizienten Betrieb auf weiches Wasser angewiesen sind.
Mit den Vorbereitungen für die Errichtung der neuen Produktionsstätte wurde 2017 begonnen. Was gab den Ausschlag für den Standort in Sachsen-Anhalt?
P. Kley: Ciech hat sich bereits als Marktführer in osteuropäischen Märkten etabliert. Durch den Bau unseres eigenen Werks in Deutschland verfolgen wir in erster Linie das Ziel, unsere Präsenz in Westeuropa zu stärken. Das Salzwerk in Staßfurt ist unser Tor zum westeuropäischen Salzmarkt. Die Lage dieses Standorts bietet erhebliche Vorteile in Bezug auf kurze und effiziente Logistikprozesse, was sich in der prompten Belieferung unserer Kunden niederschlägt. Darüber hinaus ist der Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt, wie der Name bereits vermuten lässt, reich an natürlichen Ressourcen, was ihn zu einem idealen Ort für die Salzgewinnung macht. Nicht zuletzt profitieren wir von unserer langjährigen Präsenz mit dem traditionsreichen Sodawerk, welches in direkter Nachbarschaft liegt. Diese Synergie machte die Region zu einer ausgezeichneten Wahl für unser Expansionsprojekt.
Wie positioniert sich Ciech als Arbeitgeber an diesem neuen Standort?
P. Kley: Bei Ciech bieten wir ein dynamisches Arbeitsumfeld. Hier haben unsere Mitarbeitenden die Möglichkeit, in anspruchsvollen Projekten schnell Verantwortung zu übernehmen und in leitenden Positionen aufzusteigen. Wir ziehen insbesondere Personen an, die den Wunsch haben, gemeinsam mit uns Großartiges und Neues zu schaffen. Wer etwas bewegen möchte, sich einbringen will und Gefallen daran findet, sich in einem und dynamischen Umfeld zu bewegen, ist bei uns an der richtigen Adresse.
Was sind denn die Eckdaten und Meilensteine des neuen Werks in Staßfurt?
P. Kley: Unsere Anlage ist die fortschrittlichste ihrer Art in ganz Deutschland. Wir setzen auf fortschrittliche Technologien, wie beispielsweise das besonders energieeffiziente MVR-Verfahren. Zudem sind wir stolz darauf, dass sämtliche Nebenprodukte unserer Herstellung weiterverwertet werden können. Unser einziges nennenswertes Abwasser stammt tatsächlich aus den Personalduschen. Besonders beeindruckend ist, dass 99 % unserer Rohstoffe aus der unmittelbaren Umgebung stammen. Für Rohsole und Schwersoda beträgt der Lieferweg weniger als 2 km.
Die Salzanlage in Staßfurt nutzt eine energieeffiziente MVR-Technologie, können Sie die Vorzüge dieses Verfahrens kurz erläutern?
P. Kley: Selbstverständlich. Wir gewinnen unser Salz aus natürlicher Sole. Mechanical Vapor Recompression, zu Deutsch Mechanische Brüdenverdichtung, ist das Verfahren, das wir zur Verdampfung dieser Sole einsetzen. Wie erwähnt handelt es sich dabei um das aktuell effizienteste Verfahren seiner Art, das es uns ermöglicht, unseren Energieverbrauch beim Verdampfen von Sole im Vergleich zu anderen Methoden deutlich zu reduzieren. Ein weiterer wichtiger Vorteil ist, dass dieses Verfahren elektrisch betrieben wird. Das gibt uns die Flexibilität, in Zukunft rasch auf alternative Energieversorgung umzustellen.
Sie erwähnten bereits den Wasserhärtegrad. Die größte Menge der Salzproduktion zielt auf den Markt für Wasseraufbereitung. Wodurch unterscheidet sich Ihre Marke Aqua Pro von Konkurrenzprodukten und was sind die Vorteile für Betreiber von industriellen Anlagen?
P. Kley: Zum einen gewinnen wir dank unserer fortschrittlichen Herstellungsverfahren hochreines Siedesalz, wodurch unsere Salztabletten eine sehr hohe Qualität erreichen. Darüber hinaus zeichnen wir uns durch schnelle und zuverlässige Produktverfügbarkeit und enge logistische Zusammenarbeit aus. Das kann bei gewerblichen Betreibern oft von großem Nutzen sein, insbesondere wenn sie in ihren Anlagen größere Mengen an Enthärtungsmitteln benötigen. Ein weiterer bedeutender Vorteil sind unsere schnellen Lieferzeiten, die unseren Kunden zusätzliche Planungssicherheit bieten. Da wir kontinuierlich in großem Umfang liefern, ist unser Kundenservice optimal auf die Anforderungen von Großabnehmern ausgerichtet. Ganz praktisch von Vorteil sind unsere verschiedenen Verpackungsgrößen, bis hinunter zu unseren neuen 10-kg-Säcken, die sich leicht von Einzelpersonen transportieren lassen. Abgerundet wird unser Angebot schließlich durch einen ausgezeichneten Kundenservice, und auf Wunsch, gemeinsame Marketingmaßnahmen mit unseren Kunden.
Auch bei Speisesalzen für die Lebensmittelindustrie will Ciech seine Marktpräsenz erhöhen. Wie gehen Sie hier strategisch vor?
P. Kley: Um unsere Position im Lebensmittelsektor zu stärken, setzen wir auf eine strategische Kooperation. Mitte letzten Jahres haben wir die Zusammenarbeit mit dem renommierten amerikanischen Hersteller von Lebensmittelzusätzen Cargill zur Vermarktung unseres Speisesalzes gestartet. Im Hinblick auf unser Produktionsziel von über 400.000 t Salz im kommenden Jahr planen wir damit, unsere Marktpräsenz weiter auszubauen.
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Zur Person
Philipp Kley ist seit Oktober 2022 Direktor des Geschäftsbereichs Salz der Ciech-Gruppe und Geschäftsführer von Ciech Salz Deutschland. Kley studierte Volkswirtschaftslehre in Kiel und erwarb mehrere Managementzertifikate internationaler Hoch- und Businessschulen. 1998 startete er seine berufliche Karriere in der Chemiebranche bei BASF, wo er in über 22 Jahren verschiedene Geschäftsbereiche leitete. In seiner letzten Position verantwortete Kley den Geschäftsbereich Construction Chemicals Europe und war nach dessen Ausgründung als MBCC Group Direktor des Unternehmens. Von 2016 bis 2021 war Kley zudem Präsident des Europäischen Verbands für Bauchemie (EFCC).