Bilfinger weiter auf Wachstumskurs
Trends Effizienz und Nachhaltigkeit bescheren Industriedienstleister anhaltend positive Nachfrage
Der Auftragseingang erhöhte sich organisch um 14% auf 4,615 Mrd. EUR, auch der Umsatz wurde organisch um 14% auf 4,312 Mrd. EUR. gesteigert. Das um die Sondereinflüsse – insbesondere die Aufwendungen für das Effizienzprogramm – bereinigte EBITA belief sich auf 140 Mio. EUR. Der Free Cashflow stieg durch operative Verbesserungen gegenüber dem Vorjahr deutlich auf 136 Mio. EUR und belegt die gewachsene Ertragskraft von Bilfinger.
EBITA und Konzernergebnis 2022 wurden durch Rückstellungen in Höhe von 62 Mio. EUR für das Effizienzprogramm reduziert. Diese Investition in die Zukunft vermindert das berichtete EBITA auf 75 Mio. EUR. Für 2022 weist Bilfinger ebenfalls bereinigte Werte aus, um die Vergleichbarkeit herzustellen. In 2021 hatten zusätzlich positive Einmaleffekte aus Immobilienverkäufen die Ergebnisse stark beeinflusst.
Das Management wird die positive Entwicklung und den Wachstumskurs mit einer weiterentwickelten Strategie und einem eindeutigen Geschäftsmodell, das die Effizienz und Nachhaltigkeit der Kunden verbessert, weiter vorantreiben. Das Unternehmen wird mittelfristig 2025 bis 2027 die EBITA-Marge auf ein Niveau von 6 bis 7% steigern. Die neue Ausrichtung stellt das Unternehmen am heutigen Tag im Rahmen eines Capital Markets Day vor.
„Unsere Kunden sind in ihrer Effizienz und Nachhaltigkeit kurz- und langfristig erheblich gefordert. Nach wie vor stellen Inflation, Facharbeitermangel und die Erfüllung der Nachhaltigkeitsziele die Industrie vor große Herausforderungen – und bieten gleichzeitig erhebliche Chancen. Bilfinger ist hervorragend positioniert, um sich als Nr. 1 am Markt für diese Verbesserung von Effizienz und Nachhaltigkeit zu etablieren. Gemeinsam mit der Umsetzung des Effizienzprogramms und der operativen Performance schafft Bilfinger ein nachhaltiges, profitables Wachstum“, sagte CEO Thomas Schulz. „Wir sehen uns als treibende Kraft bei der Transformation der Industrie hin zu mehr Effizienz und Nachhaltigkeit bei bestehenden Anlagen und in neuen Technologien. Dabei haben unsere hoch qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die entscheidende Rolle, für deren Engagement und erfolgreiche Arbeit ich mich ausdrücklich bedanke.“
Bilfinger hat zwei strategische Stoßrichtungen festgelegt: die Neupositionierung als führendes Unternehmen in der Steigerung von Effizienz und Nachhaltigkeit und die operative Exzellenz, welche die Leistungsfähigkeit der Organisation verbessern wird.
Das Geschäftsmodell basiert auf der Verbesserung der Effizienz und Nachhaltigkeit für die Kunden und für Bilfinger selbst. Der daraus generierte Mehrwert bildet die Basis für die wirtschaftliche Entwicklung von Bilfinger als führender Partner in der industriellen Dienstleistung. Bilfinger adressiert weiterhin seine Zielmärkte Energie, Chemie & Petrochemie, Pharma & Biopharma und Öl & Gas, da in diesen ressourcenintensiven Branchen Effizienz und Nachhaltigkeit wesentliche Faktoren zur Steigerung der Profitabilität darstellen. Die Wachstumspotenziale der Zielmärkte einerseits und die Erweiterung der Wertschöpfungskette andererseits bieten zusätzliche Chancen für Bilfinger sich als Partner für Komplettlösungen zu positionieren. Hierbei richtet sich der Fokus auf die Förderung des Rahmen- und Servicevertragsgeschäfts mit einem zukünftigen Anteil von 80% am Gesamtumsatz (2022: 65% Anteil).
Das Ziel operative Exzellenz wird Bilfinger unter anderem durch Standardisierung und Bündelung von Produkten sowie verstärkte Innovationen und Digitalisierung erreichen. Das seit November 2022 laufende interne Effizienzprogramm, das ein Einsparvolumen von 55 Mio. EUR jährlich beinhaltet, trägt ebenfalls dazu bei, Bilfingers strategische Ziele zu erreichen. Inhalte sind die Schaffung einer funktionalen Organisation und einer schlankeren Verwaltung. Von den eingesparten Mitteln werden rund 25% in die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter investiert. Damit steigert Bilfinger die Wettbewerbsfähigkeit und positioniert sich zugleich als attraktiver Arbeitgeber. Zukünftig wird Bilfinger hierfür jedes Jahr mehr als 0,5% des Umsatzes aufbringen.
Die Strategie ermöglicht Bilfinger die Festlegung neuer Mittelfristziele. Das Unternehmen plant, bis zum Jahr 2024 eine EBITA-Marge von mindestens 5% zu erreichen. Mittelfristig, das heißt bis in drei bis vier Jahren, wird die EBITA-Marge weiter auf ein Niveau von 6 bis 7% gesteigert. Die Umsatzentwicklung wird in den nächsten Jahren das Marktwachstum übertreffen und bei durchschnittlich 4 bis 5% pro Jahr liegen. Auf dieser Basis steigert Bilfinger kontinuierlich das Konzernergebnis und nähert sich gleichzeitig dem Ziel Investment Grade zu erreichen.
Konzernentwicklung im Geschäftsjahr 2022
Der Auftragseingang des Konzerns stieg im Geschäftsjahr 2022 um 15% (organisch 14%) auf 4.615 (Vorjahr: 4.008) Mio. EUR. In allen Segmenten des Konzerns war eine deutliche Zunahme zu verzeichnen. Der Auftragsbestand erhöhte sich um 9% (organisch 10%) auf 3.226 (Vorjahr: 2.946) Mio. EUR. Das Verhältnis von Auftragseingang zu Umsatz (Book-to-Bill) betrug 1,07.
Der Konzernumsatz wuchs um 15% (organisch 14%) auf 4,312 (Vorjahr: 3,737) Mrd. EUR und erreichte damit wieder das Vor-Krisenniveau des Jahres 2019. Auch der Umsatz stieg in allen Segmenten. Das Bruttoergebnis hat um 13% auf 437 (Vorjahr: 387) Mio. EUR zugenommen. Dies ist vor allem auf den gestiegenen Umsatz zurückzuführen. Die Bruttomarge gemessen an den Umsatzerlösen belief sich auf 10,1% (Vorjahr: 10,4%). Mehrkosten aus wenigen, mittlerweile beendeten Aufträgen belasteten die ansonsten gute Performance. Die Vertriebs- und Verwaltungskosten haben um 6% auf 307 (Vorjahr: 291) Mio. EUR zugenommen, der Anteil der Vertriebs- und Verwaltungskosten an den Umsatzerlösen ging infolge der Umsatzsatzsteigerung auf 7,1% (Vorjahr: 7,8%) zurück.
Bilfinger erzielte ein EBITA von 75 (Vorjahr: 121) Mio. EUR, dies entspricht einer EBITA-Marge von 1,8 (Vorjahr: 3,2%). Der im Vergleich zum Vorjahr deutliche Rückgang ist insbesondere auf den Anstieg der Sondereinflüsse zurückzuführen. Sie beliefen sich auf 65 (Vorjahr: 16) Mio. EUR. Der überwiegende Teil entfiel mit 62 Mio. EUR auf Rückstellungen für das im Jahr 2022 gestartete Effizienzprogramm. Hinzu kamen Sondereinflüsse im Zusammenhang mit dem Rückzug aus dem Russlandgeschäft in Höhe von 6 Mio. EUR, gegenläufig waren 3 Mio. EUR Gewinn aus dem Verkauf einer der zwei zuletzt verbliebenen Einheiten bei Other Operations. Bereinigt um diese Sondereinflüsse betrug das EBITA 140 (Vorjahr: 137) Mio. EUR bei einer Marge von 3,2 (Vorjahr: 3,7%). Im Vergleich mit den Vorjahreswerten ist zu berücksichtigen, dass diese Erlöse aus Grundstücks- und Immobilienverkäufen in Höhe von 30 Mio. EUR enthalten hatten. Diese Einmaleffekte fielen im Jahr 2022 deutlich geringer aus und wurden durch höhere operative Ergebnisse mehr als ausgeglichen.
Das Konzernergebnis ging auf 28 (Vorjahr: 130) Mio. EUR zurück, bereinigt um die im EBITA angefallenen Sondereinflüsse sowie mit einer normalisierten Steuerquote belief es sich auf 82 (Vorjahr: 89) Mio. EUR. Dieser Rückgang resultiert aus einem geringeren Finanzergebnis, das im Vorjahr positive Zinseffekte aus Steuerrückerstattungen enthielt. Die Kapitalrendite (ROCE) nach Steuern betrug infolge des niedrigeren Ergebnisses 3,2 (Vorjahr: 7,4%).
Der Free Cashflow wurde hingegen durch Verbesserungen im Working Capital auf 136 (Vorjahr: 115) Mio. EUR gesteigert. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Vorjahreszahl Mittelzuflüsse aus Steuererstattungen von insgesamt 29 Mio. EUR sowie Zuflüsse aus Immobilienverkäufen in Höhe von 57 Mio. EUR enthalten hatte. Im Jahr 2022 konnten diese Einmaleffekte durch erheblich höhere operative Cashflows mehr als ausgeglichen werden. Darüber hinaus lagen im Jahr 2022 die Investitionen in Sachanlagen bei 52 Mio. EUR und somit weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Für Dividenden sind in Summe 196 Mio. EUR und für das inzwischen abgeschlossene Aktienrückkaufprogramm 100 Mio. EUR abgeflossen, die Nettoliquidität einschließlich der Leasingverbindlichkeiten verringerte sich aus diesem Grund auf 145 (Vorjahr: 383) Mio. EUR.
Vorstand und Aufsichtsrat werden der Hauptversammlung am 20. April 2023 vorschlagen, eine Dividende von 1,30 EUR je Aktie auszuschütten. Damit sollen die Anteilseigner über die Mindestdividende von 1,00 EUR je Aktie hinaus an der positiven operativen Entwicklung von Bilfinger im abgelaufenen Geschäftsjahr beteiligt werden. Die Ausschüttungsquote beträgt bezogen auf das bereinigte Konzernergebnis rund 60% und liegt daher in der oberen Bandbreite der Dividendenpolitik des Unternehmens. Diese sieht, unter Berücksichtigung der absehbaren mittelfristigen Entwicklung des Unternehmens, eine Ausschüttung von 40 bis 60% des bereinigten Konzernergebnisses vor.
Ausblick für 2023
Für 2023 rechnet Bilfinger mit einem Umsatz zwischen 4,3 und 4,6 Mrd. EUR (2022: 4,3 Mrd. EUR). Die Profitabilität des Konzerns wird sich auf eine EBITA-Marge (2022: 1,8% / ohne Sondereinflüsse: 3,2%) von 3,8 bis 4,1% erhöhen. Dieser Anstieg resultiert aus operativen Verbesserungen und den ersten positiven Effekten des Effizienzprogramms. Darüber hinaus sind im EBITA keine weiteren Belastungen durch Sondereinflüsse zu erwarten.
Im Segment Engineering & Maintenance Europe wird der Umsatz nach einem im Berichtsjahr starken Anstieg bei 2,75 bis 2,95 Mrd. EUR liegen (2022: 2,785 Mrd. EUR). Bilfinger erwartet in diesem Segment eine EBITA-Marge (2022: 3,8% / ohne Sondereinflüsse: 5,0%) zwischen 5,0 und 5,4%.
Im Segment Engineering & Maintenance International (2022: 798 Mio. EUR) ist nach einer im Berichtsjahr ebenfalls deutlichen Zunahme ein Umsatz von 720 Mio. EUR bis 820 Mio. EUR zu erwarten. Hier wird die EBITA-Marge (2022: -1,0% / ohne Sondereinflüsse: -0,7%) zwischen 1,0 und 3,0% liegen. Damit erbringt dieses Segment 2023 einen positiven Ergebnisbeitrag.
Im Segment Technologies ist mit Umsatzerlösen (2022: 592 Mio. EUR) von 600 bis 700 Mio. EUR und ebenfalls mit einer Verbesserung der EBITA-Marge (2022: 1,4% / ohne Sondereinflüsse: 3,0%) auf 4,0 bis 5,0% zu rechnen.
Beim Free Cashflow ist ein Wert zwischen 50 und 80 Mio. EUR (2022: 136 Mio. EUR) zu erwarten, da im Jahr 2023 die Mittelabflüsse zur Umsetzung des Effizienzprogramms in Höhe von rund 60 Mio. EUR anfallen werden und die Investitionen wieder ein normales Niveau erreichen.