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Chemie, Pharma und Life Sciences als kritische Infrastruktur einstufen

26.09.2022 - In der Schweiz endete am 22. September die Konsultation der Verordnungsentwürfe zu Verboten, Verwendungsbeschränkungen sowie zur Kontingentierung im Falle einer Gasmangellage. Der Schweizer Wirtschaftsverband Scienceindustries, der über 250 innovative und exportorientierte Mitgliedsunternehmen der Industrien Chemie Pharma Life Sciences vertritt, fordert, diese Branchen als kritische Infrastruktur einzustufen und davon auszunehmen.

In einer Stellungnahme erläutert Scienceindustries:

Der Energieverbrauch unserer Industrien liegt bei rund 5.5 Terawattstunden jährlich. Unsere Mitglieder sind sich ihrer Verantwortung zur sparsamen und effizienten Energienutzung bewusst. Auch sind sie im Fall einer Mangellage bereit, mit der Umschaltung von Zweistoffanlagen und wo sinnvoll mit dem Einsatz von Notstromanlagen einen Beitrag zur Stromnetzstabilität und zur Gasverbrauchsreduktion zu leisten.

Strom und Gas: Gesamtheitliche Betrachtung

Wir teilen das Anliegen des Bundesrats die Versorgungssicherheit im Energiebereich in der Schweiz rasch zu erhöhen. Als Gründungsmitglied der Energiespar-Alliance unterstützt scienceindustries die Kampagne www.nicht-verschwenden.ch. Zu begrüßen ist, dass auch Privathaushalte und Verbraucher aus dem Freizeitbereich einen Beitrag zur Einsparung von Erdgas leisten sollen.

Grundsätzlich fordern wir, dass die Verbote und Beschränkungen der Verwendung von Gas im Fall einer Mangellage auch für die Verwendung von Strom gelten sollen. Es ist denkbar, dass eine allfällige Erdgasmangellage zeitgleich mit einer Strommangellage eintreten wird. Denn in Europa wird circa 20 Prozent des Stroms mit der Verbrennung von Erdgas produziert.

Versorgung sichern: Medikamente, Trinkwasser, Ernährung

Gas ist als Energieträger wie Basisstoff existentiell für die über 250 Unternehmen der chemisch-pharmazeutischen Industrie. scienceindustries fordert technische Anpassungen an den Verordnungsentwürfen im Fall einer Gasmangellage – zugleich sind unsere Mitglieder analog zur Situation in der EU von den Maßnahmen auszunehmen. Es drohen nicht nur verheerende Auswirkungen auf die Volkswirtschaft – unsere Industrien sind für über 50% der Schweizer Exporte verantwortlich – sondern auch auf die Versorgung. Sie sollen künftig in der Kriseninterventionsorganisation angemessen vertreten sein.

Die Industrien Chemie, Pharma und Life Sciences sind – analog zur EU – als kritische Infrastruktur einzustufen und somit von allfälligen Kontingentierungen, Netzabschaltungen und Verboten auszunehmen. Die uneingeschränkte Versorgung der Gesellschaft mit Medikamenten ist unbedingt aufrechtzuerhalten, hier steht die Schweiz in einer globalen Verantwortung. Der Betrieb öffentlicher Infrastrukturen (Kläranlagen, Kehrrichtverbrennungsanlagen, Trinkwasserversorgung) ist zwingend auf die Verfügbarkeit wichtiger Chemikalien angewiesen. Zudem muss die landwirtschaftliche Versorgung der Schweiz gesichert bleiben, weshalb die Herstellung agrochemischer Produkte gemäß Marktbedürfnissen sichergestellt sein muss.

Umstellung von Zweistoffanlagen: Gleichbehandlung

Der Bundesrat hat heute die Umstellung auf Zweistoffanlagen zum 1. Oktober empfohlen. Bei einer freiwilligen oder allfällig verordneten Umstellung von Zweistoffanlagen von Gas auf Heizöl ist die Gleichbehandlung von Unternehmen mit einer CO2-Zielvereinbarung und von solchen im CO2-Emmissionshandels-system sicherzustellen: Letztere sollen ebenso von den negativen Konsequenzen erhöhter CO2-Emissio-nen bei einer Umschaltung ausgenommen werden. Zudem ist der Geltungsbereich bei Zweistoffanlagen zu präzisieren (gewisse Firmen haben z.B. Verträge zur Umschaltung mit Energieversorgern).

Eine wichtige Voraussetzung ist zudem, dass frühzeitig Diesel- und Heizöltanks gefüllt werden, damit in einer Mangellage keine logistischen Engpässe auftreten. Die eingesparten Gasmengen müssen in jedem Fall der Winterreserve der Schweiz zugeführt werden. Auch soll der Bund prüfen, ob das Potential der Zweistoffanlagen durch gezielte Anreize weiter erhöht werden kann. Zum Beispiel könnten Unternehmen unterstützt werden, die kurzfristig in die Zweistofffähigkeit ihrer Anlagen investieren.

 

In der Chemie-, Pharma- und Life-Sciences-Industrie sind in der Schweiz rund 74.000 Erwerbstätige beschäftigt. Als größte Exportindustrie der Schweiz leistet sie einen bedeutenden Beitrag zum Wohlstand und rangiert bezüglich ihrer Wettbewerbsfähigkeit auf dem zweiten Platz nach den USA.

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