Viel Licht und wenig Schatten bei Endress+Hauser
Jahresbilanz 2021 übertrifft die Erwartungen
„2021 war ein Jahr mit viel Licht und wenige Schatten“, resümiert Matthias Altendorf, CEO von Endress+Hauser, das Geschäftsjahr des Unternehmens auf der Bilanzpressekonferenz in Basel. Das war selbst zur Jahresmitte noch nicht absehbar. Erst im letzten Quartal zeichnete sich ab, dass die Bilanz sogar besser als 2019 ausfallen könnte. „Aber am Ende haben wir uns nicht nur gegenüber dem Vorjahr, sondern auch im Vergleich zu 2019 deutlich verbessert. Unser Umsatz ist 2021 um fast 12% auf annähernd 2,9 Mrd. EUR gestiegen – ein Zuwachs von rund 300 Mio. EUR. Das hat auch unseren Gewinn beflügelt. Das Ergebnis nach Steuern ist mit über 350 Mio. EUR hervorragend. Das hat es uns ermöglicht, erneut kräftig zu investieren, wieder nahezu 200 Mio. EUR. Wir konnten weit über 600 neue Stellen schaffen. Die Zahl der Mitarbeitenden in aller Welt ist auf über 15.000 gestiegen“, sagte der Geschäftsführer.
Auftragseingang, Umsatz, Gewinn und Beschäftigung erreichen neue Bestmarken. Diesen Schwung konnte Endress+Hauser mit ins neue Jahr hinübernehmen. Zwar dämpft der Krieg in der Ukraine die Hoffnungen, die gute Entwicklung fortsetzen zu können, doch sieht sich das Unternehmen für ein schwieriges wirtschaftliches Umfeld gut gerüstet.
Globaler Markt mit dynamischer Entwicklung
In der Schweiz gab besonders die Life-Science-Industrie starke Impulse, die voraussichtlich auch aus den USA zu erwarten sind. In Asien und Amerika entwickelten sich die Verkäufe dynamisch, in Europa solide. Afrika lag im Plus, nur im Nahen Osten ging das stark von Öl und Gas abhängige Geschäft zurück. Nach China und USA ist Deutschland drittgrößter Markt für den Hersteller. Allerdings konnte China seinen Vorsprung als umsatzstärkster Absatzmarkt vergrößern.
„Unser Wachstum war vor allem organisch.“ Matthias Altendorf, CEO Endress+Hauser
Der Auftragseingang lag 2021 noch einmal gut fünf Prozentpunkte über dem Umsatzwachstum. Altendorf führt dies auf Nachholeffekte zurück, die mit der Belebung der Nachfrage in fast allen Branchen einhergehen. Moderne Analyseverfahren sowie die Digitalisierung der Industrie sorgten für Impulse in der Prozessmesstechnik. Im Laborgeschäft, das 2020 von der Nachfrage nach PCR-Diagnostik beflügelt worden war, konnte die Tochterfirma Analytik Jena mit Produkten zur chemischen Analyse verstärkt wachsen.
Die Wechselkurse hatten 2021 nur einen geringen Einfluss, heißt es im Bericht von Finanzchef Dr. Luc Schultheiss, den Matthias Altendorf auf der Pressekonferenz vertrat. Der Wertverlust des Euro kostete 0,5 Prozentpunkte Umsatz. Zwar stiegen die Ausgaben für Material, Logistik und Personal, doch blieben die Kosten für Geschäftsreisen, Kundenbetreuung und Messeauftritte aufgrund der Coronavirus-Pandemie unter dem Niveau früherer Jahre. Dadurch wuchs der betriebliche Aufwand insgesamt unterdurchschnittlich; das Betriebsergebnis (EBIT) stieg um 28,8 % auf 434,0 Mio. EUR. Auch weil die Finanzanlagen im vergangenen Jahr eine gute Rendite erwirtschafteten, verbesserte sich das Ergebnis vor Steuern (EBT) um 37,4 % auf 463,8 Mio. EUR. Die Umsatzrendite (ROS) kletterte um drei Zähler auf 16,1 Prozent. Aufgrund einer niedrigeren Steuerrate wuchs das Ergebnis nach Steuern um 40,0 % auf 356,8 Mio. EUR. Die Eigenkapitalquote erreichte 79,1 Prozent, ein Plus von 2,1 Prozentpunkten. Das Familienunternehmen ist praktisch frei von Bankschulden.
Viele Innovationen, hohe Investitionen und offene Stellen
Von den über 70 Produktinnovationen des vergangenen Jahres stehen viele in Verbindung mit dem Thema Digitalisierung. 213,4 Mio. EUR, rund 7,4% des Umsatzes, wandte Endress+Hauser 2021 für Forschung und Entwicklung auf, 9,4% mehr als im Jahr zuvor.
2021 investierte das Unternehmen 192,8 Millionen Euro und damit 6,4% weniger als im Vorjahr. Hierzu zählen vor allem Investitionen in Immobilien im schweizerischen Reinach, in die Fertigungsstandorte Gerlingen und Waldheim in Deutschland sowie in Aurangabad in Indien. Die größten neuen Vorhaben betreffen die Produktion im deutschen Maulburg sowie ein Werk im chinesischen Suzhou. Die Sales Center Mexiko und Finnland errichten eigene Gebäude; die Tochtergesellschaften in Australien und Argentinien kaufen Gebäude.
Personal- und Fachkräftemangel ist auch bei Endress+Hauser ein Thema. Zwar konnten bis Ende 2021 663 neue Mitarbeitende beschäftigt werden, doch vor allem in der Produktion werden aufgrund des hohen Auftragsbestands weitere 500 offene Stellen zu besetzten sein. Nahezu alle Auszubildenden erhielten nach Abschluss ihrer Lehre ein Stellenangebot.
Krieg in der Ukraine überschattet Ausblick
Das Unternehmen startete mit einem rekordhohen Auftragsbestand ins laufende Jahr; im ersten Quartal lag der Auftragseingang über Plan. Die Firmengruppe hatte 2022 mit Wachstum im oberen einstelligen Prozentbereich gerechnet. Doch jetzt ist ungewiss, ob dieses Ziel erreichbar ist. „Russlands Angriff auf die Ukraine hat alles verändert“, sagte Matthias Altendorf. „Er bringt Leid über Millionen Menschen und trifft viele Gesellschaften zu einer Zeit, da die Pandemie noch lange nicht überwunden ist.“
Endress+Hauser stoppte mit Beginn der Invasion alle Lieferungen nach Russland. „Wir werden die Sanktionen in vollem Umfang einhalten“, betonte der Firmenchef. „Zugleich stehen wir gegenüber Mitarbeitenden und Kunden in Russland in der Verantwortung.“ 182 Menschen arbeiten im dortigen Sales Center. Unternehmen, die die Zivilgesellschaft versorgen und nicht unter die Sanktionen fallen – etwa in der Lebensmittelindustrie, den Life Sciences oder der Wasser- und Abwasser-Branche – will die Firmengruppe weiter beliefern.
„Wichtig ist nicht, ob wir unter allen Umständen unsere finanziellen Ziele erreichen – sondern dass wir in dieser Situation unsere Kunden weiterhin bestmöglich unterstützen“, bekräftigte Verwaltungsratspräsident Klaus Endress. Verwaltungsrat und Gesellschafterfamilie vertrauten den Menschen und dem Management der Firmengruppe. Klaus Endress teilte zudem mit, dass es im Verwaltungsrat von Endress+Hauser einen Wechsel gegeben habe. „Mein Bruder Hans-Peter Endress hat mit Erreichen der Altersgrenze von 75 Jahren das Gremium verlassen. Er war seit 2014 als Vertreter der Familie im Verwaltungsrat.“ Künftig werde seine Nichte Sandra Genge die Interessen der Familie im Verwaltungsrat vertreten. Sandra Genge habe sich sorgfältig auf ihre Verantwortung vorbereitet. Schon seit mehr als zwei Jahren nimmt sie an den Sitzungen und Veranstaltungen des Verwaltungsrats teil, ebenso an den alljährlichen Strategietreffen von Vertretern der Familie und des Gruppenmanagements. Bereits seit 2006 vertritt sie die jüngere Generation der Gesellschafterfamilie im Familienrat. Dieser ist ein Bindeglied zum Unternehmen und berät über wichtige Fragen im Verhältnis von Familie und Firmengruppe. (ega)
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