Starkes Wachstum im Chemieanlagenbau
Bilanz des Großanlagenbaus 2021 positiv, aber Aussichten für laufendes Jahr unsicher
Triebfeder des Aufschwungs war das Auslandsgeschäft mit einer Exportquote von 85 %. Groß- und Megaaufträge aus Schwellenländern sorgten für eine hohe Kapazitätsauslastung und lösten eine steigende Nachfrage nach Fachkräften aus. Gleichzeitig stiegen auch die Bestellungen für hochmoderne Industrieanlagen, die eine nachhaltige Produktion ermöglichen sowie für Services, die im vergangenen Jahr für 30% der Umsätze im Großanlagenbau verantwortlich waren.
„Es hat sich ausgezahlt, dass die Mitglieder der AGAB das erste Jahr der Pandemie dafür genutzt haben, ihre Unternehmensprozesse noch stärker zu digitalisieren, neue Geschäftsfelder zu erschließen und das Angebot von Produkten für den Klimaschutz auszubauen. Die Unternehmen sind dadurch international deutlich wettbewerbsfähiger geworden und gehen gestärkt aus der Coronakrise hervor“, ordnete Jürgen Nowicki, Sprecher der AGAB und CEO von Linde Engineering, die Markterfolge des vergangenen Jahres ein.
2022: Steigende Unsicherheit aufgrund des Kriegs in der Ukraine
Die meisten Mitglieder der AGAB waren im Januar noch sehr zuversichtlich und gingen von steigenden Auftragseingängen im laufenden Jahr aus. Die durch den Angriff Russlands auf die Ukraine eingetretene weltpolitische Zäsur und die auch vom Großanlagenbau unterstützten nationalen und internationalen Sanktionspakete könnten nun aber dazu führen, dass sich die Prognose vom Jahresanfang als zu optimistisch erweist. Nowicki: „Momentan berichten rund drei Viertel aller Großanlagenbauer von Unterbrechungen bei laufenden Projekten in Russland und der Ukraine sowie vom Ausfall wichtiger Lieferanten aus der Region. Das dämpft unsere Erwartungen in Bezug auf den Auftragseingang bis Ende 2023.“
„Unsere Mitgliedsunternehmen werden alle Sanktionen vollumfänglich umsetzen, die Folgen des Kriegs in der Ukraine für die VDMA-Mitglieder werden erheblich sein", ergänzte Nowicki. Bei einer aktuellen Umfrage des VDMA gaben jeweils mehr als 80 % der befragten Anlagenbauer an, dass sie derzeit von steigenden Energie- und Rohstoff- sowie Logistikkosten und von längeren Lieferzeiten als direkte Folgen des Ukraine-Kriegs betroffen seien. Fast die Hälfte berichtet zudem von einem Ausfall von Lieferanten aus Drittländern.
EU muss Wettbewerbschancen der europäischen Unternehmen wahren
Eine große Herausforderung für die Branche bleibt die ungebremst hohe Veränderungsgeschwindigkeit der Weltwirtschaft. Dem steigenden Wettbewerb mit Asien und dem gewaltigen Finanzierungsbedarf für die Klimatransformation steht eine zu langsame Justierung und Weiterentwicklung der Regelwerke für die Export- und Projektfinanzierung gegenüber. Der VDMA-Großanlagenbau unterstützt deshalb die Bundesregierung und die EU in ihren Bemühungen um eine grundlegende Reform des OECD-Konsensus und der Schaffung eines Level Playing Field auf den Weltmärkten. AGAB-Sprecher Nowicki betont: „Die Deckungsanforderungen des deutschen „Hermesinstrumentariums“ müssen für unsere oft langwierigen Projektverhandlungen handhabbar und auch vorhersehbar bleiben. Nur dann können sie auch gerade bei der gemeinsamen Aufgabe der Transformation hin zu ressourcenschonender Produktion eine tragende Rolle spielen.“
Großanlagenbau ist Ermöglicher der Mobilitäts- und Energiewende
Die Pläne vieler Staaten, den Klimawandel einzudämmen und dafür Technologien zur Einsparung von Energie und Treibhausgasen zu nutzen, werden konkreter. „Dem im VDMA organisierten Großanlagenbau bieten sich dadurch Chancen, neue Anlagen, Services und Verfahren auf den Markt zu bringen und die Kunden zu einer ressourcenschonenden Produktion zu befähigen. Die Branche ist damit einer der Wegbereiter der globalen Energie- und Mobilitätswende und trägt wesentlich zum gesellschaftlichen Ziel einer nachhaltigen Industrieproduktion bei“, betont AGAB-Sprecher Nowicki.
Der Großanlagenbau liefert hierfür auch Gesamtanlagen zur Erzeugung von grünem Wasserstoff, der in der Energiewirtschaft der Zukunft eine zentrale Rolle spielen soll. „Als Voraussetzung für die Etablierung eines solchen nachhaltigen Systems muss die Politik jedoch zuerst verlässliche Rahmenbedingungen schaffen – grade auch im Hinblick auf die nun angestrebte Energie-Souveränität Europas“, mahnt Nowicki rasches Handeln an. „Wir begrüßen daher die Initiativen der Bundesregierung für eine signifikante Beschleunigung von Genehmigungsverfahren für Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien sowie für den Ausbau dieser Energieformen im Zuge der geplanten Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes.“
Branche setzt sich eigene Nachhaltigkeitsziele
Die Mitglieder der AGAB unterstützen nicht nur ihre Kunden bei der Dekarbonisierung, sie setzen sich auch eigene Nachhaltigkeitsziele und übernehmen damit Verantwortung für Klima und Umwelt. Die von den Unternehmen formulierten Meilensteine betreffen sowohl die deutschen und internationalen Standorte, die klimaneutral werden sollen, als auch die komplette Lieferkette. Nowicki: „Da der Zulieferanteil im Großanlagenbau im Durchschnitt aller Projekte über 50 % beträgt, liegt insbesondere in der globalen Supply Chain noch viel Potenzial, um nachhaltiger zu werden. Ansatzpunkte bieten etwa der Einkauf von recycelten Materialien oder der Einsatz umweltfreundlicher Transportmittel und Verpackungen.“
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VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau (AGAB)
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