Erfolg mit nachhaltigen Lösungen
Deutscher Großanlagenbau mit mehr Aufträgen aus Industrieländern und dem Mittleren Osten
Die von den Mitgliedern der VDMA-Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau (AGAB) in Deutschland und Österreich verbuchten Auftragseingänge erreichten im vergangenen Jahr einen langjährigen Höchststand. Mit 25,0 Mrd. EUR lagen sie nominal um 1,4 % über dem Niveau des Vorjahrs (2023: 24,7 Mrd. EUR). Höhere Bestellungen hatte es zuletzt im Rekordjahr 2008 gegeben.
Der Zuwachs resultiert überwiegend aus zahlreichen Großprojekten, die von Kunden aus dem Energiesektor sowie der metallurgischen und der chemischen Industrie beauftragt wurden.
„Neben dem Einsatz innovativer Technologien bei der Abwicklung von Projekten hat vor allem die strategische Ausrichtung der Unternehmen auf neue Märkte und nachhaltige Lösungen zu diesem Bestellanstieg beigetragen“, erläuterte Jürgen Nowicki, Vorsitzender der AGAB und CEO von Linde Engineering.
Nowicki relativierte den Optimismus jedoch „Wir sehen jedoch, dass der Druck im internationalen Wettbewerb angesichts der geopolitischen Dynamik und der fortschreitenden wirtschaftlichen Transformation stark zunimmt. Daher appellieren wir an die Politik, durch grundlegende Reformen, insbesondere einem konsequenten Bürokratieabbau, die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Europa zu stärken.“
Bestellungen aus Deutschland rückläufig – Auslandsnachfrage steigt
Im Jahr 2024 beliefen sich die Bestellungen aus Deutschland auf 6,0 Mrd. EUR (2023: 9,6 Mrd. EUR). Der Fokus lag auf Anlagen zur Energieerzeugung und zur CO2-freien Stahlproduktion sowie auf Systemen für die Übertragung und Verteilung von Strom, die zusammen 85 % der Aufträge aus Deutschland ausmachten. Die Auslands-Auftragseingänge stiegen 2024 um 26 % auf 19,0 Mrd. EUR (2023: 15,1 Mrd. EUR).
Besonders erfolgreich waren die VDMA-Großanlagenbauer in Westeuropa und Nordamerika. Die USA waren der wichtigste Absatzmarkt weltweit mit Bestellungen von 1,8 Mrd. EUR (2023: 2,4 Mrd. EUR). Hohe Zuwächse gab es ferner im Mittleren Osten und in Afrika, während die Nachfrage in China auf einen langjährigen Tiefststand fiel. Nowicki: „Diese Zahlen unterstreichen die hohe Bedeutung der Märkte in den Industrieländern. Nirgendwo sonst sind Dekarbonisierung und Nachhaltigkeit so zentral – und bieten dem Großanlagenbau damit Chancen für Wachstum und Innovationen.“
Großanlagenbau steigert Wettbewerbsfähigkeit – auch mit Hilfe von KI
Der Großanlagenbau konnte 2024 seine Wettbewerbsfähigkeit steigern. Durch Modularisierung, Standardisierung sowie ein verbessertes Projekt- und Risikomanagement wurden Projektlaufzeiten verkürzt und Kosten gesenkt. Ein weiterer wichtiger Faktor ist künstliche Intelligenz (KI). KI kommt neben der Anlagenprogrammierung mittlerweile auch in den Bereichen Service, Engineering und Einkauf erfolgreich zum Einsatz. Allerdings begrenzen inkonsistente Daten häufig noch die Leistungsfähigkeit von KI-Modellen. Nowicki: „Die Entwicklung ist sehr dynamisch. Mit zuverlässigen Datenstrategien und klaren Managementvorgaben könnten schon bald bedeutende Durchbrüche beim Einsatz von KI im Anlagenbau erfolgen.“
Politik: Erste positive Signale aber weitere Reformen nötig
Der Clean Industrial Deal der EU will richtigerweise die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Europa in den Fokus rücken. Die geplanten Vereinfachungen bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung im Rahmen des Omnibus-Pakets sind ein Schritt in die richtige Richtung. „Der VDMA setzt sich dafür ein, dass weitere Maßnahmen zur signifikanten Senkung der Bürokratiekosten folgen“, erklärte Harald Weber, Geschäftsführer der AGAB. Nötig sind vor allem einheitliche Regeln bei Arbeitseinsätzen innerhalb Europas sowie Vereinfachungen der CBAM-Regulierung.
Auf internationaler Ebene begrüßt der Großanlagenbau die Modernisierung des OECD-Übereinkommens für Exportkreditgarantien, die praktische Umsetzung kommt aber nur langsam in Gang, weitere Fortschritte bei der Verbindung von Mitteln der Entwicklungszusammenarbeit und der Exportkreditversicherung sind dringend erforderlich. In Deutschland sendet der neue „Flex & Cover“-Ansatz von Euler Hermes positive Signale. Aber auch hier sind weitere Schritte nötig, um im europäischen Vergleich wettbewerbsfähig zu bleiben.
Ausblick: Chancen und Herausforderungen im Großanlagenbau
Der VDMA-Großanlagenbau blickt trotz bestehender Herausforderungen und Unwägbarkeiten mit Optimismus in die Zukunft, schließlich trägt die Branche als Schlüsselakteur der globalen Transformation entscheidend zur Dekarbonisierung industrieller Prozesse bei. Trotz geopolitischer Spannungen, hoher Regulierungsdichte und Cyberrisiken rechnet die Mehrheit der AGAB-Mitglieder im laufenden Jahr mit konstanten oder sogar steigenden Auftragseingängen und Umsätzen. Eine zunehmende Projekttätigkeit könnte es vor allem in Nord- und Südamerika, im Mittleren Osten und in Indien geben.
„Der VDMA-Großanlagenbau hat seine Hausaufgaben gemacht und sich krisenfest aufgestellt. Jetzt braucht es dringend einen verlässlichen Rahmen mit klaren Perspektiven für das weltweite Projektgeschäft, damit unsere Mitglieder das riesige Marktpotenzial beim Umbau von Energieerzeugung und Industrie erfolgreich nutzen können“, lautet das Fazit des AGAB-Vorsitzenden. a
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