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Elixir Group entwickelt ersten Industrie- und Chemiepark in Serbien

Standort Prahovo soll nach dem Vorbild deutscher Chemieparks eine moderne Infrastruktur und vielfältige Dienstleistungen bieten

14.09.2021 - Seit Beginn der Wirtschaftsreformen hat sich Serbien zu einem der wichtigsten Investitionsstandorte in Mittel- und Osteuropa entwickelt.

Neben Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion, die in Serbien eine lange Tradition haben, ziehen heute insbesondere Sektoren wie die Automobil- oder Elektronikindustrie, der Maschinenbau oder die Chemie- und Pharmabranche Investoren an. Die Elixir Group ist mit zwei eigenen Werken eines der führenden Chemieunternehmen auf dem Balkan. Das Werk Prahovo, im Osten Serbiens direkt an der Donau gelegen, wird aktuell nach dem Vorbild deutscher Chemieparks entwickelt und für Ansiedler geöffnet. Michael Reubold sprach mit Matthias Predojevic, Vice President Corporate Development und Geschäftsführer der für die Entwicklung des Standorts zum Industrial ChemPark Prahovo zuständigen Gesellschaft.

CHEManager: Herr Predojevic, während es westliche Unternehmen wie auch deutsche Chemieproduzenten im Zuge der Expansion nach Osteuropa zunächst vor allem gen Polen und Tschechien zog, werden nun auch südosteuropäische Länder wie Serbien zunehmend als Produktionsstandorte attraktiv. Worauf führen Sie diesen Trend zurück?

Matthias Predojevic: Serbien ist für Investoren ein attraktives Land, insbesondere aufgrund der geografischen Lage: Man ist binnen eines Tages per Lkw z. B. in der Mitte Deutschlands – und auch die Nähe zu anderen europäischen Märkten ist hervorragend. Die Infrastruktur wurde ebenfalls grundlegend erneuert, wird aktuell weiter ausgebaut und konstant modernisiert. Außerdem stehen zahlreiche gut ausgebildete Fachkräfte zur Verfügung. Nicht zuletzt erhöht das Prinzip der deutschen dualen Ausbildung, das hier als Vorbild gilt, die Attraktivität Serbiens für ausländische Konzerne, sich hier anzusiedeln. Das Interesse ausländischer Investoren am Standort Serbien ist also hoch, und gerade deutsche Unternehmen haben trotz der Coronakrise ihre Projekte vorangetrieben.

Elixir investiert derzeit in die Erweiterung und Entwicklung des Standorts zum Industrial ChemPark Prahovo. Warum nehmen Sie sich dazu deutsche Chemieparks zum Vorbild?

M. Predojevic: Deutschland ist Vorreiter, hat lange Erfahrung in diesem Bereich und ist international aktiv. In der Bundesrepublik gibt es über 40 Chemieparks mit hoher Technologiekompetenz, die effizient, nachhaltig und umweltfreundlich betrieben werden – und die wir uns daher selbstverständlich zum Vorbild nehmen. Unser Ziel bei der Entwicklung des Industrial Chempark Prahovo ist es, alle Dienstleistungen, die andere europäische Chemieparks ihren Kunden anbieten, bereitzustellen.

Die Nähe zum deutschen Markt hat uns außerdem dazu bewogen, eine eigenständige Tochtergesellschaft mit Stammsitz in Mannheim zu gründen. Die Elixir Group pflegt ebenfalls bereits zahlreiche Kooperationen und einen engen Austausch mit deutschen und anderen westlichen Unternehmen – rund um Technologien, Anlagenbau oder Maschinen. Gleichzeitig ist auch unser Kundenstamm international: Wir exportieren unsere Produkte bereits in mehr als 70 Länder.

Ihr Standort wartet mit geografischen und logistischen Vorteilen auf. Welche sind das?

M. Predojevic: Unser Standort befindet sich in Südostserbien im Dreiländereck direkt an der Donau, dem zweitlängsten Fluss Europas, der von Rumänien nach Deutschland durch zehn europäische Länder fließt. Die Elixir Group verfügt über einen eigenen Hafen mit einem 700 Meter langen Kai und einer Umschlagskapazität von bis zu 3,5 Mio. t/a. Unser Schienennetz ist innerhalb des Komplexes weit verzweigt, mit einer insgesamt 25 km langen Bahnstrecke und mehreren Rangiermöglichkeiten. Das Areal ist zudem an das System der Bahn Serbiens und an das internationale Bahnnetz angebunden. Die Städte Calafat in Rumänien und Widin in Bulgarien sind nur rund 50 km entfernt – beide Orte sind wichtige Straßen- und Bahn-Knotenpunkte des Europäischen Verkehrskorridors 4. Auch an den Korridor 10, der Serbien vom Werk aus über eine 150 km lange Schnellstraße mit dem europäischen Autobahnnetz verbindet, sind wir angebunden.

 

Serbien ist für Investoren insbesondere aufgrund der geografischen Lage ein attraktives Land.

 

Welche Infrastrukturen für Chemikalienproduzenten bietet das Werk außerdem?

M. Predojevic: Unser Park hat eine direkte Anbindung an das Wasserkraftwerk Djerdap und bietet zudem günstige CO2-neutrale elektrische Energie mit eigener Trafostation 110/10kV 63 MVA, Prozessdampf sowie Industriewasserversorgung aus der Donau mit einer Leistung von 4.000 m3/h. Geplant sind weitere Trafostationen sowie eine Anbindung an das Erdgasnetz des Balkan Stream. Diese Leitung verläuft über eine Strecke von 403 km von der bulgarisch-türkischen zur bulgarisch-serbischen Grenze. Aktuell entsteht auf unserem Gelände die erste Sonderabfallverbrennungsanlage des Balkans für feste, pastöse und flüssige Industrieabfälle, um den Park nachhaltig mit Prozessdampf zu versorgen. Eine moderne zentrale Abwasserbehandlungsanlage wird ebenso gerade errichtet. Für weitere innovative Technologien, etwa grünen Wasserstoff, sind wir offen. Auch Fotovoltaik ist für die Zukunft ein wichtiges Thema, schließlich ist Prahovo mit 265 Sonnentagen im Jahr die sonnenintensivste Region Serbiens.

Das gesamte Areal wird künftig von unserer eigenen Betreibergesellschaft Elixir Craft geführt und bietet somit Investoren und Kunden eine zentrale Anlaufstelle mit vollumfänglichen, kundenorientierten Dienstleistungen und höchsten europäischen Standards.

Elixir stellt in Prahovo mineralische Düngemittel sowie Phosphorsäure her. Woher beziehen Sie die Rohstoffe für Ihre Produktion?

M. Predojevic: Wir legen großen Wert auf Qualität und Transparenz, also auf die Rückverfolgbarkeit innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette. Pro Jahr erreichen uns über den Schienenverkehr 600.000 t Schwefelsäure von der Kupferhütte Bor sowie 700.000 t Phosphat, das aus Nordafrika verschifft und in Constanta per Bargen zu unserem Hafen transportiert wird. Unsere Phosphorsäureanlage produziert 185.000 t Diphosphorpentoxid, P2O5, und in unseren weiteren strategischen Ausrichtung steht schon eine Leistungserhöhung der Produktionsanlage in den Investitionsplanungen sowie die Produktion von technischer weißer und Phosphorsäure in Nahrungsmittelqualität. Kalium und Ammoniak beziehen wir über langjährige Partner und Lieferanten aus der Umgebung. Im Zuge einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft führen wir Säuregemische, die regional und landesweit – etwa aus der metallischen Oberflächenbearbeitung – anfallen, wieder in unsere Produktion zurück. Die Jahresproduktion in Prahovo, die wir in Serbien und international vertreiben, liegt bei 300.000 t. In unserem zweiten Werk in Sabac kommen noch einmal 300.000 t/a dazu. Mit insgesamt 600.000 t/a ist die Elixir Group damit der größte Produzent mineralischer Düngemittel in Osteuropa.

Werden Neuansiedler von dem Stoffverbund am Standort profitieren?

M. Predojevic: Neuansiedler profitieren am Standort unter anderem von der bestehenden Infrastruktur und den zusätzlichen Anlagen, die gerade entstehen. Auch durch die angestrebte Branchenvielfalt werden weitere Synergiemöglichkeiten geschaffen. Wer später vor Ort expandieren möchte: Im Werk stehen ausreichend Flächen für Erweiterungen zur Verfügung, so dass Unternehmen auf dem Areal stets flexibel bleiben. Die gesamte Fläche unseres Chemieparks beläuft sich auf 300 ha.

 

Unser Ziel bei der Entwicklung des Industrial Chempark Prahovo ist es, alle Dienstleistungen, die andere europäische Chemieparks ihren Kunden anbieten, bereitzustellen.

 

 

Für welche ausländischen Chemikalienproduzenten könnte der Standort interessant sein, welche potenziellen Ansiedler sprechen Sie primär an?

M. Predojevic: Wir sehen unsere Kernkompetenz in erster Linie im Bereich der Grundchemikalien. Ebenso sind aber auch Chemiekonzerne angesprochen, die Produkte in unsere Region liefern und ihre Transportwege über den Standort der Elixir Group effizienter gestalten können. Der Park ist aber bspw. auch für Betriebe, die Produkte für E-Mobility fertigen, oder Baustoffhersteller, die Rohstoffe der Region nutzen könnten, sehr interessant, aber auch für Chemikalienproduzenten, die andere Abnehmerbranchen als die Agrar- und Bauwirtschaft oder die Automobilbranche in der Region lokal beliefern möchten. Dazu gehören z. B. die Textil-, Metall- oder Elektronikindustrie.

Neben den Produktionsmöglichkeiten bietet ein modernes Labor im Park eine breite Palette an physikalischen und chemischen Tests und Analysen. Wir sind also auch offen für innovative Unternehmen, die vor Ort Forschung und Entwicklung betreiben wollen und sich mit neuen Technologien befassen.

Welche weiteren Vorteile bietet eine Ansiedlung im Industrial ChemPark Prahovo, gibt es auch staatliche „Incentives“ und Förderprogramme?

M. Predojevic: Die serbische Entwicklungsgesellschaft RAS unterstützt ausländische Unternehmen je nach Investitionssumme, Zahl der Arbeitsplätze etc. mit staatlichen Fördermitteln. Wir bringen Interessenten mit den entsprechenden Ansprechpartnern zusammen und koordinieren gerne den Austausch.

Deutsche Unternehmen sind derzeit schon die wichtigsten ausländischen Arbeitgeber in Serbien. Gibt es bereits eine „German Community“ in Serbien, die die deutschen Mitarbeiter der Neuansiedler bei der Eingewöhnung und „Integration“ unterstützen können?

M. Predojevic: Die Deutsch-Serbische Wirtschaftskammer, AHK Serbien, und die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit, GIZ, in Belgrad sind hier wichtige Ansprechpartner. Deutsche Unternehmen sind in Serbien der größte ausländische Arbeitgeber: Über 400 Betriebe aus der Bundesrepublik beschäftigen hier bereits 65.000 Mitarbeiter. Daraus resultiert, dass es selbstverständlich vor Ort vielfältige Möglichkeiten für Mitarbeiter von Neuansiedlern gibt, sich schnell zu integrieren.

 

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