Gefahrstofflogistik mit GMP-Anspruch
28.07.2010 -
Die Richtlinien der „guten Herstellungspraxis" (Good Manufacturing Practice, GMP) garantieren EU-weit Sicherheit und Qualität der Produktionsabläufe von Arzneimitteln und Wirkstoffen, aber auch bei den so genannten Begleitprozessen in der Herstellung pharmazeutischer Präparate. Bei GMP-regulierten Produkten endet die Qualitätssicherung nicht mit dem Herstellungsprozess, sie umfasst auch die Verpackung, die Lagerung und den Transport der Produkte. Somit ist die Logistik in der Pharmabranche herausgefordert, die angesichts neuer Techniken, neuer Regularien und anspruchsvoller Wirtschaftlichkeitsziele einem kontinuierlichen Veränderungs- und Verbesserungsprozess unterworfen ist. Sie befindet sich immer stärker im Spannungsfeld von Kunden- und Gesetzesanforderungen.
Die Logistikabteilung des Bereichs Forschung und Entwicklung (R&D Logistics) des im Frankfurter Industriepark Höchst ansässigen Gesundheitsunternehmens Sanofi-Aventis ist sich dieser Anforderungen bewusst und hat gehandelt. Im Rahmen der Arzneimittelentwicklung werden innerhalb des Unternehmens Gefahrstoffe zentral eingelagert. Es sollten deshalb Weiterbildungsmaßnahmen entwickelt werden, um die Mitarbeiter mit mehr Wissen zu den GMP- und Gefahrstoffvorgaben auszustatten. Gemeinsam mit dem Weiterbildungsdienstleister Provadis Partner für Bildung und Beratung wurde das zertifizierte Fortbildungsprogramm „Industriefachkraft Gefahrstofflogistik" neu entwickelt. Behandelt wurden die Themenbereiche Grundlagen der Materialwirtschaft, Lager und Gefahrstofflager, Gefahrstoffkunde, Sicherheit und Umweltschutz, Einsatz von Arbeitsmitteln, Versand- und Zollbestimmungen und GMP für den Bereich Logistik. Für die einmal wöchentlich stattfindende und insgesamt 140 Stunden umfassende Weiterbildung investierten die Teilnehmer auch eigene Freizeit.
Ziel der Maßnahme war es, die im Bereich der R&D-Logistics von Sanofi-Aventis tätigen Mitarbeiter für die Gefahren der eingelagerten und zu versendenden Chemikalien noch stärker zu sensibilisieren. Zudem sollten die formalen und rechtlichen Vorgaben bei der Auftragsbearbeitung vermittelt, die Notwendigkeit der genauen Dokumentation verdeutlicht und somit die Einhaltung der GMP-Vorgaben und der Gefahrstoffvorschriften sichergestellt werden. Die Herausforderung bestand darin, Mitarbeiter mit unterschiedlichen Voraussetzungen bezüglich Schulabschluss, Ausbildung und beruflicher Erfahrung gemeinsam zu schulen und auf denselben Wissensstand zu bringen. Ein weiterer positiver Effekt der Maßnahme, die von April 2009 bis Januar 2010 durchgeführt wurde, war, dass sie das Verständnis für den gesamten Logistikablauf intensivierte, was sich ebenfalls qualitätssichernd auswirkte.
Um das als Inhouse-Zertifikatskurs konzipierte Programm „Industriefachkraft Gefahrstofflogistik" einer breiteren Zielgruppe zugänglich zu machen, wurde diese Fortbildung zu einem modularen Logistiklehrgang weiterentwickelt. Hierzu gehören die IHK-zertifizierte Schulung zur „Industriefachkraft Logistik" sowie die Aufbaumodule „Gefahrstofflogistik" und „Pharmalogistik".