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Neue Kohlendioxid-Produktion im Industriepark Höchst

11.07.2014 -

Zur Eröffnung ihrer Produktionsanlage, die Kohlendioxid (C02) reinigt und verflüssigt, kamen im Industriepark Höchst die Gesellschafter der CO2-Betriebsgesellschaft zusammen. An dem Joint Venture sind vier mittelständische deutsche Gasehersteller beteiligt: Westfalen aus Münster hält 50 %, die weiteren Kontingente übernahmen die Basi Schöberl aus Rastatt, die Sauerstoffwerk Friedrich Guttroff aus Wertheim und die Rießner-Gase aus Lichtenfels. Die Gesellschafter haben 5,3 Mio. € in die Anlage investiert. Die Bauarbeiten begannen im März 2013, die Inbetriebnahme fand bereits im November 2013 statt.

Die Anlage befindet sich auf einem 1.300 m2 großen Grundstück des Standortbetreibers Infraserv. Als Rohstoff der Produktion dient CO2, das bei der benachbarten Celanese Chemicals Europe bei der Vinylacetat-Herstellung anfällt. „Wir recyceln und veredeln ein Abfallprodukt und sorgen für seine Wiederverwendung", beschrieb Projektleiter Heinz Gausling von der Westfalen den Umweltnutzen. Auch Celanese profitiert von der Kooperation: „Unsere Vinylacetat-Produktionsanlage im Industriepark Höchst gehört zu den größten ihrer Art. Durch die Anbindung an die neue Kohlendioxid-Anlage können wir die CO2-Luftemissionen unserer Vinylacetat-Produktion weitgehend reduzieren und ermöglichen zudem eine wertschöpfende Wiederverwendung", betonte Arno Rockmann, Standortleiter von Celanese in Frankfurt und Technischer Geschäftsführer der Celanese Chemicals Europe. Aus Sicht von Dr. Roland Mohr, Geschäftsführer der Standortbetreibergesellschaft Infraserv Höchst, bestätigt das Projekt einmal mehr die Vorzüge des Industrieparks Höchst, in dem die rund 90 Unternehmen mit ihren Forschungs- und Produktionsaktivitäten ein vielfältiges Netzwerk bilden. „Innovative Projekte mit einem derartigen ökologischen Nutzen lassen sich idealerweise an großen Industriestandorten realisieren, an denen der effiziente Umgang mit Ressourcen zum Tagesgeschäft gehört", so Dr. Mohr.

Konzeption und Bau der Anlage hatte die Westfalen übernommen. Eine 200 m lange Pipeline transportiert das Rohgas vom Celanese-Standort in das neue Werk. In der Maschinenhalle durchläuft es eine Reinigungs- und Verflüssigungsanlage. Anschließend wird das auf -25 °C abgekühlte CO2 in einen der drei Hochtanks im Freien gepumpt.

Jeder Tank nimmt 100 t flüssiges CO2 auf. Unmittelbar vor den Behältern befindet sich eine Tankwagen-Verladestation, in der autorisierte Fahrer selbständig CO2 tanken können, um es dann zu Großkunden oder den Werken und Lägern der Gasehersteller zu transportieren. Die Anlage kommt in der Regel ohne Bedienpersonal aus. Steuerung und Überwachung übernimmt die rund um die Uhr besetzte zentrale Leitwarte der Westfalen Gruppe in Hörstel (bei Osnabrück). Darüber hinaus werden täglich in regelmäßigen Abständen Kontrollgänge von geschultem und eingewiesenem Personal durchgeführt. Bei gravierenden Störungen schaltet sich die Anlage automatisch ab.

Kohlendioxid wird in zahlreichen Branchen eingesetzt: in der Wasseraufbereitung (etwa zur Neutralisierung alkalischer Abwässer) ebenso wie in der Metallverarbeitung (zum Beispiel als Schutzgas in der Schweißtechnik). Besonders in der Lebensmittelherstellung (als sprudelnder Zusatz bei Getränken oder zum Verpacken unter Schutzatmosphären) und in der pharmazeutischen Industrie sind hohe Qualitätsstandards gefragt. Für die neue Anlage ist das kein Problem - sie erreicht Reinheiten bis 5.0 (99,999 Volumenprozent) und erfüllt damit die Anforderungen von Coca Cola und ISBT (International Society of Beverage Technologists). Eine ausgefeilte Analytik ist vor Ort in der Lage, die Qualität des hergestellten Gases rasch zu überprüfen. Pro Stunde produziert die neue Anlage 3,4 t Kohlendioxid; das entspricht einer Jahresleistung von etwa 28.000 t.

Seit der Inbetriebnahme läuft die Anlage reibungslos", bilanzierte Gerhard Schlüter, Geschäftsführer der CO2 Betriebsgesellschaft. Und das höchst energieeffizient: So liegt der Stromverbrauch für die Reinigung und Verflüssigung von CO2 gut 20 % unter dem Wert, der vor Bau der Anlage dafür veranschlagt wurde. „Da es sich bei der Frankfurter Anlage mit einem Jahresverbrauch von rund 5 GWh Strom um einen energieintensiven Betrieb handelt, haben wir einen EEG-Industrierabatt beantragt", berichtete Schlüter. Der Rabatt kann allerdings erst nach Vorlage der Stromrechnungen des ersten Betriebsjahrs gewährt werden - und auch dann nicht rückwirkend. „Ohne diese Befreiung wären die Errichtung oder der Erhalt einer solchen Anlage in Deutschland gerade für den Mittelstand kaum möglich", betonte der Geschäftsführer. Schließlich setzen die mittelständischen Gasehersteller mit ihrer CO2-Produktion ein sichtbares Zeichen: „Die neue Anlage macht uns unabhängiger von Lieferanten und verbessert die Liefersicherheit für die Anwender", so Schlüter.