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Schwierige Rahmenbedingungen für Infraserv Höchst

12.12.2013 -

Ein für den Industriepark Höchst ganz besonders ereignisreiches und außergewöhnliches Jahr geht zu Ende: 2013 stand ganz im Zeichen des 150-jährigen Jubiläums, das unter dem Motto „Menschen. Standort. Werte." begangen wurde. Neben der langen, eindrucksvollen Erfolgs-Geschichte des Industrieparks stand dabei auch die gegenwärtige Innovations- und Wirtschaftskraft des Standortes im Mittelpunkt, und bei den verschiedenen Jubiläumsanlässen richtete sich der Blick auch immer in die Zukunft.

„Wir sind stolz auf die Historie des Industrieparks Höchst", sagte Jürgen Vormann, Vorsitzender der Geschäftsführung von Infraserv Höchst, im Rahmen der Jahres-Pressekonferenz der Standortbetreibergesellschaft. „Und wir sind stolz darauf, dass sich der Industriepark Höchst im globalen Standortwettbewerb in einem zum Teil sehr schwierigen Marktumfeld bislang gut behaupten kann. Das ist auch ein Verdienst aller Standortgesellschaften, die sich zum Industriepark Höchst bekennen und hier erfolgreich Forschung, Entwicklung und Produktion betreiben."

Jürgen Vormann und sein Geschäftsführungs-Kollege Dr. Roland Mohr machten allerdings auch deutlich, dass sich der Standort mit seinen über 90 Unternehmen und den rund 22.000 Mitarbeitern enormen Herausforderungen ausgesetzt sieht. „Eine weitere Verschlechterung der Rahmenbedingungen für industrielle Aktivitäten wird auch für die Chemie- und Pharmabranche gravierende Folgen haben", sagte Dr. Roland Mohr. „Das 175-jährige Jubiläum dieses Industrieparks wird es nur geben, wenn wir den industriellen Kern des Wirtschaftsstandortes Deutschland stabilisieren und die Wettbewerbsfähigkeit der Schlüsselbranchen stärken."

Über 400 Mio. € Investitionen im Jahr 2013
Noch gehört der Industriepark Höchst zu den Standorten, die eine beeindruckend dynamische Entwicklung vorweisen können: Über 400 Mio. € haben die Standortgesellschaften im zu Ende gehenden Jahr im Industriepark Höchst investiert, wodurch die Gesamtsumme der seit dem Jahr 2000 am Standort getätigten Investitionen auf 5,9 Mrd. € steigt. „Die überaus erfreuliche Investitionssumme des für die Chemie- und Pharmaindustrie nicht einfachen Jahres 2013 zeigt, dass der Standort aufgrund seiner ausgezeichneten Infrastruktur international wettbewerbsfähig ist", so Dr. Roland Mohr.

Bemerkenswert sei vor allem das kontinuierliche, bislang noch sehr stabile Investitionsniveau: Seit nunmehr 13 Jahren wurden in keinem Jahr weniger als 300 Mio. € für den Bau neuer oder die Modernisierung bestehender Forschungs- und Laborgebäude oder Produktions- und Infrastrukturanlagen ausgegeben. Allerdings lohnt sich auch ein Blick hinter die Zahlen. „Zum Teil wurden die Entscheidungen für die Großprojekte, die im laufenden Jahr zu Buche schlagen, bereits vor mehreren Jahren getroffen", erklärte Dr. Roland Mohr. „Ob die Unternehmen heute wieder vergleichbare Investitions-Entscheidungen in Höchst treffen würden, darf man bezweifeln."

Infraserv Höchst: Rückläufige Umsatzerlöse
Als Standortbetreibergesellschaft spürt Infraserv Höchst schon heute, dass die Marktbedingungen schwieriger werden. Die Umsatzerlöse der Infraserv werden bei rund 839 Mio. € liegen, was im Vergleich zum Vorjahr einem Rückgang von 13,3% entspricht. „Diese Entwicklung ist im Wesentlichen dem stark rückläufigen Energiehandel geschuldet", erläuterte Jürgen Vormann. Aufgrund der regulatorischen Rahmenbedingungen hat Infraserv Höchst diese Aktivitäten deutlich reduzieren müssen. „Aber auch unser klassisches Geschäft mit standortbezogenen Dienstleistungen wächst nur sehr verhalten." Unter einem sehr schwierigen Marktumfeld hat auch die Tochtergesellschaft Infraserv Logistics zu leiden. „In diesem Bereich haben wir bereits frühzeitig tiefgreifende Sanierungsmaßnahmen umgesetzt, ohne die Infraserv Logistics keine Zukunft gehabt hätte", so Vormann. Dennoch seien weitere Anstrengungen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit erforderlich. Steigende Umsatzzahlen gibt es bei der Provadis-Gruppe. „Die Unternehmen investieren mehr in den wichtigsten Rohstoff, in das Wissen und die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Mitarbeiter", sagte Jürgen Vormann. Hier ist Provadis mit den qualitativ hochwertigen Aus- und Weiterbildungsangeboten und der kontinuierlich wachsenden Provadis-Hochschule, die jetzt ihr zehnjähriges Bestehen feiern konnte, ausgezeichnet aufgestellt. Auch die Thermal Conversion Compound GmbH (T2C) entwickelt sich positiv. „Die Baumaßnahmen zur Optimierung der Anlage laufen planmäßig, in diesem Jahr konnten wir 350.000 t Ersatzbrennstoffe verwerten", berichtete Dr. Roland Mohr. In der Summe werden die Umsatzerlöse der Infraserv Höchst-Gruppe knapp über 1 Mrd. € liegen. „Wir haben ein Jahr mit einem sehr durchwachsenen Geschäftsverlauf hinter uns und es ist absehbar, dass die wirtschaftlichen und regulatorischen Herausforderungen weiter zunehmen werden", bilanzierte Jürgen Vormann das Infraserv-Geschäftsjahr 2013.

„Energiewende" bringt Mehrkosten für Unternehmen mit sich
Aus diesem Grund hat Infraserv Höchst bereits Ende vergangenen Jahres die Initiative Perspektive 2015+ gestartet, mit der Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens nachhaltig gesteigert werden. „Wir verzeichnen bereits im zweiten Jahr in Folge eine sehr verhaltene Geschäftsentwicklung und sehen die drohende Gefahr signifikanter Ergebniseinbußen. Und auch unsere Kunden stehen zum Teil unter erheblichem Kosten- und Wettbewerbsdruck", erläuterte Jürgen Vormann. Und die so genannte „Energiewende" wird voraussichtlich Mehrbelastungen in signifikanter Höhe mit sich bringen. „Es ist zu befürchten, dass energieintensive Industrien hierzulande auch zukünftig erhebliche Kostennachteile im internationalen Vergleich zu verkraften haben", sagte Dr. Roland Mohr. Die unsicheren regulatorischen Rahmenbedingungen in Deutschland seien schon heute ein Investitionshemmnis.

„Perspektive 2015+" sichert die Wettbewerbsfähigkeit von Infaserv
Mit dieser Initiative sollen innerhalb von drei Jahren 75 Mio. € eingespart werden. Dieses klar definierte Ziel kann mit den bislang identifizierten und sorgfältig geprüften Maßnahmen erreicht werden. Gegenwärtig laufen noch die Verhandlungen mit der Belegschaftsvertretung über einen entsprechenden Interessens- und Nachteilsausgleich, um die Rahmenbedingungen für die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen zu vereinbaren. „Wir haben in den vergangenen zwölf Monaten sehr intensiv gemeinsam mit unseren Mitarbeitern und Führungskräften daran gearbeitet, Einsparpotenziale zu identifizieren und effizienzsteigernde Maßnahmen abzuleiten", erläuterte Jürgen Vormann. „Und wir haben uns entschieden, diesen nicht einfachen Weg frühzeitig zu beschreiten, um als Unternehmen unsere Wettbewerbsfähigkeit in einem schwieriger werdenden wirtschaftlichen Umfeld erhalten zu können und auf diese Weise auch die Voraussetzungen für eine weitere erfolgreiche Entwicklung des Industrieparks zu schaffen."

Chemie ist Zukunft - Chemie braucht Zukunft
Denn 2013 soll nicht das letzte Jubiläumsjahr für den Industriepark Höchst gewesen sein. „Das 150jährige Bestehen des Industriestandortes Höchst hat hoffentlich auch den Blick dafür geschärft, dass die Chemie- und Pharmaindustrie hier in Frankfurt, aber auch an anderen Orten in Deutschland seit langer Zeit eine stabile, verlässliche Säule der Wirtschaft ist", sagte Jürgen Vormann. „Für Generationen von Menschen aus der ganzen Region hat dieser Standort Arbeitsplätze geschaffen und somit wesentlich zum Wohlstand in Frankfurt/Rhein-Main beigetragen." Ebenso bedeutend sei die Innovationskraft des Industrieparks, der nach wie vor zu den bedeutendsten Forschungs- und Entwicklungsstandorten der Chemie- und Pharmabranche in Europa gehört. „Viele lebensrettende Medikamente oder Kunststoffe, die heute im Alltag unverzichtbar sind, würde es ohne den Industriepark Höchst nicht geben", ergänzte Dr. Roland Mohr. Er ist der festen Überzeugung, dass die globalen Herausforderungen der Zukunft - die Ernährung der Weltbevölkerung, die Energieversorgung für kommende Generationen oder den Schutz natürlicher Ressourcen - nicht ohne Chemie-Innovationen und daraus resultierenden Technologie-Entwicklungen bewältigt werden können. „Chemie wird nicht nur dazu beitragen, durch neue Technologien den Komfort und den Lebensstandard zu verbessern, sondern vielmehr die Lebensgrundlagen von Milliarden Menschen sichern. Chemie ist Zukunft", so Dr. Mohr. „Deshalb muss Chemie auch in Deutschland eine Zukunftsperspektive haben."