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Private Equity – Honigbiene für die Chemie?

29.06.2013 -

Private Equity – Honigbiene für die Chemie? - Süd-Chemie profitiert von OEP-Investment.

Für die einen sind es Heuschrecken, die anderen schätzen sie als Honigbienen - Private- Equity-Investoren.

Zuletzt gab der Industriekonzern Evonik 25,1 % seiner Anteile in die Hand des Finanzinvestors CVC (vgl. Beitrag auf dieser Seite). Auch der US- Konzern Chemtura ist dem Verkauf an einen Investor nicht abgeneigt. Sind Private- Equity-Partner in Zeiten unsicherer Finanzmärkte eine Alternative zum Börsengang?

Dr. Andrea Gruß befragte dazu Dr. Günter von Au, Vorstandsvorsitzender der Süd-Chemie. Die zu One Equity Partners (OEP) gehörende SC-Beteiligungsgesellschaft stieg im Jahr 2006 beim Münchner Chemiekonzern ein und hält seit Juni 2008 die Mehrheit an dem ehemaligen Familienunternehmen.

 


CHEManager: Herr Dr. von Au, welchen Rat würden Sie einer Beteiligungsgesellschaft geben, die nach einem neuen Investment in der Chemiebranche Ausschau hält?

Dr. G. von Au: Schauen Sie nach einem technologiegetriebenen, zukunftsfähigen Unternehmen, dessen Börsen- beziehungsweise Unternehmenswert noch entwicklungsfähig ist.

Sehen Sie sich die Shareholder an. Sind diese bereit, Anteile abzugeben oder suchen sie sogar nach einem Partner, der das Management unterstützt und eine zusätzliche Sicht ins Unternehmen bringt?

Es gibt einige Familienunternehmen, die über eine kritische Größe verfügen, bei denen es höherer Investitionen für weiteres Wachstum bedarf oder dessen Nachfolgeregelungen nicht geklärt sind.

 

 

Das hört sich nach dem Modell „Süd-Chemie" an. Als sich im Jahr 2005 OEP an dem Chemiekonzern beteiligen wollten, wehrte sich das Unternehmen zunächst ...

Dr. G. von Au: Der Einstieg eines Private-Equity-Investors ist oft mit der Befürchtung verbunden, dass das Unternehmen hoch verschuldet wird. Ein Unternehmen wird heute häufig auf Basis des EBITDA bewertet. Manch ein Investor versucht dieses mittels günstigen Fremdkapitals hochzutreiben, um seinen Einkaufspreis schnell wieder herauszuholen.

Auf dem Unternehmen lasten dann viele Millionen Euro Schulden. Aber dieses Leverage-Modell wurde bei der Süd-Chemie nicht angewendet.

Ganz im Gegenteil: Unser Investor unterstützt eine langfristige Ergebnissteigerung und einen Wertzuwachs bei der Süd- Chemie und unterscheidet sich damit wesentlich von solchen Investoren, für die einst der Begriff ‚Heuschrecke' geprägt wurde.

Dadurch bildete sich Vertrauen zwischen den traditionellen Familienaktionären und dem Private-Equity-Partner. Zudem brachte die Beteiligung auch eine neue Sichtweise ins Unternehmen, die eines finanzgetriebenen Investors. Und das tat uns an der einen oder anderen Stelle sicherlich gut.

 

 

Eine aktuelle Studie von Standard & Poors stellt eine durchschnittliche Verschuldung bei PE-Transaktionen fest, die beim 5,8-fachen des operativen Gewinns liegt. Wie hoch ist die Verschuldung der Süd-Chemie heute? Welche Entwicklung durchlief das Unternehmen seit dem Einstieg von OEP?

Dr. G. von Au: Wir haben durch den Investor im Prinzip die Möglichkeit zu größeren Akquisitionen bekommen, haben damit aber keine Eile. Unsere Verschuldung liegt heute nur beim 1,7-fachen des EBITDA.

Damit sind wir überaus solide finanziert. Seit Anfang 2005 hat sich unser Unternehmenswert mehr als verdreifacht. Allein im Jahr 2007 haben wir in Deutschland 100 neue Arbeitsplätze geschaffen und einen neuen Forschungsstandort für Biokatalyse in München eröffnet.

 


Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem der Investor seinen Gewinn realisieren möchte. Welche Möglichkeiten des Ausstiegs von OEP sehen Sie bei der Süd-Chemie?

Dr. G. von Au: Die Optionen sind klar: Entweder verkauft unser Private-Equity-Partner, wie er es angekündigt hat, seine Anteile an der Börse. Diese Art des Exits würde die Attraktivität unserer Aktien aufgrund des höheren Free Floats stark erhöhen und damit unsere Präsenz am Kapitalmarkt steigern. Diesen Weg des Ausstiegs würden wir begrüßen. Voraussetzung dafür ist, dass das Börsenumfeld stimmt.

Dies ist momentan sicherlich nicht der Fall. Eine zweite Möglichkeit sind private Großaktionäre; diese können u. a. auch aus der Gründungsfamilie der Süd-Chemie kommen.

Dann würde die Süd-Chemie auch weiterhin ein Familienunternehmen bleiben. Weniger attraktiv ist sicherlich der Verkauf an einen weiteren Finanzinvestor, weil dies den Druck auf die Entwicklung des Unternehmens eher erhöhen wird. Eine vierte Möglichkeit wäre der Verkauf an ein anderes Industrieunternehmen.

 


Können Sie das verhindern?

Dr. G. von Au: Wir als Unternehmen im Prinzip nicht. Allerdings ist die Unabhängigkeit der Süd-Chemie ein enormer Wert an sich, gerade für das Katalysatorengeschäft, in dem wir mit allen großen Chemie- und Petrochemiefirmen der Welt sehr eng zusammen arbeiten.

Diese Bedeutung der Unabhängigkeit, bin ich überzeugt, hat OEP auch verstanden.

Zudem wurde öffentlich kommuniziert, dass unser ehemaliger Aktionär, die Messerschmitt- Stiftung, beim Verkauf ihrer Anteile an OEP eine Vereinbarung mit OEP getroffen habe, in der der Weiterverkauf an ein anderes Unternehmen ausgeschlossen werde. Das ist natürlich beruhigend.

 


In welchem Zeithorizont rechnen Sie mit einem Ausstieg?

Dr. G. von Au: Es gibt keinen Hinweise auf einen Ausstieg unseres Investors. OEP äußerte sich öffentlich, zuletzt auf unserer Hauptversammlung Ende Mai, es bestehe keinerlei Zeitdruck und keine Veranlassung, sich von den Anteilen der Süd- Chemie zu trennen.

Ich gehe daher davon aus, dass OEP noch eine ganze Zeit am Unternehmen beteiligt bleibt. Und wir haben auch nichts dagegen. Ganz im Gegenteil.

 


Blackstone und Apollo an Chemtura interessiert Die Investmentfirmen Blackstone und Apollo wollen einem Pressebericht zufolge das US-amerikanische Spezialchemieunternehmen Chemtura übernehmen.

Blackstone und Apollo führten momentan Gespräche und arbeiteten an einer Finanzierung, berichtet die „Financial Times" unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen.

Bereits Ende Dezember habe Chemtura mitgeteilt, dass es den Verkauf von Unternehmensteilen, eine Änderung der Kapitalstruktur oder sogar einen kompletten Verkauf prüfe.

Die im Jahr 2005 aus der Fusion zwischen Crompton und Great Lakes entstandene Chemtura hatte im vergangenen Jahr 3,75 Mrd. US-$ umgesetzt. Die Marktkapitalisierung lag bei 2 Mrd. US-$


www.sud-chemie.com