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Spatenstich für das Europäische Zentrum für Dispersionstechnologien

29.11.2012 -

Bayerns Wirtschaftsstaatssekretärin Katja Hessel setzte am 13. November in Selb den Spatenstich für das EZD. Deutschlands größtes Kunststoff-Institut, das SKZ mit Stammsitz in Würzburg, wird in enger Kooperation mit der Industrie und erheblicher Unterstützung des Freistaats in Selb dieses deutschlandweit einmalige interdisziplinäre Zentrum aufbauen.

In einem 650 m² großen Gebäude werden zukünftig alle we-sentlichen Entwicklungsarbeiten auf dem Gebiet „Herstellung und Charakterisierung von Dispersionen (Mischungen)" und auch entsprechende Dienstleistungen für die Industrie ange-boten. Ganz neu in Oberfranken werden also Aktivitäten zur fokus-sierten Verbesserung von Dispersionstechnologien etabliert. Dieser Arbeitsschwerpunkt resultiert aus Diskussionen der initiierenden oberfränkischen Unternehmen mit dem Cluster Nanotechnologie und dem SKZ. Diesbezüglich interessante Anwendungen mit hohem Potenzial finden sich im Bereich der Energieeinsparungen wie auch bei Werkstoffinnovationen für ganz unterschiedliche Anwendungen, beispielsweise bei medizinischer Keramik, bei Metalllegierungen, bei Lacken und Druckfarben, bei Werkzeugen und Bauteilen, bei Schleifmitteln, beim Flammschutz von Polymeren, in der Elektrotechnik und Elektronik, bei Lebensmitteln und deren Verpackungen oder auch bei Papier, um einige Beispiele zu nennen, die Prof. Dr. Martin Bastian, Institutsdirektor des SKZ auf die Frage nach dem praktischen Nutzen aufzählt. Die Vielfalt an Fragestellungen zur optimalen Dispergierung bei Werkstoffen aus unterschiedlichsten Bereichen ist also enorm hoch und wird eine der Herausforderungen für Dr.-Ing. Felipe Wolff-Fabris sein, der diese Aktivitäten des SKZ leitet.

Das Bayerische Wirtschaftsministerium unterstützt das EZD mit Fördermitteln in Höhe von 5,2 Mio.€. „Ein hoch-industrialisiertes Land wie Bayern braucht eine weltweit konkurrenzfähige Industrie. Das interdisziplinäre Zentrum für Dispersionstechnologien bietet Industriepartnern - und dabei insbesondere kleinen und mittelständischen Unternehmen - durch seine Entwicklungsarbeiten und Dienstleistungsange-bote einen großen Mehrwert", unterstreicht Wirtschaftsstaatssekretärin Katja Hessel. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen sind zunehmend mit der Herstellung eigener Dispersionen befasst. Allerdings sehen sie sich hier aufgrund der begrenzten Entwicklungskapazitäten im eigenen Haus mit immer größeren Herausforderungen konfrontiert. Oft haben sie Schwierigkeiten im Auffinden geeigneter Kooperationspartner, die aber zur Bewältigung der vielschichtigen Fragestellungen unumgänglich sind. Zusätzlich bestehen häufig auch begrenzte Möglichkeiten zur zeitnahen und neutralen Erprobung ver-schiedener Technologien zur Herstellung von Dispersionen. Die Auswahl und das Erlernen entsprechender Analyse- und Charakterisierungsmethoden sind weitere Herausforderungen.

Eine industrienahe Anlaufstelle, an die sich Unternehmen wenden können, in der neue Ideen getestet, Mitarbeiter ge-schult und firmeninterne Abläufe optimiert werden, existierte bislang zu dieser immer wichtiger werdenden Thematik noch nicht. Aufgrund dessen haben sich in der Region Oberfranken mehrere Industriefirmen zusammen getan, um das große firmenübergreifende Interesse an der signifikanten Verbesserung beim Dispergieren unterschiedlichster Stoffsys-teme gemeinsam mit dem bayerischen Landtagsabgeordne-ten Martin Schöffel voranzubringen.

Hermann Bröker, Inhaber der in Wunsiedel ansässigen Firma Dronco AG und einer der federführenden Treiber des Projekts, erläutert sein Interesse wie folgt: „Wir haben lernen müssen, wie schwierig und zeitaufwändig es ist, die richtigen Partner und Lösungen zum Thema Dispersionen zu finden. Dadurch entstand die Kernidee des Zentrums, nämlich den Entwicklern und Forschern eine schnelle und kompetente ‘state of the art-Lösung' für Ihre individuellen Fragestellungen anzubieten. Für uns wird das EZD folglich von heraus-ragender Bedeutung sein. Es wird uns helfen, neue Anwen-dungsbereiche mit neuen Werkstoffen und auch deutlich besseren Werkzeugstandzeiten zu erschließen".

Dr. Stefan Mende, Leiter der F&E der NETZSCH-Feinmahltechnik in Selb, erläutert, dass Kunden von Netzsch die richtigen Maschinen und Anlagen für das Benetzen, Mischen, Zerkleinern, Dispergieren und Entlüften verschie-denster Dispersionen angeboten werden. Daher verfügt Netzsch zwar über das verfahrenstechnische Know-how, allerdings ist es für die Herstellung stabiler Dispersionen notwendig, die einzelnen Komponenten chemisch aufeinan-der abzustimmen. Ist dieses Wissen bei Kunden nicht vor-handen, benötigt dieser in der Regel einen kompetenten unabhängigen Partner. Ein interdisziplinär aufgestelltes Kompetenzzentrum in unmittelbarer Nähe wird die Lösung kundenspezifischer Probleme deutlich beschleunigen und somit Vorteile im internationalen Wettbewerb generieren.
Dr. Mende erwartet außerdem, dass das EZD bei der Weiterentwicklung und Neuentwicklung von neuen Maschinen und Maschinenkomponenten durch die angebotenen Serviceleistungen eine erhebliche Erweiterung der im eigenen Hause vorhandenen Ressourcen darstellen wird.

Zum Betreiben des EZD wurde in Abstimmung zwischen dem Bayerischen Wirtschaftsministerium und der ortsansäs-sigen Industrie das SKZ als erprobte Technologietransfer-Einrichtung für den Mittelstand ausgewählt. „Für das SKZ eine logische Ergänzung der bisherigen Tätigkeit in den Bereichen FuE, Analytik, Weiterbildung von Fachkräften und auch der Zertifizierung von Unternehmen", so Prof. Bastian. „Mit dem EZD soll nun also eine interdisziplinäre Institution etabliert werden, die das Ziel hat, kleinen und mittelständi-schen Unternehmen bei der Bewältigung der vielfältigen Herausforderungen zur Seite zu stehen und in der Folge die Wettbewerbsfähigkeit dieser Unternehmen nachhaltig zu sichern" ergänzt Prof. Bastian. „In kooperativer Zusammen-arbeit mit den SKZ-Kollegen in Würzburg, mit anderen wissenschaftlichen Einrichtungen, z. B. den Universitäten in Bayreuth, Erlangen und Würzburg und auch mit weiteren Technologietransferzentren, z. B. Cluster Nanotechnologie, Neue Materialien Bayreuth und Fürth und ganz besonders der Industrie sollen Forschung und Entwicklung, Analytikleistungen, die Ausbildung von Studenten, sowie die Fortbildung von Facharbeitern, Meistern, Technikern, Akademikern und Managern etabliert werden. Nur so wird es möglich sein, ein vernetztes Expertenteam zum Thema Dispergieren aufzubauen, das international seinesgleichen sucht", so Dr. Wolff-Fabris.

Für den Betrieb des EZD wird dementsprechend innerhalb der nächsten fünf Jahre ein Team aus verschiedenen Wissenschaftlern und Technikern, unterstützt durch administratives Personal, aufgebaut.