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Willkommenskultur und Recruiting in Nischenmärkten

Zukunftsdialog 2030 der Provadis-Hochschule zum Thema „Demographischer Wandel"

09.10.2012 -

Es gibt kein Patentrezept für Unternehmen, die sich mit dem demographischen Wandel und dessen Auswirkungen auseinander setzen. Aber es gibt innovative Ansätze, aktuelle Studien und interessante Erfahrungswerte - im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Industrie 2030", zu der die Provadis School of International Management eingeladen hatte, wurden verschiedene Best-Practise-Beispiele vorgestellt. Und bei dem interaktiven Teil gab es einige interessante Ergebnisse.

Die Teilnehmer der Veranstaltung konnten die Diskussion der Experten durch ein Live-Voting wieder direkt beeinflussen. Dabei zeigte sich unter anderem, dass es wohl nur in den wenigsten Unternehmen eine Willkommenskultur für Migranten gibt. Fast zwei Drittel der Anwesenden vertraten die Auffassung, dass Ihr Unternehmen nur wenig dafür tut, um ausländischen Mitarbeitern den Einstieg zu erleichtern. Doch gerade die aktuelle Diskussion um die Rekrutierung von ausländischen Fachkräften zeigt, dass es hier Nachholbedarf gibt. Der Beitrag der Weiterbildung zur Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen wird überwiegend kritisch eingeschätzt. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer sieht im eigenen Unternehmen keine oder nur unzureichende Ansätze, um Mitarbeitern durch Weiterbildungsmaßnahmen persönliche Wertschätzung und Freude an der Arbeit zu vermitteln und nicht zuletzt die Wertschöpfung zu verbessern. Die Frage, ob eine E-Learning-Kultur einen Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit leisten kann, wurde von zwei Dritteln der Anwesenden mit „Ja" beantwortet. Allerdings bestand Einigkeit, dass sich E-Learning nicht auf elektronische Schulungen beschränken darf. Vielmehr kommt es darauf an, durch geeignete Inhalte und zielgruppengerichtete Angebote für Akzeptanz im Unternehmen zu sorgen, damit E-Learning-Tools auch wirklich erfolgreich genutzt werden. Einigkeit bestand bei der Einschätzung, dass sich das Recruiting bei Unternehmen ändern wird und verstärkt Nischenmärkte in den Blickpunkt rücken - mehr als drei Viertel der Anwesenden erwarten eine entsprechende Entwicklung.

Zu dieser Einschätzung mag der Vortrag von Claudia Klein von Lanxess in der Veranstaltung der Provadis-Hochschule beigetragen haben. Sie berichtete von dem „Senior Trainee Programm", bei dem das Unternehmen zielgerichtet ältere Mitarbeiter akquiriert, die beispielsweise nach einer mehrjährigen Familienpause einen Wiedereinstieg in den Beruf anstreben. Durch maßgeschneiderte Fortbildungsprogramme und die Betreuung durch persönliche Mentoren integriert Lanxess Mitarbeiter, die aufgrund ihrer Lebenserfahrung und ihres Potenzials sehr wertvoll für das Unternehmen sind - insbesondere in Anbetracht der Tatsache, dass junge Nachwuchskräfte immer rarer werden.

„Generation Y": Gefahr der Falscheinschätzung

Dieser jungen Generation, der so genannten „Generation Y", geht ein sehr spezieller Ruf voraus, der sich laut Prof. Dr. Frank E. Dievernich von der Fachhochschule Bern nur bedingt mit der Realität beziehungsweise der Selbsteinschätzung der jungen Leute deckt. So gelten die „Y-er" als gut vernetzt, innovativ und technikverliebt. Eine Studie der Fachhochschule belegt indes, dass sich die Generation der unter 30-Jährigen selbst ganz anders einschätzt. Für die Befragten ist der Spaß bei der Arbeit wichtig, zudem wird eine klare Trennung zwischen Arbeit und Privatleben gewünscht. Aus der Studie geht auch hervor, dass es bei 60% der befragten Unternehmen keine speziellen Personalentwicklungsprogramme für diese Mitarbeiter-Generation gibt und 75% der Führungskräfte nicht im Umgang mit den als selbstbewusst und zielorientiert geltenden Newcomern geschult werden. „Die Generation Y steht nicht im Fokus der Unternehmen", stellte Prof. Dr. Dievernich fest, der vor der Gefahr einer Falscheinschätzung dieser Mitarbeiter warnte.
Thomas Fichter von der Provadis Partner für Bildung und Beratung GmbH wies insbesondere darauf hin, dass Unternehmen nur durch Abdeckung der Anforderungen „Mitarbeiter finden, Mitarbeiter binden und Mitarbeiter geistig und fachlich fit halten" den Herausforderungen des demografischen Wandels begegnen könnten.