Asiatisches Chemiegeschäft auf der Überholspur
17.06.2010 -
Asien hat die Weltwirtschaftskrise rasch überwunden. In den Schwellenländern der Region schwächte sich die wirtschaftliche Dynamik nur leicht ab. China stabilisierte seine Wirtschaft erfolgreich mit umfangreichen fiskalpolitischen Maßnahmen. Die industrielle Produktion wurde nur kurzfristig gedämpft. Auch Indien zeigte sich unbeeindruckt von der Finanzkrise. Bruttoinlandsprodukt und Industrieproduktion stiegen nahezu ungebremst (Grafik 1). Die Industrieländer Asiens wurden hingegen von der Krise voll erfasst. Bruttoinlandsprodukt und Industrieproduktion brachen in Japan und Südkorea innerhalb weniger Monate kräftig ein. Allerdings konnten beide Länder rasch von der positiven Entwicklung der übrigen Länder in der Region profitieren. Dank der Exporte stiegen Industrie- und Chemieproduktion wieder spürbar. Die Auftriebskräfte setzten sich durch. Südkorea produziert heute bereits wieder mehr industrielle Güter als vor der Krise. Auch Japan ist auf einem guten Weg, wenngleich dort das Vorkrisenniveau erst im kommenden Jahr wieder erreicht werden dürfte. Unter dem Strich bleibt Asien in diesem Jahr die Region mit der größten wirtschaftlichen Dynamik.
China bleibt Wachstumsmotor
Nachdem im ersten Quartal 2009 die Wirtschaftsleistung in China vorübergehend gesunken war, stieg das Bruttoinlandsprodukt anschließend dank massiver Konjunkturprogramme wieder dynamisch. Erst zu Beginn des Jahres 2010 fielen die Zuwächse mit dem Auslaufen der Stabilisierungsprogramme wieder moderater aus. Die Industrieproduktion hingegen wuchs auch zu Jahresbeginn kräftig. Der Aufschwung trägt sich mittlerweile selbst.
Mit der Industrieproduktion stieg auch die Nachfrage nach chemischen Rohstoffen. Davon konnten in erster Linie die heimischen Produzenten profitieren. Die chinesische Chemieproduktion legte im Jahr 2009 von Quartal zu Quartal kräftig zu (Grafik 2). Zu Beginn des Jahres 2010 schwächte sich der Aufwärtstrend etwas ab. Der Lageraufbau, der der Branche zunächst zusätzliche Geschäfte brachte, dürfte weitestgehend abgeschlossen sein. Im weiteren Jahresverlauf wird die Chemieproduktion dank der stabilen Industriekonjunktur weiter zulegen können. Im Gesamtjahr 2010 wird das chinesische Chemiegeschäft erneut zweistellig zulegen.
Indiens Chemie weiterhin auf Wachstumskurs
Die indische Volkswirtschaft zeigte sich von der Krise weitgehend unbeeindruckt. Das Bruttoinlandsprodukt expandierte weiter kräftig. Das war vor allem dem Dienstleistungssektor zu verdanken. Demgegenüber musste die Industrieproduktion Anfang 2009 eine Wachstumsdelle verzeichnen. Seit Mitte letzten Jahres steigt jedoch auch die Industrieproduktion von Quartal zu Quartal.
Hiervon konnte die indische Chemieindustrie profitieren. Die positive Entwicklung in China und anderen Schwellenländern Asiens gab der indischen Chemieindustrie zusätzlichen Schub. Das Wachstumstempo lag zeitweise sogar höher als vor der Krise (Grafik 3). Zu Beginn des Jahres 2010 war die Chemienachfrage zwar leicht rückläufig. Der Aufwärtstrend hält aber weiterhin an. Die indische Chemieproduktion dürfte daher auch in diesem Jahr kräftig wachsen. Zwar kann sie nicht ganz mit dem Tempo des Wettbewerbers China mithalten. Mit mehr als 6,5 % gehört Indien aber weiterhin zu den Wachstumsmotoren des asiatischen Chemiegeschäftes.
Südkorea lässt Krise frühzeitig hinter sich
Die Industrienation Südkorea wurde im Gegensatz zu den Schwellenländern der Region voll von der Krise erfasst. Im vierten Quartal 2008 brach das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 4 % gegenüber dem Vorquartal ein. Die Industrie traf es mit minus 11 % sogar noch heftiger. In den Folgemonaten setze dann aber eine kräftige Erholung ein. BIP und Industrieproduktion stiegen von Quartal zu Quartal, so dass bereits Ende 2009 das Vorkrisenniveau wieder erreicht war.
Hiervon profitierte auch die südkoreanische Chemieindustrie. Seit Jahresanfang 2009 geht es wieder steil bergauf. Die wachsende Industrieproduktion beflügelte die Nachfrage nach Chemikalien. In der Folge konnte die Chemie im Gesamtjahr 2009 sogar ein Plus von 4,6 % verzeichnen. Anfang 2010 zeichnete sich allerdings eine Abschwächung der Wachstumsdynamik ab. Die Chemieproduktion sank im ersten Quartal leicht. Der Aufwärtstrend setzt sich jedoch weiter fort (Grafik 4). Im Gesamtjahr 2010 wird die Produktion chemischer Erzeugnisse um 5,5 % wachsen.
Erholung auch in Japan
Japan, ein traditionell stark exportorientiertes Land, traf die Krise mit voller Wucht. Bereits im Jahr 2008 sanken BIP, Industrie- und Chemieproduktion. Nach Erreichen des Tiefpunktes im ersten Quartal 2009 setzte schließlich auch in Japan eine Erholung ein. Die weltweite Belebung der Konjunktur - vor allem aber die der umliegenden Ländern - stützte die japanische Wirtschaft. Die Industrie blieb dabei Schrittmacher des Erholungsprozesses.
Hiervon profitierte die Chemieindustrie. Positive Impulse lieferte vor allem das Auslandsgeschäft mit den dynamisch wachsenden Märkten der Region. Dennoch legte Anfang 2010 das Wachstum eine Pause ein. Die Chemieproduktion sank gegenüber dem Vorquartal (Grafik 5). Der Aufwärtstrend ist allerdings weiterhin intakt, zumal die Produktionsentwicklung in der Industrie weiterhin aufwärtsgerichtet ist. Dessen ungeachtet wird die japanische Chemieproduktion im Jahr 2010 allerdings nur um rund 2,5 % zulegen können.
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