Weiterer Investor drängt Brenntag zur Abspaltung des Spezialitätengeschäfts
Der Schritt des in New York ansässigen Investmentfonds ist die zweite derartige Forderung an Brenntag, nachdem schon PrimeStone im vergangenen Dezember gefordert hatte, dass der deutsche Distributor die Pläne zur Übernahme des konkurrierenden Distributors Univar beenden - was Brenntag Anfang Januar tat -, Aktien zurückkaufen und sich in zwei Geschäftseinheiten aufspalten solle.
In einem Schreiben an die Brenntag-Geschäftsführung vom 14. Februar erklärte Engine, dass Brenntag Specialties sein Potenzial nicht voll ausschöpfe und hinter Wettbewerbern wie IMCD oder Azelis zurückbleibe. Der Investor anerkannte jedoch , dass die Unternehmensleitung von Brenntag erste Schritte unternommen hat, um dieses Problem zu beheben, insbesondere durch die Trennung bestimmter Aspekte von Brenntag Specialties und Brenntag Essentials und die Anerkennung, dass die beiden Geschäftsbereiche unterschiedliche Strategien, Kernkompetenzen und Markteinführungsstrategien haben.
Dies sei zwar „ein Schritt in die richtige Richtung", doch solange Brenntag Specialties strukturell zu Brenntag gehöre, werde das Unternehmen weiterhin hinter seinen Konkurrenten zurückbleiben und nicht in der Lage sein, seine operative Leistung zu optimieren, so Engine.
Brenntag-CEO Christian Kohlpaintner nahm zu dem Thema bereits im Januar in einem Interview mit CHEManager Stellung und sagte: „Faktisch ist es so, dass sich die Welt der Chemieproduzenten und die Welt der Kunden bereits im Verlauf der vergangenen 20 Jahre in diese beiden groben Segmente, Industriechemikalien oder Spezialitäten, einsortiert haben. Diese Einordnung, die wir um uns herum beobachten, muss sich zwangsläufig auch in unserer Organisationsstruktur widerspiegeln. Das haben wir bereits vor zwei Jahren mit der Etablierung unserer beiden Geschäftsbereiche realisiert. Und wir werden weiterhin daran arbeiten, die Profile dieser beiden Divisionen zu schärfen und weitere Fähigkeiten und Kompetenzen in diesen Divisionen anzusiedeln, die es ihnen erlauben, dieses Profil noch stärker in ihren Märkten auszuspielen."
Arnaud Aidler, geschäftsführender Partner von Engine, und Brad Favreau, Partner bei Engine, empfehlen in ihrem Schreiben, dass Brenntag drei kurzfristige Maßnahmen ergreift. Diese bestehen darin, sich öffentlich dazu zu verpflichten, die Abspaltung von Brenntag Specialties zu priorisieren und einen Zeitplan für eine solche Aufspaltung vorzulegen, sowie ein "sinnvolles" Aktienrückkaufprogramm aufzulegen und einen Vertreter der Anteilseigner in den Aufsichtsrat zu berufen.
Eine "rechtzeitige" Abspaltung des Spezialitätengeschäfts könnte den Aktienkurs von Brenntag verdoppeln, so Engine. Gleichzeitig warnte er, dass die Spezialitätensparte umso mehr Marktanteile an reine Spezialitäten-Wettbewerber wie Azelis und IMCD verlieren würde, je länger das Management zögert.