Verfahrensentwicklung und Engineering richtig kombiniert
Dr. Michael Koncar blickt auf 20 Jahre VTU zurück
Dr. Michael Koncar gründete im August 1990 die VTU-Engineering Verfahren-Technologie-Umwelt Planungs- und Beratungsgesellschaft in Graz. Aus diesem Unternehmen ist inzwischen eine internationale Gruppe von innovativen Technologieunternehmen mit 200 Mitarbeitern entstanden. CHEManager befragte Dr. Michael Koncar, Gründer und heute Geschäftsführer für den Bereich Innovation der VTU Holding, zur Firmenentwicklung in den letzten 20 Jahren und den Plänen für die Zukunft. Die Fragen stellte Dr. Birgit Megges.
CHEManager: Herr Dr. Koncar, in den ersten Jahren stand Biodiesel im Mittelpunkt Ihrer Aktivitäten. Wie sieht der heutige Schwerpunkt Ihrer Aktivitäten aus?
Dr. M. Koncar: Biodiesel war für uns in den ersten Jahren ein wichtiges Geschäftsfeld, vor allem konnten wir uns damit gute Referenzen schaffen, die uns auch in anderen Branchen sehr geholfen haben. Im Laufe der Jahre haben wir uns dann auf mehrere Standbeine gestellt. Pharma und Biotech sind heute die wichtigsten Branchen. Rund die Hälfte unseres Umsatzes erzielen wir in diesem Bereich, aber auch Erdgas und Erdöl sowie Feinchemie wachsen derzeit stark. Wir sind jedoch nach wie vor mit Biotreibstoff aktiv.
Nach Jahren stetigen Wachstums und der Gründung von VTU Energy und Enbasys im Jahr 2007 wurde die Firmenstruktur über eine Holding neu geordnet. Warum haben Sie sich für diesen Schritt entschieden?
Dr. M. Koncar: Über die Holdingstruktur können wir die Entwicklung der Neugründungen besser steuern. In den ersten Jahren ist bei innovativen Gründungen immer Geld notwendig. Die Holdingstruktur bietet bei diesen Finanzierungen Vorteile. Ein weiterer wichtiger Punkt ist auch der bessere Überblick über die Wirtschaftlichkeit größerer Entwicklungsvorhaben. Wir haben zum Beispiel die wesentlichen Entwicklungen in die VTU Technology ausgelagert. Früher haben sich diese Vorhaben nicht immer klar von den Erfolgen im Engineering trennen lassen, sodass wir teilweise zu spät auf weniger gute wirtschaftliche Zahlen von Innovationsvorhaben reagiert haben. Jetzt liegen die Zahlen immer sehr eindeutig vor und wir können die Innovationen besser steuern. Die Entwicklung unseres Hefe-Produktionsstamms für Enzyme und Pharmaproteine, um ein Beispiel zu nennen, hat vom Geschäftsmodell auch nicht zum Engineering gepasst.
Erst im Jubiläumsjahr 2010 erwarb die Holding die Mehrheit an Proionic, einem führenden Unternehmen auf dem Gebiet ionischer Flüssigkeiten. Welche Erwartungen haben Sie an dieses neue Geschäftsfeld geknüpft?
Dr. M. Koncar: Mit Proionic gab es in den letzten Jahren schon mehrmals Gespräche, 2009 ist es dann gelungen, die Basis für eine gemeinsame Zukunft zu legen. Der Markt für ionische Flüssigkeiten ist natürlich noch aufzubauen, ich bin aber absolut davon überzeugt, dass 2010 genau der richtige Zeitpunkt für den Einstieg in diese Branche war. Die Kombination aus langjähriger Erfahrung mit ionischen Flüssigkeiten und fundiertem Know-how in den Bereichen Verfahrensentwicklung und Engineering wird schon jetzt sehr gut nachgefragt. Wir haben in diesem Bereich einige Technologien in der Pipeline, die unseren Kunden noch viel Freude bereiten werden.
Im letzten Jahr erfolgte zudem die Beteiligung an dem Beratungsunternehmen Excellence. Was steckt hinter dieser Entscheidung?
Dr. M. Koncar: Mit der Beteiligung an Excellence haben wir die Chance bekommen, unser Beratungsportfolio ein wenig in Richtung Managementprozesse auszuweiten. Natürlich ist in diesem Bereich die Excellence das Unternehmen, welches den Ton angibt, aber auch mit dieser Beteiligung haben wir schon mehr Synergien realisieren können, als wir uns in den Strategiesitzungen erwartet haben.
Ist das Unternehmen heute so, wie Sie es sich vor 20 Jahren vorgestellt hatten? Inwieweit decken sich Ihre Pläne mit der heutigen Unternehmensstruktur?
Dr. M. Koncar: Wenn man direkt von der Universität in die Unternehmerschaft geht, hat man zunächst hauptsächlich eines im Sinn: Überleben. Aber konkret: Nein, die Entwicklung von VTU hatte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht so vorgestellt und damit decken sich die Pläne auch nicht mit der jetzigen Unternehmensstruktur. Aber mit der Zeit lernt man dazu und daher decken sich unsere Pläne mittlerweile immer öfter mit dem, was dann Realität wird.
Würden Sie sagen, dass sich VTU von Mitbewerbern auf dem Markt abhebt?
Dr. M. Koncar: Die Kombination von Verfahrensentwicklung und Engineering, so wie sie von VTU angeboten wird, gibt es nicht sehr oft auf dem Markt. Wir können auf eigene Labor- und Technikumsanlagen zurückgreifen, die wir gezielt mit unseren Simulationstools einsetzen. Dabei arbeiten wir immer sehr anwendungsnahe. Außerdem haben wir viel Erfahrung mit der Umsetzung neuer Technologien in technisch und wirtschaftlich gut arbeitende Anlagen.
Wie sehen Ihre Pläne im Hinblick auf Portfolio- oder Standort-Erweiterungen bzw. neue Standorte aus?
Dr. M. Koncar: Ich möchte hier nicht zu sehr ins Detail gehen, nur so viel, wir wollen weiter wachsen. Geographisch geht es derzeit Richtung Osteuropa und Asien, aber auch in unseren bestehenden Tätigkeitsregionen ist durchaus noch Wachstum möglich. Portfolioerweiterungen haben wir wie oben erwähnt gerade hinter uns, hier wird es größere Schritte erst wieder mittelfristig geben.
Worin sehen Sie die größten Herausforderungen für die nächsten Jahre?
Dr. M. Koncar: Es kommt jetzt darauf an, die Innovationen der letzten Jahre zu Erfolgen zu führen.
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