News

VCI Hessen: Politik muss hessischen Industriestandort weiter stärken

Dr. Bernd Reckmann zieht durchwachsene Bilanz für 2015

20.04.2016 -

Die klassische Chemie in Hessen hat 2015 bei Produktion und Umsatz zulegen können. Die Zuwächse kamen allerdings ausschließlich aus dem Auslandsgeschäft. In der pharmazeutischen Industrie verlief das erste Halbjahr weitgehend stabil. Die zweite Jahreshälfte war von deutlichen Einbrüchen des Geschäfts gekennzeichnet. Diese durchwachsene Bilanz zog Dr. Bernd Reckmann heute für die Chemieverbände Hessen im Rahmen der Frühjahrspressekonferenz. Darüber hinaus zog der VCI-Vorsitzende eine Bilanz zur Halbzeit der Legislaturperiode des Hessischen Landtags in den für die Branche relevanten standortpolitischen Bereichen.

Die chemisch-pharmazeutische Industrie in Hessen konnte ihre Produktion im Jahr 2015 leicht steigern. Sie lag saisonbereinigt um 1,5% über dem Niveau des Vorjahres. Die Erzeugerpreise sind hingegen bereits im dritten Jahr in Folge gesunken. Sie gaben 2015 gegenüber dem Vorjahr nochmals um 2,4% nach. Seit 2012 bedeutet das einen Rückgang der Verkaufspreise um insgesamt 4,1%. Auch die Umsätze der chemisch-pharmazeutischen Industrie lagen im Jahr 2015 im Minus. Im Vergleich zum Vorjahr sanken sie um 1,3%. Die Beschäftigung hingegen hat leicht zugelegt: Die amtliche Statistik weist für 2015 eine Steigerung von 1% gegenüber dem Vorjahr aus.

Die klassische Chemie hat 2015 mit einer grundsätzlich positiven Entwicklung zum Gesamtergebnis beigetragen. Die Zuwächse sind dabei aber ausschließlich aus dem Auslandsgeschäft gekommen. Außerdem stellt das Wachstum zu einem guten Teil eine Erholung von Rückschlägen aus dem Jahr 2014 dar. „Langfristig hat der klassische Chemiebereich erst jetzt sein Vorkrisenniveau wieder erreicht“, erklärte Reckmann.

In der pharmazeutischen Industrie verlief das erste Halbjahr weitgehend stabil. Die zweite Jahreshälfte 2015 war jedoch aufgrund von Sondereffekten durch deutliche Einbrüche bei Produktion und Umsatz gekennzeichnet.

Der Ausblick 2016 für die exportorientierte chemisch-pharmazeutische Industrie ist angesichts der schwachen Dynamik im globalen Chemiegeschäft verhalten: Eine nachhaltige Belebung der Geschäftsentwicklung ist gegenwärtig laut einer aktuellen Verbandsumfrage nicht in Sicht. „Wir erwarten eine leichte Ausweitung der Produktion um 1%. Wir gehen allerdings derzeit davon aus, dass der Branchenumsatz 2016 gegenüber dem Vorjahr stagnieren wird“, so Reckmann.

Zuverlässige Rahmenbedingungen schaffen – Rohstoff Bildung fördern
Bezogen auf die landespolitischen Rahmenbedingungen betonte Reckmann in diesem Zusammenhang die notwendige Unterstützung von Schwarz-Grün zur Aufrechterhaltung der Wettbewerbsfähigkeit der Branche. Dies zeige sich zum einen deutlich in der Energiepolitik. „Die Energiewende ist die größte industriepolitische Herausforderung für die Regierungen im Bund und in den Ländern“, sagte Reckmann. „Das derzeitige Umlagesystem ist ein echter Hemmschuh für die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie im globalen Umfeld.“ In 2015 hatte die Branche rund 1 Mrd. EUR EEG-Umlage gezahlt. Sehr positiv sei in diesem Zusammenhang die Unterstützung des Landes Hessen bei der Bundesratsinitiative zur vollständigen Umlagebefreiung bestehender Anlagen bei der Eigenstromerzeugung im Februar dieses Jahres.

Die Chemieverbände bedauern, dass der hessische Bildungsgipfel nicht zu einem erfolgreichen Ende geführt worden sei, wichtige Ergebnisse daraus sollten aber in der anstehenden Schulgesetznovelle aufgegriffen werden. Aus Sicht der Industrie zählten hierzu vor allem eine verbesserte Berufsorientierung an allen Schulen sowie die Stärkung der dualen Berufsausbildung. Reckmann hob das Engagement der Branche hervor: „In diesem Jahr nutzen wir die Chance und setzen mit rund 100.000 EUR zusätzlich in der Bildungsarbeit in Hessen einen bewussten Akzent“, so der VCI-Vorsitzende.

Im Rahmen der Initiative Gesundheitsindustrie Hessen arbeite die Branche bereits beispielgebend mit der Landesregierung, der Gewerkschaft IG BCE und der Wissenschaft zusammen. Wichtig sei, dass bei der Fortsetzung des Pharma-Dialogs auf Bundesebene auch die Länder mit einbezogen würden, um bessere Ergebnisse zu erzielen.